Der ewige Zyklus

Der aktuelle Immobilienzyklus ist noch lange nicht auf dem absteigenden Ast. Diese im Prinzip nicht besonders überraschende Erkenntnis bestätigen nun auch europäische Immobilieninvestoren im jüngsten Immobilien-Investitionsklima von Union Investment. Darin geht nur jeder vierte Immobilieninvestor in Europa davon aus, dass der aktuelle Marktzyklus seinen Scheitelpunkt in Kürze überschreitet und die Immobilienanfangsrenditen bald wieder steigen werden. Drei Viertel aller Befragten erwartet den Umschwung gar erst für das Jahr 2019 - 43 Prozent sogar noch später. Teilgenommen haben 168 professionelle Immobilieninvestoren in Deutschland, Frankreich und Großbritannien.

Immer risikoscheuer sind vor allem die Deutschen und die Briten. Der abstrakt über dem Anlagehorizont wabernde Brexit begünstigt offenbar dieses Denken. Bei drohender wirtschaftlicher und politischer Instabilität durch den EU-Austritt möchten Investoren offenbar die direkte Unsicherheit eines Immobilienerwerbs minimieren. Auch 71 Prozent in Deutschland verfolgen die Anlagestrategie "Gleiches Risiko bei geringerer Rendite". Das verwundert nicht, denn Vorsicht ist und bleibt offenbar eine urdeutsche Tugend. Anders sind und bleiben bei dieser Frage offenbar die Franzosen: 41 Prozent der Investoren sind bei unserem südwestlichen Nachbarn der Meinung, dass sie trotz des steigenden Risikos eine höhere Rendite erwirtschaften möchten.

Die "Anlageklassiker" Büro- und Einzelhandelsimmobilien verlieren indes an Bedeutung. 51 Prozent sind hierzulande der Meinung, dass es bei Einzelhandelinvestments kaum Aussichten für überzeugende Investitionen gibt. Aber wohin ausweichen? Für die Briten lautet die klare Antwort: Logistikimmobilien. 83 Prozent waren überzeugt von dieser Assetklasse - Hotel und Wohnen erhalten jeweils 61 Prozent. In hiesigen Gefilden sind zwar nur jeweils 50 Prozent der Meinung, dass diese Nutzungsarten eine attraktive Anlagealternative darstellen, aber der Trend ist auch hier klar erkennbar. Kein Wunder also, dass beispielsweise in einer Stadt wie Frankfurt Hotelbauten weiter wie Pilze aus dem Boden schießen. Aber auch frühere absolute Stiefkinder der Branche wie beispielsweise Studentenwohnheime oder Sozialimmobilien gewinnen an Bedeutung. Eine Reihe neuer Ideen für Immobilienspezialfonds findet somit am Markt offenbar ein immer größeres Interesse. Anlegernot macht offenbar erfinderisch.

Sehr überzeugt sind die Anleger der "Grande Nation" offenbar von ihrem neuen Präsidenten. So sind 61 Prozent optimistisch und erwarten einen sich verbessernden Immobilienmarkt. Auch die generelle Entwicklung sehen im Land selbst zu 48 Prozent positiv. Sie gehen davon aus, dass es der Wirtschaft in Frankreich in einem Jahr besser bis deutlich besser gehen wird. Deutsche und Briten wollen sich diesem Optimismus aber eher nicht anschließen. Möglicherweise auch deshalb, weil die einen oder anderen Marktbeobachter dort schon einen blasengefährdeten Markt sehen.

Zusammenfassend kann man konstatieren, dass das Investitionsklima in allen drei Ländern nach oben geht: In Deutschland um 1,2 Punkte auf 67,7, in Frankreich um 3,3 Punkte gar auf den Rekordwert von 70,3 und selbst in Großbritannien zeigt sich nach dem Brexit-Schock eine Stabilisierung. Dank Ausweichmöglichkeiten in alternative Assets und einer realistischen Einschätzung der Renditemöglichkeiten kann der ewige Zyklus getrost und ohne Abstieg in das nächste Halbjahr gehen. dro

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