Co-Branding

Schwieriges Portfolio

Co-Branding-Kreditkarten, vor allem solche, die ohne Jahresgebühr angeboten werden, sind die Klassiker unter den Stand-alone-Produkten. Das macht sie in Zeiten der Interchange-Regulierung nicht attraktiver. Schließlich dürfte unter den Gratiskarten der Anteil der Nicht- oder Wenignutzer höher sein als unter solchen mit vergleichsweise hoher Jahresgebühr. Und wenn die Kunden ihre übrigen Bankgeschäfte mit einem anderen Kreditinstitut abwickeln, wird das Cross-Selling für den Kartenemittenten dadurch nicht einfacher.

Doch eben das will die Commerzbank mit der Tchibo-Kreditkarte versuchen. Zwar zählt man auch jene Kunden, die nur über den zu Jahresbeginn 2017 vollzogenen Wechsel des Tchibo-Card-Portfolios von der Targobank zur Commerzbank gekommen sind, zu den "echten" Commerzbank-Kunden. Und doch sind es gerade die Möglichkeiten des Cross-Sellings sowie geplante gemeinsame Vertriebsaktionen mit dem Co-Branding-Partner, die das Portfolio für die Bank interessant machen, so Commerzbank-Vorstand Michael Mandel.

Dabei wird die neue "Marketing-Maschine" zur automatisierten Kundenansprache vermutlich helfen. Und doch ist es längst nicht ausgemacht, dass die reinen Kartenkunden auf solche Ansprache anspringen oder überhaupt ihr Einverständnis dafür geben. Denn ein solches Opt-in will die Commerzbank eigenen Angaben zufolge zur Voraussetzung für die automatisierte Ansprache von Interessenten und künftig auch Bestandskunden (zu denen die Tchibo-Card-Inhaber zählen) machen. Und ob den gemeinsamen Vertriebsaktionen mit Tchibo eine große Zukunft beschieden ist, wird sich auch erst noch erweisen müssen. Dass solche gemeinsamen Aktionen von Banken und Partnern aus dem Einzelhandel in letzter Zeit gänzlich außer Mode gekommen sind, war ja kein reiner Zufall.

Der Commerzbank wäre es zu wünschen, dass ihre Erwartungen sich erfüllen. Im aktuellen Umfeld ein Portfolio von Kreditkarten zu übernehmen, das dauerhaft ohne Jahresgebühr angeboten wird, ist schließlich mindestens herausfordernd. Abschaffen können wird man den in der Kundenkommunikation erneut betonten Verzicht auf die Jahresgebühr schwerlich. Sollte sich das Portfolio nicht rechnen, bliebe sonst nur noch, sich gänzlich davon zu trennen. Ob Tchibo dann erneut einen anderen Emittenten fände, ist wohl eher ungewiss.

Einstweilen bietet die Tchibo Card zumindest Ansatzpunkte fürs Marketing. Und: Weil auch die Stand-alone-Kunden als echte Kunden der Bank gezählt werden, lässt sich die Zahl der Neukunden damit prima aufhübschen. Red.

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