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Direktbanken I ING-Diba: Der Fokus verschiebt sich

Die Zeit des Wachstums um rund eine Million Kunden pro Jahr ist für die ING-Diba vorbei. Kontinuierlich hat sich das Wachstum in den letzten Jahren verlangsamt auf zuletzt 480 000 Neukunden 2007, in denen durch die Übernahme eines Portfolios von Immobiliendarlehen von der Hypo-Real Estate auch 39 000 gekaufte Kundenbeziehungen enthalten sind.

Angesichts der erreichten Zahl von 6,48 Millionen Kunden zum Jahresende 2007 ist diese Entwicklung sicher völlig normal. Dennoch scheint vor dem Hintergrund des langsameren Wachstums bei den Kundenzahlen auch bei der ING-Diba mittlerweile das Cross-Selling an Bedeutung zu gewinnen. Die Anzahl der pro Kunde durchschnittlich genutzten Produkte ist nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden Ben Tellings zwar immer noch "nicht im Fokus" und "kein Ziel in sich selbst". Die Cross-Selling-Quote der Bank wird deshalb nach wie vor nicht veröffentlicht.

Dennoch wird die Bedeutung des im Oktober 2007 eingeführte kostenlose Girokonto vor allem deswegen hervorgehoben, weil der durchschnittliche Girokunde zugleich mehr Einlagen bilde und sich dank eifrigerer Nutzung der Produktpalette durch höhere Kundenbindung auszeichne. Dass das gebührenfreie Girokonto, das im letzten Quartal 2007 außerordentlich erfolgreich vor allem unter Bestandskunden vertrieben worden war, 2008 auch im Zentrum einer Neukundenkampagne stehen soll, kommt deshalb nicht von ungefähr. Rund 100 000 neue Girokonten pro Jahr nennt Ben Tellings als Ziel.

Das Tagesgeldkonto ist damit als Zugpferd der Bank längst abgelöst. Auch wenn es anders formuliert wird: Konditionen, die immer an der Spitze des im Markt Angebotenen liegen, kann sich die Bank angesichts der erreichten Volumina nicht mehr leisten - und nur sie zählen gerade bei diesem Produkt. In einem Umfeld, in dem auch Verbundinstitute immer häufiger von Rückflüssen vom "Extra-Konto" berichten, wird der Bestand seitens der ING-Diba denn auch nicht mehr kommuniziert. Ausgewiesen werden lediglich die Kundeneinlagen insgesamt mit einem Volumen von 62,767 Millionen Euro, das einem Plus um drei Prozent entspricht. Mit Festgeldkonten und einer Neustrukturierung der Spareinlagen hat man laut Geschäftsbericht "eventuellen Abflüssen gezielt entgegen" gewirkt.

Neben dem Girokonto liegt der Akzent statt dessen längst auf der Baufinanzierung, die als zentraler Wachstumsmotor der Bank bezeichnet wird. Mit einem zugesagten Neugeschäft von 10,4 Milliarden Euro deutlich vor Postbank inklusive BHW - sei man damit im Neugeschäft der größte Baufinanzierer Deutschlands.

Und im Online-Brokerage hat die ING-Diba ihr vor einem Jahr verkündetes Ziel der Marktführerschaft, gemessen an Depotzahlen, Depotvolumen und Fondsvolumen erreicht. Lediglich bei der Zahl der Transaktionen liege man trotz einer Steigerung um 38 Prozent noch unter dem Wettbewerb. sb

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