Facility Management 4.0 in den Kinderschuhen

"Digitale Transformation!" Viele Vertreter nicht nur der Facility-Management-Branche werden bei diesen zwei Wörtern entweder zusammenzucken oder sich fragen, was das überhaupt bedeutet. Dahinter steckt nicht nur ein bloßes Aufrüsten von IT-Systemen. Digitalisierung verlangt, das komplette Unternehmen neu zu denken. Dieser Transformationsprozess umfasst dabei alle Bereiche einer Organisation, angefangen beim Kundenservice über Vertrieb, Produktion bis hin zur Produktentwicklung, dem Marketing, Personalwesen und der internen wie externen Kommunikation. Bei einer Veranstaltung der Informationsgesellschaft Lünendonk GmbH mit führenden Facility-Service-Unternehmen in Deutschland wurde vor allem eines deutlich: Die Firmen sind sich darin einig, dass durch die Digitalisierung tiefgreifende Veränderungen auf sie zukommen werden. Es grassiert bei den FS-Anbietern einerseits die Angst, dass ihr bisheriges Geschäftsmodell erodieren könnte. Auf der anderen Seite erwarten die Gebäudemanager aber auch positive Auswirkungen auf die Professionalität und das Image der Branche.

Positiv ist, dass alle befragen Studienteilnehmer derzeit nach eigenen Angaben an Produkten arbeiten, die die Vorteile der Digitalisierung nutzen. Dennoch scheinen mögliche bisherige Entwicklungen kaum Einzug in den Firmenalltag der FM-Branche gehalten zu haben. Angesprochen auf konkrete Projekte im Bereich Digitalisierung blieben viele der anwesenden Firmenchefs überraschend schmallippig. So merkte Fritz-Klaus Lange von RGM an, dass der "Megatrend Digitalisierung" zu mehr Transparenz auf allen Seiten führe. Martin Schenk von der Strabag Property and Facility Services erklärte, dass man die "Datenhoheit über die Datenvielfalt" nicht verlieren dürfe. Arnulf Piepenbruck bringt bei der Diskussion sodann die dadurch wachsenden Löhne ins Spiel. "Aber: Wir müssen ja auch den steigenden Ansprüchen gerecht werden." Während sich die FM-Chefs bei dem Thema auffällig in allgemeinen Floskeln verlieren, gibt Ralf Hempel von der Frankfurter Wisag Facility Service immerhin zu, dass in seinem Hause die Digitalisierung von Bau- und Planungsdaten noch nicht ausgereift sei. Er bemängelte darüber hinaus das Nichtvorhandensein einheitlicher Standards. Das sei unbedingt nötig. Es wird höchste Zeit, dass Vorhaben wie beispielsweise Fernwartung- und Regelung sowie Überwachung und Auswertung von Mustererkennung zügig angegangen werden. Denn wenn es die großen FM-Player nicht angehen, kommen möglicherweise schon bald neue kleine digitale Player und nagen an den Marktanteilen. Denn der Kostendruck in der Branche ist schon jetzt enorm und die Aufgaben werden immer komplexer.

Noch konnten die 25 führenden Facility-Service-Anbieter ihren Inlandsumsatz im vergangenen Geschäftsjahr um acht Prozent steigern. Mit einem Anstieg von 3,6 Prozentpunkten ist dies das stärkste Wachstum seit 2009. Grund in erster Linie: Sonderkonjunktureffekte. Neben einer stabilen Nachfrage und weiteren Übernahmen ist insbesondere der Bedarf an Catering- und Sicherheitsdienstleistungen für die Versorgung und Bewachung von Flüchtlingsunterkünften angestiegen. Nachdem im Vorfeld mit allen Mitteln gegen die Einführung des Mindestlohns gekämpft wurde - auch im Facility-Management-Sektor - zeigt die Lünendonk-Studie recht eindeutig, dass die Anfang des vergangenen Jahres eingeführten 8,50 Euro Untergrenze keine wesentlichen Effekte auf die Anbieter hatte. dro

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