Expo Real: Im Zeichen des Booms

Quelle: Expo Real

Es heißt, die Ausstellerbeteiligung an einer Fachmesse sei das Spiegelbild des gegenwärtigen Zustands der jeweiligen Branche. Mit Blick auf die anstehende Expo Real 2017 lässt diese Erkenntnis nur eine Schlussfolgerung zu: Die Immobilienbranche steht immer noch blendend da. Mehr als 1 900 Aussteller aus 35 Ländern werden sich in diesem Jahr in München präsentieren - ein Plus von knapp zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr (1 768 Aussteller aus 29 Ländern). "Praktisch ausgebucht" ist das Event laut Klaus Dittrich, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Messe München.

Mit der aufregendste Neuzugang in diesem Jahr ist mit Sicherheit Blackrock. Der Auftritt des größten Vermögensverwalters der Welt, der zuletzt bekanntlich großen Appetit auf deutsche Immobilien hatte, wird unter anderem ergänzt durch Nakheel Properties aus dem Nahen Osten (Dubai) sowie Hilton. In die zweite Runde geht die Grand Plaza, ein Konzept das sich laut Veranstalter im Vorjahr hervorragend bewährt habe. Dieser Marktplatz für Handelsunternehmen kann gleich sechs Neuausteller begrüßen, unter anderem Woolworth und Kaufland.

Besonders große Aufmerksamkeit wird außerdem dem Megatrend "Digitalisierung" zuteil. Im Rahmen des erstmalig veranstalteten "Real Estate Innovation Network" (REIN) erhalten 25 Proptechs die Chance, sich zu beweisen. Und wer sagt, Deutschland sei rückständig beim Hervorbringen innovativer Start-ups, der dürfte eines Besseren belehrt werden: Von diesen 25 sorgfältig ausgelesenen Teilnehmern kommen 18 aus Deutschland. Erklärtes Ziel der Veranstalter ist es, die "jungen Wilden" mit den Etablierten der Branche zusammenzubringen. Und wer weiß, vielleicht nehmen dabei ja einige fruchtbare Kooperationen ihren Anfang.

Bei aller Euphorie um technische Innovationen dürfen die potenziellen Gefahren (Stichwort "Cyber-Kriminalität") nicht außer Acht gelassen werden. Diesem Aspekt will die Expo in diesem Jahr Rechnung tragen, so wird beispielsweise ein Experte demonstrieren, wie sich ein Hotel in 20 Minuten "hacken" lässt.

Auch die Stadtentwicklung wird nicht zu kurz kommen: Auf diversen Veranstaltungen und im Rahmen von Diskussionsrunden sollen neue Denkanstöße für dringliche Herausforderungen wie Wohnraumknappheit, Smart Cities oder die Mietpreisbremse erarbeitet werden. Einschätzungen aus der Politik dürfen und werden da natürlich nicht fehlen, allerdings mit einem kleinen Wermutstropfen: Bundesbauministerin Barbara Hendricks befindet sich nicht auf der Gästeliste.

Dafür haben andere klangvolle Namen ihr Kommen angekündigt. Neben ifo-Präsident Clemens Fuest stellt sicher der Auftritt von US-Nobelpreisträger Joseph E. Stiglitz am letzten Messetag ein Highlight dar. Ob er eine schlüssige Antwort auf die eine ganze Branche umtreibende Gretchenfrage "Immobilienblase - ja oder nein?" im Gepäck hat? Stichwort Blase: Das eingangs erwähnte Ausstellerniveau wird übrigens erstmals wieder an das aus dem Jahr 2008, also das Vorkrisenniveau, heranreichen. Hoffentlich handelt es sich dabei um kein schlechtes Omen.

Einen wichtigen Unterschied identifiziert Klaus Dittrich jedenfalls im Vergleich zu 2008: Sein Eindruck aus Gesprächen mit Marktakteuren ist der, dass aktuelle keine "Goldgräberstimmung" herrsche. Verantwortlich dafür sind gewiss nicht zuletzt die zahlreichen globalen Unsicherheitsfaktoren. Sei es die Zukunft der EU, Trump oder die Nordkoreakrise - geordnete geopolitische Rahmenbedingungen sind eine wichtige Voraussetzung für das Gedeihen der Immobilienwirtschaft.

Der erstmalig durchgeführte Expo-Real-Stimmungsbarometer unter 1 575 Messe-Teilnehmern (auf Entscheider-Ebene) fördert diesbezüglich einige interessante Erkenntnisse zutage, etwa ein klares Bekenntnis zur EU und dem Euro: Über 90 Prozent der Befragten erachten eine Auflösung der EU sowie die Rückkehr zu landeseigenen Währungen als nicht erstrebenswert. Doch nicht nur das: 84 Prozent sind der Meinung, dass eine koordinierte Finanz- und Wirtschaftspolitik wünschenswert wäre, und mehr als die Hälfte (58 Prozent) befürwortet einen EU-Haushalt und EU-Finanzminister.

Gelassen sehen die Immobilienexperten mittlerweile das Thema Brexit. Nur ein Fünftel der Befragten spüren direkte Auswirkungen für ihr Unternehmen, 13 Prozent haben strategische Anpassungen aufgrund des Brexit vorgenommen. Nahezu alle Befragten gehen davon aus, dass das Volumen der Immobilieninvestments in diesem und im nächsten Jahr weiter steigen oder doch zumindest auf gleichem Niveau bleiben wird. Dazu beitragen werden mit Sicherheit auch einige auf der Expo Real eingefädelten Deals. ph

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