Vonovia greift selbst mehr zur Kelle

Deutschlands größter börsennotierter Wohnungsbesitzer mit einem Bestand von 357 000 Einheiten, die Bochumer Vonovia, bleibt trotz der gescheiterten Übernahme der Deutschen Wohnen weiter optimistisch. Gründe dafür gibt es genug. Im Geschäftsjahr 2015 konnte das Ergebnis mehr als verdoppelt werden. Der FFO I stieg um 112 Prozent auf 608 Millionen Euro, der EPRA NAV hat sich auf 14 Milliarden Euro mehr als verdoppelt und der Verschuldungsgrad (LTV) wurde auf 47 Prozent gesenkt.

Nicht zu vergessen ist dabei, dass hierbei die Übernahmen von Gagfah und Südewo einen sehr deutlichen Niederschlag gefunden haben. Für 2016 geht Rolf Buch, der umtriebige Vorstandsvorsitzende der Vonovia, von einer Steigerung des FFO I auf 690 bis 710 Millionen Euro aus. Von Übernahmen anderer Gesellschaften hält Buch nichts, aus seiner Sicht gibt es - außer der Deutschen Wohnen - keine börsennotierte Firma mehr, die es wert wäre, geschluckt zu werden.

Interesse hat Vonovia weiterhin an Portfolien und glaubt, in den zwei Millionen Wohnungen, die sich in Händen professioneller Investoren befinden, weiter fündig zu werden. Ansonsten soll massiv in die Erhöhung der Qualität des Immobilienbestandes investiert werden, und ergänzende Dienstleistungen für Mieter sollen zusätzliche Einnahmen bringen.

Vonovia will künftig aber nicht nur weiter durch Portfoliokäufe wachsen, sondern selber bauen - vulgo zur Kelle greifen. Besonderes Interesse besteht hierbei an der Nachverdichtung. Buch fordert von der Regierung Erleichterungen bei den Nachverdichtungen auf bestehenden bebauten Grundstücken beziehungsweise Dachausbauten. Damit soll auch bezahlbarer gebaut werden, denn hier ist sich Buch mit der Politik einig, der Bedarf an solchen Wohnungen ist riesig. Schätzungen gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren in Deutschland jährlich rund 400 000 neue Wohnungen benötigt werden; unter anderem um die Nachfrage der hinzuziehenden, neuen Mitbürger zu befriedigen. Aus Sicht von Vonovia sind Nachverdichtungen sinnvoller, als neue Trabantenstädte am Stadtrand zu errichten.

Buch bricht zudem eine Lanze für mehr Massenfertigung und Standardisierung beim Bau, um damit günstiger zu bauen. Er verweist hier gerne auf die in neue Vonovia-Konzernzentrale, bei der die Fertigbauweise genutzt wird. 2016 will Vonovia bis zu 1 000 Wohnungen selber bauen, die Baukosten der bisher erstellten Einheiten liegen hierbei bei attraktiven 1 800 bis 2 000 Euro pro Quadratmeter.

Bei dem geschätzten Bedarf an 400 000 Wohnungen sind die Neubauaktivitäten von Vonovia nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber ein gutes Konzept kann schnell viele Nachahmer finden. ber

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