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Förderkredite Mitarbeiter - Tarifrunde 2014: Arme oder böse Banker?

Die anziehende Binnenkonjunktur ist an den Banken weitgehend vorbeigegangen. Die Ertragslage bleibt angespannt, Regulierungskosten steigen weiter. Kein Wunder also, dass der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes (AGV Banken) im Hinblick auf die diesjährige Tarifrunde von einem "eingeschränkten" Verhandlungsspielraum spricht und Tarifabschlüsse aus anderen Dienstleistungsbranchen nicht als Vergleichsmaßstab heranziehen will.

Das ist im Grunde nur recht und billig. Auch in anderen Branchen sind es die Mitarbeiter gewohnt, sich in schwierigen Zeiten zu bescheiden, um Arbeitplätze nicht zu gefährden. Es ist ja auch nicht so, als ob Bankmitarbeiter geradezu mit Hungerlöhnen abgespeist werden. Dem Statistischen Bundesamt zufolge werden sie (und wurden sie auch auf dem Höhepunkt der Krise) immer noch überdurchschnittlich bezahlt. Selbst das Durchschnittsgehalt der Tarifbeschäftigten im privaten Bankgewerbe liegt noch um acht Prozent über dem Mittelwert der Gesamtwirtschaft inklusive außertariflich Beschäftigter. Ob man da davon sprechen kann, dass die Bankbeschäftigten von der allgemeinen Gehaltsentwicklung abgekoppelt werden, wie es die Gewerkschaft Verdi tut, darf zumindest diskutiert werden.

Sicher ist es richtig, dass der "normale" Bankmitarbeiter die Krise, die in starkem Maße zu der anhaltend schwierigen Lage der Branche, etwa dem Niedrigzinsumfeld und dem wachsenden Regulierungsdruck, beigetragen hat, nicht verursacht hat. Doch auch Opel-Mitarbeiter, die zum Gehaltsverzicht bereit waren, um ihre Standorte zu retten, mussten schließlich ihre Gehaltsvorstellungen an eine Geschäftslage anpassen, die sie nicht selbst verantworteten.

In der anhaltenden Imagekrise des Kreditgewerbes ist es im Grunde ganz gleich, wie die Tarifverhandlungen ausgehen: Gibt es eine kräftige Gehaltssteigerung, sieht die Öffentlichkeit die gierigen "Banker", die sich auf Kosten ihrer Kunden die Taschen füllen. Bleibt der Abschluss moderat, wird es der Gewerkschaftsseite gelingen, das Bild der bösen Banken zu zeichnen, die ihre Mitarbeiter zur Samstagsarbeit zwingen wollen, ohne ihnen finanzielle Anerkennung zu gewähren.

Überhaupt die Samstagsarbeit. Natürlich sind all jene zu verstehen, die bisher davon verschont blieben und sich nun an Wochenend-Dienste gewöhnen müssen. Doch auch hier gilt: Hier hat die Bankenbranche lange Zeit auf einer Insel der Seligen gelebt, während Samstagsarbeit in vielen anderen Branchen längst gang und gäbe war.

Im Übrigen geht es ja auch gar nicht darum, flächendeckend alle Filialen am Samstag zu öffnen. Denn längst haben einzelne Tests gezeigt, dass es dafür gar keine Nachfrage gibt. Dort aber, wo der Kunde eine Beratung am Wochenende wünscht - zunehmend vielleicht auch telefonisch oder per Video -, sollte sie möglich sein. Denn dahinter verbergen sich schließlich auch Geschäftspotenziale, die sich wiederum in der künftigen Gehaltsentwicklung niederschlagen. Wer also den Samstag ausschließt, der müsste konsequenterweise auf der finanziellen Seite Kompromisse schließen.

Ein Zwang zur Samstagsarbeit ließe sich vermutlich sogar vermeiden. Einer TNS-Emnid-Studie aus dem Jahr 2013 im Auftrag des AGV Banken zufolge sind 39 Prozent der Mitarbeiter bereit, am Samstag zu arbeiten: elf Prozent auf jeden Fall, weitere 28 Prozent eher ja. Die Arbeitgeberseite strebt eine Quote von rund 15 Prozent der Beschäftigten an, die am Wochenende eingesetzt werden können. Red.

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