Gewiss grässlich hätte den einstigen Nestor der Immobilienbewertung in der Bundesrepublik und speziell der Feststellung des "richtigen" Beleihungswertes im Immobilienkredit erbost, welcher Unsinn jetzt gerade zeitgemäß probiert wird: die weitestgehende Vernachlässigung von Ertragswerten (und Substanzwerten) in der Praxis der privaten Immobilienbeleihung zugunsten der persönlichen Schuldentilgungsfähigkeit. Konrad Rüchardt, der eben im gesegneten Alter von neunzig Jahren gestorben ist, hätte den Bankenverbänden jetzt mühelos gepfefferte Stellungnahmen zu den falschen Überbetonungen der "weichen Faktoren" in der Kreditpraxis liefern können. Aber vielleicht findet sich in den Positionen der Verbände gegenüber den Berliner und Brüsseler Vorgaben sogar noch ein Rüchardt-Zitat.
Denn zur Sache geschrieben hat der Ur-Münchener Rüchardt als fast lebenslanger Hypothekarier wirklich eine Menge: Aufsätze und Kolumnen im "Langfristigen Kredit" und in der "Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen", Vorträge beim "Juniorentreffen" in Bad Kissingen, Taschenbücher zum Beleihungswert im Verlag Fritz Knapp, Handbücher zum Real- und Kommunalkredit und zum Haus- und Grundbesitz in vielen Auflagen.
An der TU Weihenstephan hatte Rüchardt einst Landwirtschaft studiert und war dort auch promoviert worden, ist dann zur Bank seines Lebens, der BV, gekommen, von ihr zur Tochter Bayerische Handelsbank, die er seit 1984 als Vorstandssprecher führte. Und für Bewertungsfragen war er seit 1962 (Landwirtschaft) und 1964 (allgemein) öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger. Der Knapp-Verlag konnte mit seinem Rat den Richardi-Verlag übernehmen und ausbauen. Sein scharfer Verstand und sein nachhaltiger Reichtum an listigen Themenstellungen haben uns immer geholfen.
Redaktion und Verlag trauern um ihren Mitherausgeber Dr. Konrad Rüchardt.