Sparkassen I

Westfälische Warnungen und Wünsche

Quelle: Sparkassenverband Westfalen-Lippe

Die Sparkassen sind Kummer gewohnt. Denn niedrige Zinsen und eine auf internationale Großbanken ausgerichtete Regulierung belasten die Institute schon seit mehreren Jahren. Darauf hat man sich im Norden und Süden, im Osten und im Westen der Bundesrepublik mehr oder weniger gut eingestellt, auch wenn die Erosion der Zinsüberschüsse zunehmend zum Problem wird. Besserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Der explosionsartige Anstieg der Staatsverschuldung in allen Ländern Europas macht eine Zinswende auf viele Jahre hin zum Wunschdenken. Das ist gefährlich. Denn diese Art der Geldpolitik kostet die Banken und Sparkassen richtig Geld. Liane Buchholz, Präsidentin des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe, hat es vorgerechnet: 11,7 Milliarden Euro überschüssige Liquidität mussten ihre Mitgliedssparkassen im vergangenen Jahr bei der EZB parken, was weit über die Freibeträge hinausgeht, und dafür Strafzinsen in Höhe von 11 Millionen Euro zahlen.

Das Problem hierbei sind die enormen Kundeneinlagen, die durch die mit der Corona-Pandemie verbundene Unsicherheit den Turbo gezündet haben. Der Zuwachs in Westfalen-Lippe im vergangenen Jahr betrug 9,4 Milliarden Euro auf 113 Milliarden Euro. Die Folgerungen der Präsidentin: Erstens müsse man über die Erhöhung der eineinhalb Jahre alten Freibeträge nachdenken, die angesichts der aktuellen Lage nicht mehr angemessen sind. Zweitens würden auch die Sparkassen mehr und mehr gezwungen, Verwahrentgelte als Teil der Geschäftspolitik ins Auge zu fassen.

Zweiter Belastungsfaktor: Die Einlagensicherung schlägt mit weiteren 0,8 Prozent der Verbindlichkeiten gegenüber Kunden zu Buche. Und gerade diese Institutssicherung der Sparkassen, die auf mehrere regionale Töpfe verteilt ist, ist der EZB und der nationalen Aufsicht ein Dorn im Auge. Die geforderte Überarbeitung würde den Beitrag sicherlich anwachsen lassen, siehe das Beispiel der Kreditgenossenschaften, die neben der bestehenden Einlagensicherung einen zweiten, EU-rechtskonformen Topf bis 2025 aufbauen. Buchholz zeigt sich zwar "recht zuversichtlich, dass wir bei der EZB Verständnis für die kommunalen und regionalen Besonderheiten der Sparkassen-Finanzgruppe wecken können". Aber es müssten wohl zusätzliche Mittel bereitgestellt werden.

Die WLSGV-Präsidentin fasst die gegenwärtigen Rahmenbedingungen kurz und prägnant zusammen: "Das macht eine auf Zinsen ausgerichtete Geschäftspolitik schwierig, wenn nicht sogar unmöglich." Doch genau diese Politik versprach über Jahrzehnte den Erfolg. Und von dieser Politik wird man sich auch nicht so einfach verabschieden können. Entsprechend muss die Sparkassen-Organisation andere Wege gehen. Und auch wenn derzeit natürlich für strategische Fragen wie die Konsolidierung innerhalb des Sektors oder das S-Spitzeninstitut im anstrengenden und auf Distanz ausgelegten Corona-Alltag zu wenig Zeit ist, müssen diese Themen schnell angegangen werden. Denn die Sparkassen brauchen spürbare Effizienzgewinne. Buchholz hat auch dafür gleich ein Beispiel geliefert. So erzielen die noch verbliebenen acht Landesbausparkassen mit gut 30 Milliarden Euro in etwa das gleiche Bausparneugeschäft wie der zentrale Dienstleister der genossenschaftlichen Finanzgruppe, die Bausparkasse Schwäbisch Hall. Allerdings benötigten diese dafür rund 500 Millionen höhere Verwaltungsaufwendungen. Das ließe sich durch eine Zusammenlegung natürlich ändern. Und mit der LBS West haben die westfälisch-lippischen Sparkassen eine sehr erfolgreiche Bausparkasse, die sich als Nukleus anbieten würde. Vielleicht reicht der Druck dieses Mal aus, denn Beobachter wissen sehr wohl seit vielen Jahren um dieses Thema und auch um die schwierigen Eigentümerfragen und -wünsche in der S-Organisation.

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