Blickpunkte

Privatkundengeschäft - Kritische Masse

Knapp zehn Jahre nach dem Kauf der damaligen BfG Bank hat die schwedische SEB nun aufgegeben und sich mit Verlust vom deutschen Privatkundengeschäft getrennt. Für 555 Millionen Euro werden alle 173 Filialen mit rund einer Million Privatkunden, einem Kreditvolumen von 8,5 Milliarden Euro und einem Einlagenvolumen von 4,6 Milliarden Euro an den spanischen Banco Santander verkauft.

Damit trennen sich die Schweden von einem Geschäft, das die gesetzten Ziele nicht erreicht hatte. Bis 2006, so die ursprüngliche Deadline, sollte das Deutschlandgeschäft profitabel werden. Das aber war trotz wiederholtem Austausch des Managements nicht gelungen. Und dass der Verkauf nicht - wie ursprünglich geplant - schon 2008 stattfand, war weniger der Hoffnung zu verdanken, doch noch die Trendwende zu schaffen, als vielmehr der mangelnden Nachfrage während der Finanzkrise.

Dass das Geschäft bis zum Schluss defizitär blieb, mag zum Teil dem Umstand zu verdanken sein, dass sich die SEB mit der damaligen BfG Bank das seinerzeit erste Portfolio gebührenfreier Girokonten und damit eine grundsätzlich preissensitive Klientel mit einem vielleicht zu hohen Anteil an Einproduktnutzern eingekauft hatte.

Auch behutsame Preiskorrekturen im Jahr 2008 mit der Einführung eines bepreisten Mehrwegkontos und der Abschaffung der gebührenfreien Kreditkarte für diejenigen Kunden, die weiterhin das kostenlos Girokonto nutzten, vermochten der Ertragsschwäche offenbar ebenso wenig abzuhelfen wie die teilweise aggressive Bestandskundenbearbeitung mit Outbound-Calls oder der Versuch, Kunden mit Geschenken wie Schweden-Sweatshirts oder Bademänteln in die Beratung zu locken.

Ob der Marketingansatz, ganz auf das Schweden-Image zu setzen, wirklich glücklich war, darf ebenfalls bezweifelt werden - ganz gleich, ob sich die Kunden dabei an Schweden als Reiseland orientierten oder am Möbelriesen Ikea: Als Urlaubsziel ist Schweden eher teuer. Und Ikea ist nicht ausgerechnet für kompetente Beratung berühmt. So oder so war der Imagetransfer insofern schwierig.

Dass man mit den 173 Filialen zwar bundesweit, aber doch nur in größeren Städten präsent war, kam erschwerend hinzu und grenzte die infrage kommende Klientel weiter ein. Jedenfalls reichte die Neukundengewinnung offenbar nicht aus, um die allzu geringen Margen im Standardgeschäft durch Skaleneffekte kompensieren zu können. Das Fehlen der "kritischen Masse" wird deshalb als Hauptgrund für das Scheitern in Deutschland angegeben.

Diese Masse bringt der spanische Banco Santander zweifellos schon mit. Insgesamt sind es sechs Millionen. Davon vier Millionen "eigene" und knapp zwei Millionen, die im Zuge des Erwerbs von GE-Money Bank und dem deutschen Privatkundengeschäft der RBS übernommen wurden. Inklusive der bisherigen SEB-Kunden werden es sieben Millionen sein - und damit ziehen die Spanier mit der ING-Diba gleich und rangieren im Hinblick auf die Kundenzahl dann hinter Postbank, Commerzbank und Deutscher Bank auf Platz vier im deutschen Privatkundengeschäft. Im stationären Vertrieb wird sich die Anzahl der Zweigstellen durch die Übernahme des SEB-Geschäfts verdoppeln - freilich um den Preis einer weiter steigenden Cost Income Ratio, wie es schon durch die Integration des RBS-Geschäfts und der defizitären Zweigstellen der GE-Money Bank der Fall war. Bei einem Aufwands-Ertrags-Verhältnis von 32,5 Prozent im Jahr 2009 wird dies aber zu verkraften sein. sb

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