Bargeldversorgung

Neuer Druck auf die Girocard-Konditionen?

Noch sind diejenigen Sparkassen, die zumindest bei gewissen Kontomodellen die gebührenfreie Bargeldversorgung, einschränken, deutlich in der Minderheit. Und doch ist es gut möglich, dass ihr Beispiel Schule macht und es zu einem grundsätzlichen Paradigmenwechsel in Sachen Bargeldversorgung kommt und Kreditinstitute ihren Kunden diesen Service künftig nicht mehr selbstverständlich kostenfrei anbieten. In einer Zeit, in der über Einschränkungen der Bargeldnutzung diskutiert wird, ist dies ein sensibler Punkt, obwohl ein dichtes Geldautomatennetz längst nicht mehr die gleiche Bedeutung hat, wie es sie noch vor zehn Jahren hatte. Dazu trägt zum einen der zwar langsam, aber doch kontinuierlich wachsende Anteil bargeldloser Bezahlvorgänge bei, zum anderen kommen die immer besseren Möglichkeiten zur Bargeldversorgung im Einzelhandel zum Tragen.

Sollte eine unbegrenzte kostenlose Bargeldversorgung zumindest für Kunden mit kostenlosen oder preiswerten Basis-Kontomodellen zum Auslaufmodell werden, dann sind verschiedene Entwicklungen denkbar. Einige Kunden werden vermehrt bargeldlos zahlen und auch im privaten Bereich das Bargeld etwa durch Geldsendefunktionen in ihren Banking-Apps ersetzen. Andere werden verstärkt auf Ladenkassen als Auszahlstellen zurückgreifen. Das Geldautomatennetz könnte in einigen Jahren spürbar schrumpfen.

Die Perspektive, den Kostenblock Bargeldversorgung durch neue Entgelte in Grenzen zu halten, mag für die Kreditwirtschaft durchaus verlockend sein. Im Einzelhandel wird diese Perspektive aber möglicherweise anders betrachtet. Dessen Bargeldbestände sind - vor allem, wenn der Bargeldanteil an den Umsätzen weiter sinkt - irgendwann vielleicht nicht mehr ausreichend, um die Nachfrage nach Auszahlungen zu befriedigen. Händler müssten dann möglicherweise entweder mehr Bargeld vorhalten, als sie für ihr Tagesgeschäft brauchen, oder Auszahlwünsche ihrer Kunden bisweilen auch ablehnen. In den Händlerbedingungen für die Teilnahme am Electronic-cash-System der deutschen Kreditwirtschaft ist dies implizit vorgesehen. Denn dort heißt es "Dabei kann der Händler den jeweiligen Bargeldbestand in der Kasse berücksichtigen." Wünschenswert wäre ein solches Szenario auch aus Sicht des Handels sicher nicht. Denn das damit verbundene negative Kundenerlebnis wäre dem Geschäft sicher abträglich.

Zu Bargeldengpässen kommen wird es deshalb vermutlich nicht. Der Handel könnte aber irgendwann die Frage stellen, warum die Kosten der Bargeldversorgung der Verbraucher eigentlich von den Banken auf den Einzelhandel verlagert werden sollen. In dem Maße, wie Kunden, die bei ihrer Hausbank für Barabhebungen ein Entgelt entrichten müssen, verstärkt auf Cash-Back im Rahmen einer Girocard-Zahlung zurückgreifen, dürfte somit auch der Druck auf die Girocard-Konditionen wieder wachsen. Red.

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