Sparkassen III

Überflutungsgefahr

Quelle: Ostdeutscher Sparkassenverband

Das zugrunde liegende Problem wäre nicht nur Corona gewesen, betonte Verbandspräsident Dr. Michael Ermrich. Vielmehr noch hätten die Geldpolitik und die überzogene Regulierung den 45 Mitgliedssparkassen des Ostdeutschen Sparkassenverbandes im vergangenen Jahr zu schaffen gemacht. Denn alles gemeinsam führte zu einem Rückgang des Betriebsergebnisses vor Bewertung der Institute um 45 Millionen Euro auf 1,15 Milliarden Euro. Bereits die beiden Jahre vor der Pandemie zeigten einen rückläufigen Trend: 2018 sank das Betriebsergebnis um 65 Millionen Euro, 2018 um 56 Millionen Euro, also jeweils stärker als 2020. Der Rückgang des um 70,3 Millionen Euro auf 2,05 Milliarden Euro gesunkenen Zinsüberschusses konnte weder vom leichten Anstieg des Provisionsergebnisses, das um 8 Millionen Euro auf 902 Millionen Euro zulegte, noch vom verringerten Verwaltungsaufwand, der durch Prozessoptimierung und Digitalisierung um 19 Millionen Euro auf 1,8 Milliarden Euro gedrückt werden konnte, aufgefangen werden.

Es zeigt sich also auch im Osten Deutschlands, dass selbst die nennenswerten Vertriebserfolge nicht mehr zur Stabilisierung der Ergebnisse ausreichen. Denn das Kreditneugeschäft der Ostsparkassen legte 2020 um satte 18,6 Prozent auf 13,8 Milliarden Euro zu, das höchste der vergangenen 15 Jahre, wie Verbandsgeschäftsführer Wolfgang Zender anführte. Hiervon entfielen 7,2 Milliarden Euro auf Geschäftskunden und 6,1 Milliarden Euro auf Privatkunden. Allerdings bedeutet dies für das gesamte Kreditvolumen gerade mal einen Zuwachs um 4,5 Milliarden Euro auf 65,5 Milliarden Euro. Den durch Tilgung und Abschreibung alter, besser verzinster Kredite verursachten Margenrückgang mit mehr neuen, niedriger verzinsten Krediten auffangen zu wollen, ist auf Dauer ein nahezu aussichtsloses Unterfangen. Entsprechend kritisch müssen die Verbandsvertreter die Geldpolitik und die Regulatorik sehen.

Denn auch von dieser Seite droht neue Gefahr für die Banken, aber vor allem auch für deren Kunden. Die geplante Umsetzung von Basel III in nationales Recht werde tendenziell dazu führen, dass langfristige Kredite mit mehr Eigenkapital zu unterlegen seien und teurer würden, warnten Ermrich und Zender. Dies stelle die sichere Versorgung mit Liquidität und die Stabilität des deutschen Wirtschaftssystems infrage. Wenn nun die Kreditwürdigkeit der Unternehmen durch die Pandemie noch leiden sollte und sie höhere Zinsen zahlen müssten, könnte die Nachfrage nach Krediten wieder sinken und die bekanntermaßen passivlastigen Ostsparkassen gewissermaßen in stark gestiegenen Einlagen ersticken.

Diese sind nämlich 2020 um 10,5 Milliarden Euro auf insgesamt 120,3 Milliarden Euro gestiegen, wodurch der Einlagenüberhang auf fast 55 Milliarden Euro angewachsen ist. Im Vorjahreszeitraum war lediglich ein Zuwachs um 5,6 Milliarden Euro verzeichnet worden. Ein Grund sei, dass viele Menschen während der Pandemie ihr Geld auf kurzfristig abrufbaren Konten lagern wollten, um schneller auf die Eventualitäten einer Krise reagieren zu können. Zweiter Grund aber sei "vagabundierendes Spargeld", wie es Zender nannte, welches von Konten bei anderen Banken, die ein Verwahrentgelt verlangen, zu den Sparkassen verlagert wurde, da diese ihren Kunden den Strafzins bislang noch zum Großteil erspart haben. Diesem schieben die meisten Mitgliedssparkassen einen Riegel vor, indem sie in den vergangenen Monaten dazu übergegangen sind, von Neukunden solche Strafzinsen zu verlangen, wenn das Geld nur geparkt werden soll. Schwieriger ist es bei den Bestandskunden. Hier versuchen die Institute die Mittel durch Beratung in andere Anlagenformen zu lenken, was gut gelingt, aber nicht ausreicht.

Mit eingeschränkter Manövrierfähigkeit bei dem stetig wachsenden Problem der Einlagen und schwierigen Kreditvergabe wäre ein Ausweg eine andere Ausrichtung des Geschäftsmodells. Eine solche müsste aber immer gegen den öffentlichen Auftrag, und damit eine eher konservative Erwartung an Geldversorgung und Spargedanken abgewogen werden. Aus einer Sparkasse kann keine aggressive Investmentbank gemacht werden. Daher aber die Frage an Sparkassen und die Politik gleichermaßen: Wo soll es hingehen?

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