Persönliches

Zum Tod von Hilmar Kopper

Kindliche Vorstellungen mögen zwar durchaus unangemessen erscheinen, wenn es um Existenzielles geht, aber schön sind sie doch. Wenn Hilmar Kopper, der soeben im Alter von 86 Jahren gestorben ist, in diesen trüben Tagen auf der langen Bank der Banker neben Wolke sieben Platz gefunden hat, könnte ihn Hermann Josef Abs, der da oben auch auf das Jüngste Gericht zu warten hat, gewiss gleich nach seiner ewigsten Hinterlassenschaft auf Erden fragen. Nach den Peanuts natürlich. Und Kopper würde dann auch den berühmtesten Altvorderen seines irdischen Hauses darauf hinweisen können, dass dieser sein Fauxpas zu ein paar Pleite-Milliönchen nirgends sonst in der richtig großen Bankenwelt einer gewesen wäre. Richtig. Dass aber ein Deutschbanquier in den späten neunziger Jahren ihn so nebenbei und bedenkenfrei "beging", kann vielleicht doch etwas hinterhältig erklärt werden.

Wer sich nämlich noch zu erinnern glaubt, wie gewaltig der Vorstandssprecher Alfred Herrhausen als Koppers unmittelbarer Vorgänger die deutsche Behäbigkeit der Großbank aufgescheucht hat und sie in die Zuständigkeit für das Weltgeschehen beorderte, der darf Hilmar Kopper glauben: Die Pleite des Immobilienbetrügers Schneider fiel just in die Zeit, in der auch die Deutsche Bank nur eine Zukunft als Global Player als erstrebenswert postulierte. Als angelsächsischer Global Player selbstverständlich. Die Zukunft als Investmentbank dieses Anspruchs und dieses Zuschnitts mit ihren aus heutiger Sicht so bedenklichen Großfunktionen sind gewiss auch Hilmar Kopper anzulasten. Auch er hat sich geirrt. Und dieser "historische Irrtum" belastet die letzte deutsche Großbank streng genommen bis heute.

Dabei entbehrt es nicht der Pointe ihrer immer noch fortzusetzenden "Neuaufstellung" in den letzten und in den folgenden Jahren, dass der Macher jetzt wieder jemand ist, der die Bank von Jugend an kennt. Ein Eigengewächs also wiederum. Kopper hat aber darüber hinaus direkte Erfahrungen im niederrheinischen Sparkassenwesen gehabt. Als ihn einst Hans-Peter Krämer als Vorstandschef der Kreissparkasse Köln zu einem Diskussionsabend einlud, strotzte er geradezu vor Sympathieworten für die öffentlich-rechtliche Konkurrenz, die doch Kollege Rolf E. Breuer gerade als "Krebsgeschwür" des nationalen Bankwesens diffamiert hatte.

Hilmar Kopper ist mit seiner ostelbischen Gestalt nicht ungerne ein auffallender Zeitgenosse gewesen. Wenn er bei den Kreditpolitischen Tagungen dieser Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen sehr gemessenen Schrittes durch den Hermann-Josef-Abs-Saal der alten Deutschen Bank ging, wussten er und das Auditorium, wer der Hausherr war. Aber auch dieses: Als bei einer der großen Bilanzpressekonferenzen die ganze Akkustik des feinen Hauses zusammenbrach, hat er sich auf die Treppenstufen der Bühne gesetzt - und um Kaffee gebeten. Die verantwortliche Orga für den Technikausfall soll dem Vernehmen nach zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr zu den Bankmitarbeitern gehört haben.

Bis in die jüngsten Tage hinein erscheinen jetzt Nachrufe zu den außerordentlich intensiven Mitgliedschaften und Ehrenämtern, die Hilmar Kopper auf sich genommen hat. Klar, ein Großbanker, voll im "Netzwerk" zu Geld und Einfluss, der ziert. Aber er wusste und wollte immer auch etwas einbringen. Auch diese Redaktion ist ihm nicht nur zu Dank verpflichtet. Sondern sie dankt ihm. K.O.

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