Brachland Unternehmensimmobilie

In deutschen Unternehmen schlummert noch gewaltiges Potenzial. Ausnahmsweise nicht durch neuartige Techniken, überraschende Produktinnovationen oder neue Märkte, sondern in etwas so Altbackenem wie den Immobilien. Groben Berechnungen zufolge betrug der Wert der Immobilien deutscher Unternehmen Ende des Jahres 2013 rund drei Billionen Euro, von denen zirka 500 Milliarden Euro auf die anteiligen Grundstückswerte entfielen. Wer glaubt, der Rest seien alles Produktionsstätten, irrt. Vielmehr nehmen Handels- und Lagerimmobilien mit rund 35 Prozent den Löwenanteil des Flächenbestands im Corporate Real Estate ein. Es folgen Büro- und Verwaltungsgebäude mit 29 Prozent, Fabrik- und Werkstattgebäude mit 22 Prozent, Sonstige mit 10 Prozent sowie Hotels- und Gaststätten mit 4 Prozent. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie zur volkswirtschaftlichen Bedeutung von Corporate Real Estate in Deutschland.

Die Kosten für diesen gewaltigen Bestand an Betongold betragen je nach Branche und Geschäftsmodell durchschnittlich zirka 10 bis 20 Prozent der Gesamtkosten eines Unternehmens. Sie bilden damit in der Regel den zweithöchsten Kostenblock nach den Personalkosten. Dabei betragen die Nutzungskosten eines Standardbürogebäudes etwa 10 Prozent der Entstehungskosten per annum. Bei hochintensiver Nutzung (wie zum Beispiel in Krankenhäusern und Bildungsstätten) kann dieses Verhältnis auf ein Viertel bis im Extremfall sogar ein Drittel ansteigen. Zu diesen Kosten sind noch die entgangenen Opportunitätskosten für eine bessere Anlageform hinzuzurechnen - zumindest wenn man eine Kritiker der deutschen Unternehmens-Immobilienpolitik ist: Denn Immobilien sind für Unternehmen nicht nur Betriebsmittel, sondern gleichzeitig auch bedeutsame Kapitalanlagen. Deutsche Unternehmen halten durchschnittlich 70 Prozent der von ihnen genutzten Immobilien im eigenen Vermögen. Das betriebliche Immobilienvermögen in Deutschland umfasst somit etwa 2,1 Billionen Euro. In den USA und in Asien sind die Eigentumsquoten bei Corporate Real Estate mit 20 Prozent beziehungsweise 30 Prozent deutlich geringer.

Laut der Studie zum volkswirtschaftlichen Nutzen des Corporate Real Estate wird der Werthebel, der durch ein ganzheitliches betriebliches Immobilienmanagement entsteht, unterschätzt. In nur zirka der Hälfte der deutschen Großunternehmen und einem Drittel der mittelständischen Unternehmen existieren Strukturen im Bereich des Corporate Real Estate Managament (CREM). Dabei könnte durch ein optimiertes CREM die Arbeitsproduktivität der Mitarbeiter um fast 13 Prozent gesteigert werden. Würde dieses Potenzial ausgeschöpft werden, könnten damit rund 178 Milliarden Euro freigesetzt werden. Dieses Potenzial entspricht der Summe des Arbeitsproduktivitätszuwachses der letzten 18 Jahre. Allerdings sind die Wirkungen von immobiliaren Betriebsmitteln auf den Unternehmenserfolg hoch komplex und weder wissenschaftlich noch praktisch bislang hinreichend bekannt. Eine auch nur ansatzweise vollständige und systemische Erklärung der Kausalbeziehungen von immobiliaren Betriebsmitteln und Arbeitsproduktivität ist nicht möglich.

Um das Thema Corporate Real Estate Managament stärker in den Köpfen der Unternehmenslenker zu verankern, haben in einer gemeinsamen Initiative der Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. (ZIA), Corenet Global (CNG), BASF Corporate Real Estate, Bayer Real Estate, Daimler Real Estate, Deutsche Telekom und Siemens Real Estate (SRE) den ersten Branchenkodex für das CREM in Deutschland entwickelt. Der neue CREM-Kodex enthält 13 Grundsätze, die neue Standards etablieren und die Professionalisierung der CREM-Organisationen von Unternehmen vorantreiben soll. Dabei geht es um Verantwortung, ethische Werte, Professionalität und Nachhaltigkeit sowie um die Mitarbeiter, deren Motivation und Anforderungen an Arbeitswelten- und Plätze. Darüber hinaus erhofft man sich seitens der Initiatoren, der Propertywelt die künftigen Bedarfsstrukturen der Unternehmen näher zu bringen, dies entsprechend in den Markt zu kommunizieren und somit der Immobilienwirtschaft Impulse für bedarfsgerechte Angebote von Flächen und Services zu geben. Man wird sehen! Red.

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