Vermögensanlage

Vermögende Mittelschicht wächst kräftig

Quelle: Allianz

Euro-Einführung, Dotcom-Blase, Finanzkrise. Das neue Jahrtausend startete wahrlich bewegt. Und dennoch wirtschaftlich ausgesprochen erfolgreich. Das weltweite BIP stieg stetig auf zuletzt fast 80 Billionen US-Dollar, 2018 wird der Sprung nahe an die 90 Billionen US-Dollar erwartet. Die Arbeitslosenzahl ist trotz zahlreicher Krisen und Kriege relativ konstant bei etwa 200 Millionen Beschäftigungslosen geblieben, mit all der Vorsicht, die der Genauigkeit einer solchen Erfassung entgegengebracht werden muss. Das schlägt sich auch in wachsendem Wohlstand nieder. 2,5 Milliarden Menschen, also rund eine Drittel der Erdbevölkerung, verfügt nach Abzug aller Schulden über ein Geldvermögen von knapp 3 000 Euro. Das sind zehnmal so viele wie zur Jahrtausendwende. Im gleichen Zeitraum sind laut "Allianz Global Wealth Report 2018" 600 Millionen Aufsteiger in die globale Vermögensmittelklasse zu verzeichnen. Das sind laut Definition der Allianz Menschen mit einem Netto-Vermögen von 7 600 Euro bis 45 600 Euro. Insgesamt zählen inzwischen nahezu 1,1 Milliarden Menschen zu dieser Schicht, um die Jahrtausendwende war es noch weniger als die Hälfte.

Allerdings ist die Ausweitung sehr einseitig verteilt, denn von den 600 Millionen "Neuzugängen" kommen 500 Millionen aus China. Auf die Regionen Westeuropa, Nordamerika oder Japan entfällt heute nur noch ein Anteil von einem Viertel der globalen Vermögensmittelklasse. Das zeigt, wie sehr gerade die aufstrebenden Industrieländer von der Globalisierung in den vergangenen zwanzig Jahren profitiert haben. Und auch weiter profitieren werden.

Allerdings führt dieses enorme Wachstum der Mittelschicht nur bedingt zu einer Verringerung der Schere zwischen arm und reich. Zwar geht die Entwicklung in die richtige Richtung. Im Jahr 2000 vereinten die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung rund 90,3 Prozent des Gesamtvermögens auf sich, 2017 sind es "nur" noch 78,9 Prozent. Für die untere Bevölkerungshälfte, rund 2,5 Milliarden Menschen, verbleiben nach Berechnungen der Allianz aber immer noch weniger als 1 Prozent. Allerdings weisen die Autoren der Studie darauf hin, dass gerade diese Zahlen mit Vorsicht zu interpretieren sind. Denn zur Gruppe der Vermögensärmsten zählen auch viele verschuldete Personen aus den reichsten Ländern, beispielsweise aus Skandinavien. In Dänemark und Schweden weisen bis zu 30 Prozent der Bevölkerung höhere Verbindlichkeiten als Geldvermögen auf. In der Regel dürften den hohen Schulden dort aber auch Sachwerte, vor allem Immobilien, gegenüberstehen.

Neben der Globalisierung spielt natürlich die Geldpolitik eine entscheidende Rolle für die positive Vermögensentwicklung. Allerdings neigt sich die allzu expansive Phase mehr und mehr ihrem Ende zu. Die amerikanische Notenbank Fed dreht bekanntlich schon kräftig an der Zinsschraube, sehr zum Unwillen des US-Präsidenten, und auch in Europa leitet die EZB die Zinswende ganz langsam ein. Das gepaart mit den zunehmenden politischen und Handelskonflikten wird nicht ohne Folgen bleiben. Für Staaten, die dann höhere Refinanzierungskosten tragen müssen bei noch niedrigen Zinserträgen ebenso wie für die Sparer, die tendenziell eher profitieren werden. Das bremst natürlich wiederum die Hoffnung der Volkswirte und vor allem auch der Anlageberater in den Banken und Sparkassen, die ganz langsam einen Bewusstseinswandel bei den deutschen Anlegern festzustellen versuchen. Denn wenn schon die Jahre mit Null- oder Negativzins aus den Deutschen kein Volk der Aktiensparer gemacht haben, werden es Zeiten mit wieder steigenden Erträgen aus den Banksparbüchern wohl kaum schaffen.

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