Blickpunkte

Finanzvertrieb MLP will Feri-Know-how

Noch vor ein paar Jahren, da waren die MLPler auf eine Sache ganz besonders stolz: dass sie vieles selber machten. Im Gegensatz zum Konkurrenten AWD, der sich darauf verlegte fremde Produkte zu vertreiben, kaufte MLP lediglich Bausteine von Dritten ein, die es zu "maßgeschneiderten" Produkten für die eigenen Kunden zusammensetzte.

Mit dieser Strategie sind die Wieslocher anscheinend an ihre Grenzen gestoßen. In ihrer primären Zielgruppe, den Akademikern - vorzugsweise Juristen, Mediziner und Ingenieure frisch von der Uni weg akquiriert - konnten sie in der letzten Zeit kaum noch Boden gut machen. Auch weil der MLP-Erfolg natürlich Schule machte und auch andere Häuser ihre Vertriebsaktivitäten auf die Kundengruppen ausweiteten. Daher wollen sie nun eine ältere und vor allem vermögendere Klientel erreichen.

Das ist einer der Gründe warum die MLP AG jetzt 56 Prozent des Bad Homburger Vermögensverwalters Feri Finance AG übernommen hat, mit der Option im Jahr 2011 das Unternehmen komplett zu schlucken. Feri hat sich auf die richtig Reichen spezialisiert, das Unternehmen berät etwa 200 Familien und 100 institutionelle Kunden mit einem investierbaren Vermögen von jeweils mindestens fünf Millionen Euro. Insgesamt betreut Feri nach eigenen Angaben ein Kundenvermögen von über acht Milliarden Euro. MLP hingegen betreut etwa 670000 Kunden und ein Vermögen von insgesamt 2,9 Milliarden Euro.

Die Kundensegmente von Feri und MLP bleiben zunächst in jeweils eigener Betreuung, doch natürlich erhält MLP durch die Beteiligung einen dauerhaften Zugang zum gesamten Know-how von Feri. Dadurch will der Finanzvertrieb das komplette Geldanlagespektrum für seine eigenen gehobenen Privatkunden ausbauen: sie sollen Zugang zu Konzepten erhalten, die üblicherweise nur sehr vermögenden Kunden zur Verfügung stehen. In nicht allzu ferner Zukunft soll der Anteil des Vermögensmanagements am Umsatz von momentan sieben Prozent auf 20 Prozent steigen.

Die Einkaufstour hat wohl auch noch einen anderen positiven Effekt: Das Image des Schmuddel-Strukturvertriebs, das MLP schon seit Jahren recht erfolgreich abzuschütteln versucht, tritt dadurch immer weiter in den Hintergrund.Red.

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