Sparkassen II

Unmut über Untätigkeit der EZB wächst

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Natürlich ging es auch bei der Präsentation der Zahlen der niedersächsischen Sparkassen zunächst um das große Ganze, verbunden mit einem Seitenhieb auf die Europäische Zentralbank. Durch die Urkaine-Krise werde auch die Inflation weiter angeheizt, bei gleichzeitig zu erwartenden konjunkturell bremsenden Auswirkungen der Sanktionen. Laut Thomas Mang, Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen, räche sich jetzt die jahrelange Untätigkeit der Währungshüter. Er forderte da her nun eine klare Kommunikationspolitik der EZB.

Klar kommuniziert hat auch Mang, und zwar seinen Unmut. So echauffierte er sich beispielsweise, dass der Staat versuche, Nachhaltigkeit über die Stigmatisierung durch NGOs und über Regulierungsbehörden zu erzwingen. Doch, so Mang, werde die bürokratische Umsetzung dann meist von der Realität eingeholt und erweise sich oftmals als kontraproduktiv und setze falsche Akzente. Auch sei die Unterscheidung zwischen Gut und Böse "kompletter Unsinn", wie nun die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste 180-Grad-Wende in der Rüstungsfrage oder die neuen energiepolitischen Handlungsnotwendigkeiten beweisen würden. Mit dieser Meinung dürfte Mang nicht allein dastehen.

Doch natürlich ging es dann auch um das Eigentliche: den Geschäftsverlauf der Sparkassen im Verband. Und da lief einiges, aber nicht alles, erfreulich. Die Kreditneuzusagen über alle Kundengruppen hinweg betrugen 2021 demnach knapp 20 Milliarden Euro, wie im Vorjahr auch. Dennoch erhöhte sich der Gesamtkreditbestand im Berichtsjahr um 6 Prozent beziehungsweise 5 Milliarden Euro auf 95 Milliarden Euro. Im Privatkundenbereich war dabei erneut der ungebrochene Trend zum Immobilienerwerb wichtigster Treiber - allein 7 Milliarden Euro der Kreditneuzusagen fielen in diesem Segment an.

Allerdings stehen erneut dem Anstieg des Kreditbestands um 5 Milliarden Euro ein noch höherer Zuwachs der Kundeneinlagen gegenüber. Diese wuchsen um 6 Milliarden Euro und erreichten erstmals die Marke von 100 Milliarden Euro. Damit ist der Einlagenüberhang erneut um eine Milliarde Euro größer geworden. Mang betonte daher auch, dass Bilanzsummenwachstum an sich kein Wert sei, sondern dass es auf die Ausgewogenheit ankäme.

Wie sich schon bei vielen anderen regionalen Verbänden und Einzelinstituten angedeutet hat, konnten auch die Sparkassen in Niedersachsen von einem Boom des Wertpapiergeschäfts im Jahr 2021 profitieren. Der Nettoabsatz stieg um 50 Prozent beziehungsweise 800 Millionen Euro auf 2,5 Milliarden Euro. Dadurch konnte das Provisionsergebnis um 30 Millionen Euro gesteigert werden und damit der bei deutschen Kreditinstituten in den vergangenen Jahren fast schon übliche Rückgang des Zinsüberschusses - in Höhe von 13 Millionen Euro - deutlich überkompensiert werden. Allerdings gelang das laut Mang 2021 erstmals. "Deutlich gestiegen" sind hingegen die Sachaufwendungen - trotz einer um 7 Prozent gesunkenen Anzahl der Geschäftsstellen. Das führte Mang vor allem auf die Erhöhung der Bankenabgabe und einen Anstieg der IT-Aufwendungen zurück. Insgesamt blieb damit das Betriebsergebnis vor Bewertung konstant bei 870 Millionen Euro. Der Bewertungsaufwand war demnach im Kredit- und Wertpapiergeschäft "deutlich geringer". Eine Entwicklung, von der die niedersächsischen Sparkassen im kommenden Jahr aufgrund der Ereignisse wohl nicht mehr zehren werden können.

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