Anlegernot macht Small bigger

Quelle: Expo Real

Auf der Expo Real hatte man den Eindruck, dass sie eher Not als Hype sind, die Assetklassen Studenten-, Micro-Apartments und betreutes Wohnen. Euphorie blieb jedenfalls bei den meisten Messeteilnehmern aus. Aber welche Alternative haben insbesondere institutionelle Investoren? Während Immobilien beispielsweise auf dem Gewerbeinvestmentmarkt so teuer waren wie noch nie und die Investorennachfrage nach wie vor nicht nachgibt, weichen Kapitalanleger bei der Suche nach Wohnimmobilien auf B- und C- Städte sowie eben auf die oben genannten Assetklassen aus. Auch bei Projektentwicklungen gehen mittlerweile sechs Prozent der Investitionen in Sonderformen wie Studentenwohnheime und Micro-Apartments.

Keine Frage, Wohnraum für Studierende wird insbesondere in A-Städten massiv nachgefragt, da der Mietmarkt bekanntlich sehr angespannt ist. Aber wird die studentische Nachfrage so hoch bleiben? Einiges spricht dagegen. Eine Studie der Berlin Hyp AG geht von einem baldigen Rückgang der Studienanfänger im Land und damit verbunden von einer sinkenden Nachfrage aus. Darüber hinaus darf man nicht außer Acht lassen, dass durch die Wiederverlängerung der gymnasialen Schulzeit in den "alten" Bundesländern auch kurzfristig Lücken entstehen. Die Hoffnung der Bauherren und Investoren ist natürlich, dass diese Rückgänge durch mehr internationale Studenten ausgeglichen werden. Das geht allerdings in den Bereich der Spekulation. Eine Studie des Statistischen Bundesamtes sagt bis 2030 einen Rückgang der Zahl der Studienanfänger um etwa 60 000 auf 450 000 voraus. Mietsteigerungen in diesem Segment sind also keinesfalls ein Selbstläufer. Nichtsdestotrotz wird sich in den 70 größten deutschen Universitätsstädten das jetzige Angebot von 68 500 Wohnplätzen privater Anbieter bis 2020 auf rund 110 000 Plätze erhöhen. Als Anfangsrenditen weißt die Berlin-Hyp-Studie Werte zwischen relativ attraktiven 3,8 und 4,3 Prozent aus. Das wiederum ist im Jahre 2017 sehr attraktiv.

Kleine Wohnapartments bieten dagegen durchaus eine im Vergleich sicherere Anlagemöglichkeit. Denn zwischen Wohnungsbestand und Haushaltsstruktur gibt es hierzulande ein substanzielles Missverhältnis. Erst in den vergangenen Jahren hat die Immobilienwirtschaft darauf reagiert und entsprechenden Micro-Wohnraum geschafften. Dennoch ist der Bedarf ungebrochen - allein der Bedarf der Single-Haushalte wird bis 2030 um 1,3 Millionen (7,5 Prozent) Haushalte steigen. Nun ist jedoch leider die Anfangsrendite vergleichsweise bescheiden. Sie liegt derzeit bei mageren 2,5 bis 4 Prozent. Kein Wunder also, dass der Hype ausbleibt. Aber sicher ist dieses Engagement jedenfalls immerhin.

Was im vergangenen Jahr am Investmentmarkt durch die Decke ging, waren Pflegeimmobilien: Von etwa 750 Millionen Euro im Jahr 2015 auf knapp 2,9 Milliarden Euro. Hier wittern vor allem institutionelle Anleger eine absolut sichere Anlage. Dabei sollten diese trotz der zweifelsohne "guten" demografischen Situation dort auch ein wenig Vorsicht walten lassen. Denn in diesem Bereich droht langfristig die Gefahr steigender staatlicher Interventionen. Es wird so sein, dass Senioren bereits in einigen Jahren mit sinkenden Renten rechnen müssen. Gleichzeitig wird es aber immer mehr ältere Menschen geben. Die Folge wird eine massiv steigende Nachfrage nach betreutem Wohnen und damit verbunden ein massiver Preisanstieg sein. Diesen können dann immer mehr Rentner wegen der schmalen Renten nicht tragen. Eine Tatsache wird aber auch sein, dass ältere Menschen bald die entscheidende Wählergruppe sein werden. Möglicherweise werden als Reaktion der dann regierenden Akteure die Mieten in diesen Einrichtungen gedeckelt, oder der Staat baut eigene Einrichtungen mit von ihm kontrollierten Preisen. Bedenkt man dies, sind die Anfangsrenditen zwischen 2,5 und 4,1 Prozent doch etwas zu mager. dro

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