ABG: Wünsche und Perpektiven

Philipp Otto

Foto: Fritz Knapp Verlag

Bezahlbarer Wohnraum, nachhaltige Gestaltung und Entwicklung von Städten und Gemeinden, neue Förderkonzepte, zeitgemäße steuer- und finanzpolitische Rahmenbedingungen, weniger Bürokratie, schnellere Baubewilligungen ... die Liste mit den Wünschen der Vertreter der Immobilienwirtschaft an eine neue Bundesregierung ist lang. Und in Summe wenig überraschend, denn in dieser oder ähnlicher Form war das auch vor vergangenen Bundestagswahlen zu hören und zu lesen. Das mag daran liegen, dass die Wünsche schwer zu erfüllen sind. Es mag aber vielleicht auch schlicht an mangelnder Aufmerksamkeit und Wertschätzung für eine Branche liegen, die für Deutschlands Volkswirtschaft zweifelsohne wichtig ist.

Ob ein eigenständiges Bauministerium, wie es von Verbänden und auch Gewerkschaften seit längerem gefordert wird, hier endlich Abhilfe schaffen könnte? Ulrich Höller, Geschäfts führender Gesellschafter der ABG Real Estate Group, ist sich sicher: "Wir brauchen einen echten deutschen Bauminister! Ich finde es schade, dass einer Branche von solch großer Bedeutung nicht die ihr zustehende Aufmerksamkeit geschenkt wird", sagte er in einer Journalistenrunde. Höller stellt zudem ein starkes Misstrauen der Politik gegenüber der Immobilienwirtschaft fest, was zu starken Regulierungen geführt habe.

Das ist kontraproduktiv. Denn "die großen klimapolitischen und immobilienwirtschaftlichen Herausforderungen können nur partnerschaftlich gemeinsam gelöst werden", so der AGB-Chef. Dabei sieht Höller in allererster Linie die Stadtentwicklung als Kernaufgabe. Das Problem seien Monokulturen aus viel Einzelhandel inklusive Warenhäusern, die über Jahrzehnte entstanden wären. Diese müssten schnell zugunsten einer breiten Nutzungsvielfalt und verstärkter Quartiersentwicklung aufgelöst werden. Der Pandemie kann der ABG-Chef sogar ein klein wenig Gutes abgewinnen. "Ich habe die Hoffnung, dass Leistung wieder etwas höher geschätzt wird. Es zeigt sich, dass sich gewisse Usancen am Markt bereits ein wenig bereinigen", so Höller. Dazu trage auch bei, dass die reine Fremdfinanzierung über Banken schwieriger geworden sei. Aber alternative Finanzierungsquellen sind keineswegs versiegt, sodass der Immobilienspezialist nicht von einem dramatischen Einbruch der Preise ausgeht. Und betroffen sind wenn, dann auch wohl nur diejenigen, die zu spät eingestiegen sind und Büroimmobilien für das 38-Fache der Jahresnettomieteinnahme gekauft hätten.

Mit der Entwicklung der AGB zeigt sich Höller zufrieden. Derzeit hat der Developer 16 Projekte im Volumen von 2,7 Milliarden Euro in der Pipeline, davon neun im Bau. Man habe auch ein bisschen Glück gehabt, und davon profitiert, dass während der etwas schwierigeren Corona-Monate kein Projekt fertigstellt wurde. Der Ausbau des Geschäfts weg von reinem Development hin zu einem Bestandsinvestor unter Beteiligung anderer institutioneller Investoren, den Höller schnell nach seinem Einstieg auf den Weg gebracht hat, läuft ebenfalls gut an. Bislang wurden über die ABG Capital erste Core- und Value Add-Transaktionen über rund 300 Millionen Euro angestoßen, ausschließlich als Einzel- oder Club Deals. Mittelfristig strebt Höller aber auch Fondskonstrukte an. Dass die ABG Capital Abnehmer der von der ABG Development entwickelten Projekte werde, sei nicht geplant - aber im Einzelfall wollte Höller das nicht ausschließen, schließlich sei er Unternehmer. P.O.

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