Blickpunkte

Genossenschaften Anzeigenschlacht, Gemengelagen und Fusionen

Folgendes Szenario: In einer kleinen Lokalzeitung für den Taunus (vor den Toren Frankfurts) sieht der geneigte Betrachter eine Anzeige der Volksbank Griesheim, der Vereinigten Volksbank Limburg, der VR-Bank Untertaunus sowie der Wiesbadener Volksbank für das DG-Hyp-Produkt Im-mo-Express. Das allein ist schon bemerkenswert. Blättert der wiederum geneigte Beobachter dann aber um und findet in gleicher Größe an gleicher Stelle die Anzeige der Frankfurter Volksbank als Reaktion auf ebendiese Immo-Express-Anzeige der Kollegen, so muss man sich doch ernsthaft wundern. "Schneller als jeder Immo-Express" heißt es hier, und mit 4,52 Prozent auch noch günstiger. Mit Freundschaft hat das nichts mehr zu tun, mit Verbund und Gemeinsamkeit auch nicht. Lediglich hohe Emotion kann man dieser "Anzeigenschlacht" wahrlich nicht absprechen.

Es ist im genossenschaftlichen Finanzverbund beileibe keine neue, sondern vielmehr eine niemals abebbende Diskussion, inwieweit das Regionalprinzip durch bundesweite Aktionen der Verbundunternehmen wie Schwäbisch Hall, R+V oder DG Hyp verletzt wird. Es zeugt aber von abnehmender Freundlichkeit, gar von heftigem familiären Wettbewerb, wenn dies in Verbindung mit mehreren Platzbanken in einer Region geschieht, in der diese gar nicht aktiv vor Ort präsent sind.

Die Frankfurter Volksbank wollte sich dies natürlich nicht gefallen lassen und konterte. Auch weil sie eine der Vertriebsbanken für die ebenfalls zum Genossenschaftssektor zählende Münchener Hypothekenbank ist, in deren Aufsichtsrat der Frankfurter Vorstandsvorsitzende Hans-Joachim Tonnellier sitzt. Es prallen also nicht nur verschiedene Vertriebseinheiten, sondern auch noch unterschiedliche Produkthersteller sprich Verbundinstitute aufeinander. Gemengelagen wohin man schaut!

DG Hyp und Münchener Hypothekenbank stehen vor Fusion

Doch diese Problematik wird schon bald der Vergangenheit angehören, denn die Münchener Hypothekenbank und das Pendant im Norden stehen kurz vor einer Fusion. Ende Mai wurde ein Letter of Intent verabschiedet, das Memorandum of Understanding soll noch im Juni folgen. Den Plänen zufolge soll das fusionierte Institut die Rechtsform der eG aufgeben und in den Konzernverbund der DZ Bank einrücken. Dafür bleibt der Name Münchener Hypothekenbank erhalten und der Sitz wird in München sein. Die DZ Bank wird mit 60 Prozent der Anteile Hauptaktionär, die restlichen 40 Prozent liegen zunächst wohl bei der WGZ Bank, zahlreichen Primärbanken und auch - wie heute schon bei der Münchener Hypothekenbank - bei individuellen Mitgliedern. Neben dem privaten und gewerblichen Immobilienfinanzierungsgeschäft soll auch das Credit Treasury zum Kerngeschäft gehören. Den Vorstandsvorsitz übernimmt der Chef der Münchener Hyp, Erich Rödl.

Diese Entwicklung ist in der Tat eine überraschende. Galten doch die Münchener stets als sehr autark innerhalb des Verbundes und war doch vielmehr immer wieder ein Zusammenrücken von der WGZ-Tochter Westfälische Landschaft und der DG Hyp ein Thema. Doch mit dem gescheiterten Zusammenschluss der beiden Zentralbanken war eine Neuordnung der genossenschaftlichen Hypothekenbankenlandschaft eigentlich vom Tisch. Nun allerdings steht Düsseldorf natürlich vor einer neuen Situation, denn die Kräfteverhältnisse verschieben sich durch die Kombination München/Hamburg noch weiter in Richtung DZ Bank, die damit auch die

Probleme in Hamburg elegant lösen lässt. Sicherlich kann die WGZ Bank schlecht auf ihre ertragreiche Hypothe-ken-Tochter verzichten und natürlich auch "stand alone" weitermachen. Doch vielleicht kann dies der wichtige Anschub für weitere Konsolidierungsbemühungen im genossenschaftlichen Finanzverbund sein. Schön wär´s. Denn eine Kräftebündelung an dieser Stelle wäre eine wichtiger Aufholschritt gegenüber der S-Finanzgruppe. po

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