Vor Ort

Im Nordosten Frankfurts groß geworden: VR Bank Main-Kinzig-Büdingen

Unter den Genossenschaftsbanken in Hessen dreht sich das Fusionskarussel beachtlich schnell. Beschleunigung erhält es vor allem durch die Frankfurter Volksbank und ihren Noch-Vorstandsvorsitzenden Hans-Joachim Tonnellier. Er treibt gerade die 14. Fusion seines Hauses mit der Vereinigten Volksbank Griesheim-Weiterstadt voran. Tonnellier hat sich in der Region den Ruf erworben, dass kleinere Fusionspartner in seiner Genossenschaftsbank behutsam aufgenommen und integriert werden. Nördlich des Geschäftsgebietes der Frankfurter wiederum beackert die dortige Volksbank Mittelhessen mit Vorstandssprecher Dr. Peter Hanker ein wachsendes Geschäftsgebiet. Sie legt ein etwas niedrigeres Fusions-Tempo vor und schloss sich zuletzt Anfang des Jahres 2009 mit den Volksbanken Wetzlar-Weilburg und Holzheim zusammen.

Keine Fusion auf der Agenda

Sollten die beiden genossenschaftlichen Riesen - mit Bilanzsummen von rund 7,29 Milliarden Euro in Frankfurt und rund 5,87 Milliarden Euro in Gießen - nach weiteren Partnern für Fusionen Ausschau halten, so dürfte ihnen durchaus die VR Bank Main-Kinzig-Büdingen eG ins Auge stechen. Ihr Geschäftsgebiet grenzt im Westen sowie im Norden an das der Frankfurter beziehungsweise der Gießener an. Es deckt einen Teil des Wetterau-Kreises und nahezu den gesamten Main-Kinzig-Kreis ab (siehe Abbildung). Die Nachbarbanken in Hanau, Bruchköbel und Maintal sind bereits unter das Dach der Frankfurter Volksbank geschlüpft.

Dabei wäre die "Main-Kinzig- und Ober-hessen-Bank", wie sie sich selbst nennt, bei einem Zusammenschluss zwar unter der Kategorie "Junior-Partner" zu verorten, dürfte aber dennoch nicht als kleiner Brocken gelten. Denn das Institut ist selbst durch Übernahmen in den vergangenen Jahren auf eine Bilanzsumme von 2,2 Milliarden Euro gewachsen und nimmt damit Platz 44 auf der BVR-Rangliste der rund 1100 deutschen Genossenschaftsbanken ein.

Auf der Agenda der VR Bank Main-Kinzig steht eine Fusion aber nicht - weder als Junior- noch als Senior-Partner - so die offizielle Formulierung der Bank. Dabei berufen sich die Verantwortlichen auf eine hervorragende Zusammenarbeit mit den benachbarten Volks- und Raiffeisenbanken im Main-Kinzig-Kreis - beispielsweise im Marketing. Die teilweise deutlich kleineren Partner sind die Birsteiner Volksbank (Bilanzsumme 99 Millionen Euro), die Raiffeisenbank Vogelsberg eG (100 Millionen Euro), die Raiffeisenbank eG, Rodenbach, Hasselroth, Großkrotzenburg (219 Millionen Euro), die Volksbank Raiffeisenbank Schlüchtern eG (267 Millionen Euro) sowie die VR Bank Bad-Orb Gelnhausen (382 Millionen Euro).

Auf die zurückliegende Fusionsgeschichte, die auch in einer Art Stammbaum festgehalten wird, ist man in der VR Bank Main-Kinzig-Büdingen aber durchaus stolz. Zuletzt schlossen sich im Jahr 2009 die VR Bank Main-Kinzig eG, Langenselbold, und die Volksbank eG, Büdingen, zusammen. Mit einer Bilanzsumme von 1,30 Milliarden Euro war dabei die VR Bank Main-Kinzig die aufnehmende Bank, die jedoch ihren juristischen Hauptsitz nach Büdingen zum mit 0,88 Milliarden Euro Bilanzsumme kleineren Partner verlegte. Nach der Fusion bestand der Vorstand aus sechs Mitgliedern, plangemäß ist das Gremium seither bereits auf fünf Mitglieder geschrumpft worden. In den kommenden fünf Jahren werden zwei weitere Vorstände in den Ruhestand gehen - sollten sich bis dahin keine gravierenden Änderungen ergeben haben, so soll es bei der Zahl von dann drei Vorstandsmitgliedern bleiben.

