Kreditgenossenschaften

Vorbild Frankfurt?

Foto: Taunus Sparkasse/Frankfurter Volksbank

Es ist erst wenige Monate her, seit die Frankfurter Volksbank und die Taunus Sparkasse ihre Kooperation in Sachen Filialnetz bekannt gegeben haben. Da ist es natürlich noch zu früh, um eine echte Bewertung des gemeinsamen Betriebs von Filialen vornehmen zu können. Und doch wird das Modell angesichts der zunehmenden Herausforderung, Kunden einerseits einen stationären Anlaufpunkt bieten und gleichzeitig viel in die Digitalisierung und das Online-Bankgeschäft investieren zu müssen, schon als Vorbild für Primärbanken in ganz Deutschland gesehen. "Die gemeinsame FinanzPunkt-Initiative mit der Taunus Sparkasse hat bundesweit Aufsehen erregt. Sogar ausländische Banken haben sich bei uns über die FinanzPunkte erkundigt", weiß Eva Wunsch-Weber, Vorstandschefin der Frankfurter Volksbank, zu berichten.

Erste Nachahmer gibt es schon: Die Sparkasse Darmstadt und die Volksbank Darmstadt-Südhessen werden künftig in einer "verbundübergreifenden Kooperation" zusammenarbeiten. Wie bei den FinanzPunkten im Rhein-Main-Gebiet wird noch in diesem Jahr an bis zu sieben Standorten jeweils an zwei Tagen die Sparkasse ihre Pforten öffnen und an zwei Tagen die Volksbank. Und die Volksbank-Raiffeisenbank Bad Kissingen und die Sparkasse Bad Kissingen, die schon seit 2010 das Geldautomatennetz gemeinsam nutzen und seit einigen Jahren schon auch Filialen gemeinsam nutzen, werden sich ab Mitte des Jahres an zwei Standorten abwechselnd die Gebäude teilen, um dort gemeinsam das Filialgeschäft betreiben. So lässt sich eine Präsenz in der Fläche auf jeden Fall kostengünstiger aufrechterhalten als in alleiniger Regie. Entsprechend deutete Wunsch- Weber auch schon eine ähnlich gelagerte Zusammenarbeit mit "möglichen weiteren Kooperationspartnern" an.

Auch an vielen anderen Stellen kann die Frankfurter Volksbank als Vorbild gelten: Kein anderes genossenschaftliches Institut hat so oft fusioniert und das derart geräuschlos abgewickelt wie die Frankfurter, zunächst unter Hans-Joachim Tonnellier, nun unter seiner Nachfolgerin Eva Wunsch-Weber. Der jüngste Zusammenschluss mit der Vereinigten Volksbank Maingau und der Volksbank Griesheim konnten wiederum früher als geplant abgeschlossen werden, mit außerordentlichem Erfolg, wie der frühere Vorstandsvorsitzende aus Maingau und amtierende Vorstand der Frankfurter Volksbank, Michael Menger, feststellt.

Umso bemerkenswerter ist dabei, dass es der Frankfurter Volksbank in diesem Jahr der großen Veränderungen, mit Integration und Investition, gelungen ist, den Verwaltungsaufwand um 5,5 Prozent auf 177,8 Millionen Euro zu senken, was vor allem den Einsparungen beim Personalaufwand geschuldet ist. Es wurde ein mittlerer einstelliger Millionenbetrag in Modernisierungen gesteckt. Trotz eines kräftigen Einlagenüberhangs, der jährlich mit einem niedrigen einstelligen Millionenbetrag belastet, sieht die Vorstandsvorsitzende derzeit noch keinerlei Notwendigkeit für Verwahrentgelte.

Die Aufwand-Ertrag-Relation verbesserte sich von 68 auf 65 Prozent. Das Ergebnis nach Bewertung lag mit 95 Millionen Euro um knapp fünf Millionen über dem Vorjahresniveau. Die Reserven wurden mit etwa 50 Millionen Euro kräftig gestärkt. Und mit 15 Millionen Euro wurde ein wesentlicher Teil der zukünftigen Belastungen aus der ab 2021 erforderlichen Zuführung zu den Pauschalwertberichtigungen nach dem neuen Rechnungslegungsstandard ebenfalls schon im abgelaufenen Geschäftsjahr verarbeitet. Es wurden netto 2 000 neue Kunden gewonnen und mit über 250 000 Mitgliedern sind die Frankfurter bereits heute die mitgliederstärkste Volksbank in der Bundesrepublik. An all dem gemessen kann man sicher von einem Vorbild für das erfolgreiche Betreiben einer kerngesunden Primärbank sprechen.

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