Nachhaltigkeit: ein steiniger Weg

Philipp Hafner, Quelle: Verlag Helmut Richardi

Bis zum Jahr 2050 soll der Gebäudebestand in Deutschland klimaneutral sein. Wie überaus ambitioniert dieses von der Politik formulierte Nachhaltigkeitsziel ist, offenbart ein Blick auf die Zahlen aus dem Umweltbundesamt: Demnach stiegen die Treibhausgasemissionen im hiesigen Gebäudesektor in den Jahren 2014 bis 2017 um satte elf Prozent. Für 2018 prognostiziert die Behörde zwar erstmals wieder einen Rückgang auf voraussichtlich 117 Millionen Tonnen, dies entspricht jedoch gerade einmal ungefähr dem Ausgangsniveau (119 Millionen Tonnen) zum Zeitpunkt der Verabschiedung des Klimaschutzplans im Jahr 2014. Soweit also der ziemlich ernüchternde Befund, der angesichts des derzeitigen Booms bei Nachhaltigkeitszertifikaten für Immobilien manch einen Beobachter durchaus überraschen dürfte. Doch es gilt zu unterscheiden: Während der Neubaubestand in Deutschland mittlerweile tatsächlich höchsten Energiestandards gerecht wird, tut sich im wesentlich größeren Bestandssegment einfach viel zu wenig. Die Deutsche Energie-Agentur (dena) schätzt, dass die Sanierungsrate des gesamten Gebäudebestandes in Deutschland (zirka 21,7 Millionen Einheiten) von derzeit 1,0 auf mindestens 1,5 Prozent ansteigen muss, um die anvisierten Ziele zu erreichen.

Über mögliche frische Impulse für die schleppend verlaufende Energiewende im Immobiliensektor diskutierten nun vor Kurzem auf Einladung der Berlin Hyp Vertreter aus den Bereichen Projektentwicklung (Art-Invest), Asset Management (Commerz Real, Credit Suisse) und Umweltschutz (Climate Bond Initiative, WWF). Einigkeit bestand unter anderem darin, dass den Finanzierern eine wichtige Rolle bei dem Thema zukommt. Entsprechend gelobt wurden die bei ersten Pfandbriefbanken eingeführten "grünen" Immobiliendarlehen, die mittels günstigerer Konditionen (im Fall der Berlin Hyp sind es bis zu zehn Basispunkte) zusätzliche Anreize für energetische Sanierungsmaßnahmen setzen sollen. Diese Erweiterung der Produktpalette ist sicher begrüßenswert, den großen Schub sollte man davon freilich auch nicht erwarten, denn die Ursachen für die ausgeprägte Sanierungsmüdigkeit sowohl bei Wohn- als auch Gewerbeimmobilien liegen letztlich tiefer: Insbesondere ist es bislang nicht gelungen, den Klimaschutz mit dem Thema Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen. Und so übersteigen für Eigentümer die Kosten einer Sanierung regelmäßig die daraus resultierenden Vorteile aus Wertsteigerung und Energieeinsparung. Hier sind staatliche Anreize gefragt. Während sich der Mietendeckel diesbezüglich als echter Bärendienst entpuppen dürfte, geht immerhin der jüngst im Zuge des Klimapakets vorgelegte Gesetzentwurf zur Sanierungs-AfA, der eine steuerliche Absetzung über drei Jahre von 20 Prozent der Kosten für energetische Maßnahmen bis maximal 40 000 Euro pro Gebäude vorsieht, in die richtige Richtung. ph

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