Mit 56 Filialen und 621 Mitarbeitern betreut die Bank - je nach Zählverfahren etwa 140000 Kunden. Knapp 54 000 davon sind auch Mitglieder der Genossenschaft. Die Bilanz zeichnet sich durch einen leichten Passivüberhang aus: Einem bilanziellen Kreditvolumen in Höhe von 1,41 Milliarden Euro stehen Einlagen in Höhe von 1,68 Milliarden Euro gegenüber. Die Kredite stammen zu 55 Prozent aus dem Privatkundenbereich - und hier insbesondere aus der Immobilienfinanzierung. 45 Prozent des Volumens macht das gewerbliche Kreditgeschäft aus. Im Bereich der Kundeneinlagen dominieren die täglich fälligen Einlagen mit 955 Millionen Euro. Zweiter großer Brocken sind die Spareinlagen mit 600 Millionen Euro.

Internet als wichtiger Vertriebskanal

Da die Genossenschaftsbank das Internet als bedeutenden Vertriebskanal betrachtet, bietet sie beispielsweise das Produkt Tagesgeld seit geraumer Zeit auch online an. Im Dezember 2010 verzeichnete sie mit zwei verschiedenen Tagesgeld-Produkten etwa 97 Millionen Euro an Einlagen auf 7500 Konten. Und auch für die Produkte der R+V wirbt die VR Bank auf ihrer Internetseite. Kunden können hier online eine Kfz-Versicherung abschließen. Den Verantwortlichen geht es hierbei insbesondere wegen einer starken Agenturvertretung der R+V in der Bank - jedoch weniger um hohe Abschlusszahlen, sondern vielmehr darum, junge und internetaffine Kunden an die Marke R+V heranzuführen. Das schlägt sich auch in den Zahlen nieder: Bisher wurden erst 20 solcher R+V-24-Verträge an den Versicherer vermittelt.

Im Offline-Bereich kann die Genossenschaftsbank jedoch mit ordentlichen Zahlen aufwarten, was die Vermittlung von Volumina im genossenschaftlichen Verbund betrifft: Auf der Aktivseite stehen hier 100 Millionen Euro Hypothekendarlehen vor allem an DG Hyp und Münchner Hyp zu Buche, 86 Millionen Euro an Schwäbisch Hall und 34 Millionen Euro Ratenkredite an die Teambank. Im Einlagenbereich weist das Institut 384 Millionen Euro an Fondsvolumen zur Union Investment aus, 182 Millionen Euro Rückkaufswerte an die R+V Versicherung und 150 Millionen Euro an die Bausparkasse Schwäbisch Hall.

Im vergangenen Jahr profitierte die Bank in ihrer Gewinn- und Verlustrechnung von einer günstigen Zinsstrukturkurve und damit einem gesteigerten Zinsüberschuss (2,61 Prozent der DBS) sowie einem erhöhten Provisionsüberschuss (0,8 Prozent des DBS) und verringerten Kosten. Im Jahr 2009 wurden Sonderaufwendungen wegen der Fusion verbucht. Insgesamt belief sich der Bilanzgewinn für 2010 auf 5,6 Millionen Euro. Auch die Förderbilanz für das abgelaufene Jahr kann sich sehen lassen: Die Bank zahlte 400 000 Euro an Förderung für Vereine und Institutionen in der Region und rund neun Millionen Euro an Sozialabgaben. Auf ihr Arbeitseinkommen zahlten die Mitarbeiter etwa 5,8 Millionen Euro Steuern. Über das gute Jahr 2010 freut man sich in der VR Bank Main-Kinzig - und ist stolz auf die genossenschaftliche DNA des Instituts.

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