Bankmanagement-Glossar

Was sind Contactless Payments?

Von Ewald Judt und Claudia Klausegger - Die Akzeptanz von Zahlungskarten am PoS erfolgt derzeit weitgehend an Terminals, wobei die Karte - kontaktbehaftet - in den Kartenleser des Terminals eingesteckt oder durch den Leseschlitz durchgezogen wird. Zur Karteninhaberechtheitserkennung wird entweder die PIN (meist bei Debitkarten) oder die Unterschrift (meist bei Kreditkarten) herangezogen.

Kontaktlose Zahlungen - Contactless Payments sind mit den Fortschritten in der RFID-Technologie möglich geworden.1) Beim Einsatz dieser Technologie genügt es, die Karte oder ein mit der Karte verbundenes Tool (zum Beispiel Schlüsselanhänger) nahe zum Terminal hinzuhalten und die OK-Taste zu drücken. Damit ist für den Karteninhaber mehr Convenience und für den Händler eine schnellere Abwicklung möglich. Unabhängig davon kann die Cardholder Verification wie bisher erfolgen - oder es wird bei Kleinbeträgen darauf verzichtet ("tap and go"). Diese Form der Zahlungsabwicklung könnte am PoS mit den bekannten Debit- und Kreditkarten, aber auch mit speziellen Karten (Proprietary Cards) in "geschlossenen Bereichen" (wie zum Beispiel Firmenkantinen), von Prepaid-Karten oder mit Elektronischen Geldbörsen erfolgen.

Beschleunigte Abwicklung möglich

Der kontaktlose Einsatz von Debit- und Kreditkarten würde die Akzeptanz bei einer Reihe von Handels- und Dienstleistungsunternehmen erleichtern, die bisher keine Zahlungskarten annehmen, da die Zahlung aus Sicht des Akzeptanten schneller erfolgen muss als bisher. Das sind primär Unternehmen mit Check-out-Lanes, Fast-Food-Restaurants oder Kioske.

Bevorzugte Variante von Contactless Payments ist die Abwicklung ohne PIN und Unterschrift. Das ist sowohl im Pay-Now-Modus als auch im Pay-Later-Modus möglich, wobei eine Autorisierung offline im Terminal auf EMV-Basis oder online durch das Rechenzentrum erfolgen kann. Das könnte aber auch die bevorzugte Lösung für Transaktionen mit proprietären Karten, Prepaid-Karten oder einer Elektronischen Geldbörse sein.

Erhöhtes Risiko ohne PIN oder Unterschrift

Contactless Payments sind aber auch mit Karteninhaberechtheitserkennung (PIN oder Unterschrift) möglich, wobei es zu einem "tap" kommt, der vor einer PIN-Eingabe oder einer Unterschriftsleistung erfolgt. Hier gibt es aber nur einen geringeren Abwicklungsvorteil gegenüber einer kontaktbehafteten Transaktion.

Kontaktlose Zahlungen sind aber auch mit einem höheren Risiko behaftet. Das trifft nicht oder kaum zu, wenn anstelle einer kontaktbehafteten Transaktion die kontaktlose Transaktion vom Chip mit entsprechender Verschlüsselung initiiert wird und eine Karteninhaberechtheitserkennung erfolgt. Wird auf PIN-Eingabe oder Unterschrift verzichtet, erhöht sich das Risiko.

Dazu kommt, dass ein Ziel der Sepa, aus Sicherheitsgründen bis Ende 2010 primär Zahlungen auf Basis Chip und PIN zu haben und damit die Integrität und Reputation des Kartenzahlens zu wahren, konterkariert wird.

Die Voraussetzungen für Contactless Payments am PoS sind einerseits die Ausstattung der Karten mit einer chipbasierten Contactless Application. Das könnte bei Debit- und Kreditkarten (und Elektronischen Geldbörsen) ein integrierter Chip inklusive einer kontaktlosen Applikation oder ein zusätzlicher Chip dafür sein und bei proprietären Karten ein Chip für das kontaktlose Zahlen. Andererseits ist die Ausstattung der PoS-Terminals mit einem Zusatzgerät erforderlich.

Während die Ausstattung der Händler mit dem Zusatzgerät zum PoS-Terminal relativ leicht und kostengünstig zu realisieren ist, trifft dies auf die Ausstattung der Karten nicht zu. Hier gilt es (um am PoS eine attraktive Menge von Karten mit der Fähigkeit zu Contactless Payments zu haben), alle kartenausgebenden Institute einer Region/eines Landes/mehrerer Länder dazu zu bringen, ihre Karten mit einer Contactless Application auszustatten.

Das Schlüsselkriterium für die Einschätzung der zukünftigen Entwicklung ist die Beantwortung der Frage, ob diese - bei höherem Risiko und einer vorerst geringen Anzahl von entsprechend ausgestatteten PoS-Terminals - ihre Produkte mit der Technologie versehen werden.

Fußnote:

Hier wird unter kontaktlosen Zahlungen nur die direkte Zahlung mittels Karte oder einem mit der Karte verbundenen Tool verstanden. Indirekte kontaktlose Zahlungen, wo die technische Erfassung der Grunddaten und Errechnung der Zahlungsdaten unabhängig von der Zahlungsart erfolgt und erst dann die Abrechnung über eine Zahlungskarte (oder auch einem anderen Zahlungsinstrument wie einer Lastschrift) durchgeführt wird, werden hier nicht behandelt.

Dr. Ewald Judt ist Honorarprofessor der Wirtschaftsuniversität Wien und Geschäftsführer der Europay Austria Zahlungsverkehrsgesellschaft mbH; ewald.judt[at]europay[dot]at/www.europay. at. Dr. Claudia Klausegger ist Assistenzprofessorin am Institut für Marketing-Management der Wirtschaftsuniversität Wien; claudia.klausegger[at]wu-wien.ac[dot]at

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