Blickpunkte

Girokonto: Ohne Mehrwert erfolgreicher

Ende April hat die Haspa das zehnjährige Bestehen ihres Mehrwertkontopakets Haspa Joker gefeiert, das sich mit rund 500 000 Kunden als eines der erfolgreichsten Mehrwertkontomodelle Deutschlands erwiesen hat.

In Berlin hat man dagegen ganz andere Erfahrungen gemacht. Bei der Berliner Sparkasse haben sich nur 115 000 von rund einer Million Girokunden für ein Kontopaket mit Zusatzleistungen entschieden. In einer Umfrage durch TNS Infratest gaben 75 Prozent der Kunden an, solche Extras weder zu nutzen noch bezahlen zu wollen. Zum Jahreswechsel hatte die Sparkasse entsprechende Konten deshalb abgeschafft und war stattdessen zum klassischen Zahlungsverkehrskonto zurückgekehrt - für zwei Euro pro Monat als Online-Variante, für vier Euro in der Komfort-Version inklusive Telefonbanking und beleghaftem Zahlungsverkehr.

Ein halbes Jahr nach diesem Paradigmenwechsel ist man mit der Entscheidung rundum zufrieden. Der in den vergangenen zehn Jahren kontinuierliche Abwärtstrend beim Marktanteil im Bereich Girokonten konnte nicht nur gestoppt, sondern erstmals wieder umgekehrt werden. Schon in den ersten drei Monaten lag man mit rund 7 000 neuen Konten um ein Drittel über dem Plan. Das Ziel, bis zum Jahresende 20 000 neue Konten zu eröffnen, wird somit als realistisch eingeschätzt.

Die neuen Preise werden Kundenrückmeldungen zufolge als fair empfunden - insbesondere auch von bisherigen Online-Kunden, die nun für 0,50 Euro mehr im Monat wieder auf die ganze Bandbreite an Services zurückgreifen können. Hier wird eine Wechselbewegung vom bisherigen Online-Modell für 3,50 Euro pro Monat zum Komfort-Konto für vier Euro erwartet. Bislang wird das Zwei-Euro-Online-Konto von 42 Prozent der Kunden nachgefragt, das Komfortkonto von 56 Prozent - und diese Verteilung wird sich nach Einschätzung der Sparkasse sogar noch verstärken. Sie entspricht dem, was die Marktforschung seit langem immer erneut ermittelt: dass sich nämlich nur 20 Prozent der Kunden als reine Online-Kunden verstehen, 60 Prozent alle Vertriebswege nutzen wollen und 20 Prozent allein die Filiale.

Am Markt beworben wird trotzdem vor allem das Zwei-Euro-Konto - der Wettbewerbssituation wegen. In einem Umfeld, in dem Kunden daran gewöhnt sind, sich am Grundpreis zu orientieren, schien es ratsam, mit dem preiswertesten Produkt zu werben. Bauernfängerei wie bei Gratisangeboten mit Sternchen ist das gleichwohl nicht. Fußangeln gibt es dabei ja nicht. Red.

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