Deutsche Bank drückt bei Bausparkassen-Fusion aufs Tempo

Quelle: Deutsche Bank

Einen schweren Stand hatte Christian Sewing auf seiner ersten Bilanzpressekonferenz als CEO der Deutschen Bank. Zwar konnte er für das zurückliegende Geschäftsjahr erstmals nach 2014 wieder einen kleinen Gewinn für sein Institut verkünden, doch die Baustellen für Deutschlands größtes Geldhaus sind weiter unübersehbar: Die geringe Profitabilität, sinkende Erträge beziehungsweise Marktanteile im Investmentbanking und der Vermögensverwaltung sowie die Gefahr neuer, langwieriger Rechtsstreitigkeiten sind nur einige Beispiele einer langen Sorgenliste.

Geradezu harmlos wirkt da die Fusion der beiden Bausparkassen im Konzern, die allerdings eine wichtige Rolle bei der Hebung von Synergien spielt. Entsprechend drücken die Verantwortlichen auf das Tempo und wollen die rechtliche Verschmelzung beider Einheiten bereits im zweiten Quartal 2019 schaffen, deutlich früher also als bislang angepeilt. Konkret soll die sehr schlank aufgestellte, aber keineswegs kleine Deutsche Bank Bauspar in der wesentlich größeren Postbank-Einheit BHW Bausparkasse aufgehen. Die anschließende technisch-organisatorische Integration soll dann bis 2021/22 abgeschlossen sein. Dabei gilt es als sehr wahrscheinlich, dass das Bauspargeschäft künftig vom BHW-Standort Hameln aus gesteuert wird. Außerdem spricht vieles dafür, dass der Marktauftritt ebenfalls unter der Marke des BHW erfolgt, da diese in Deutschland eine hohe Bekanntheit genießt. Aber wie wäre es denn mit "Deutsche BHW Bausparkasse AG"?

Was darf man ansonsten von der Zukunft des Bauspargeschäfts im Deutsche-Bank-Konzern erwarten? Gemessen an wichtigen Kennziffern aus dem jüngsten Bilanzvergleich der Bausparkassen von I & F (Stand Ende 2017) wie der Bausparsumme (rund 126 Milliarden Euro) und dem Bauvertragsbestand (rund 3,6 Millionen) stärkt die fusionierte Einheit ihre Position als Nummer zwei im deutschen Markt hinter Schwäbisch Hall. Nun ist der Faktor "Größe" im Privatkundengeschäft bekanntlich ein zunehmend bedeutender und er hat sicher auch für Bausparkassen mit Blick auf deren mannigfaltige Herausforderungen Relevanz: Seien es Investitionen in die Modernisierung der IT-Landschaft oder in den Ausbau digitaler Vertriebswege, innovative Produktgestaltungen oder die Schaffung von Kostensynergien infolge immer weiter bröckelnder Zinsüberschüsse - bei all diesen Dingen kann die Bündelung der Kräfte ein probates Mittel sein.

Wie schlagkräftig die neue Einheit letztlich sein wird, hängt aber noch von weiteren Faktoren ab. Operativ lief es für beide Institute in den vergangenen Jahren eher schlecht, das BHW war 2017 sogar auf eine kräftige Finanzspritze der Postbank angewiesen. Darüber hinaus ist die Fusion zunächst natürlich mit hohen Kosten verbunden. Die Verschmelzung der Bausparkollektive ist technisch und regulatorisch gesehen sehr aufwendig, ähnliches gilt für die IT-Migration. Immerhin verfügt das BHW durch die Übernahme der AXA Bausparkasse (2004) bereits über nützliche Erfahrungen in diesem Zusammenhang.

Sehr spannend wird es im Übrigen zu beobachten sein, wie stark die fortgesetzte Ausdünnung des Filialnetzwerks von Deutscher und Postbank die vertriebliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. Die DB Bauspar musste 2017 im Bausparneugeschäft einen empfindlichen Einbruch von 30 Prozent verkraften, die Filialschließungen der Deutschen Bank schlugen hier doch erheblich ins Kontor. Kurzum: Das Bausparen im Deutsche-Bank-Konzern steht vor anspruchsvollen, aber keineswegs hoffnungslosen Zeiten. Und das ist dieser Tage längst keine Selbstverständlichkeit bei der stolzen Frankfurter Großbank. ph

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