Blickpunkte

Privatkundengeschäft Norisbank - mehr als eine Rumpfbank?

Bereits im März dieses Jahres war die Umwandlung der Norisbank in eine Direktbank angekündigt worden. Zum 1. August wurde der Schritt nun vollzogen. Für diejenigen Kunden, die eigentlich eher filialaffin sind, sich aber bisher nicht nach einer alternativen Bankverbindung umgesehen haben, geht der Abbau der Filialen sogar vergleichsweise sanft vonstatten: Sie können die über 2 700 Banking-Terminals in den SB-Zonen der Deutschen Bank nutzen, Bargeld gibt es gebührenfrei an den rund 9 000 Geldautomaten der Cash-Group inklusive der 1 300 Shell-Tankstellen. Und an 700 Automaten der Deutschen Bank sind sogar Bargeldeinzahlungen möglich.

Dieser für eine Direktbank eher unübliche Service mag durchaus dazu beitragen, den beim Umbau von der Filial- zur Direktbank zweifellos zu erwartenden Kundenschwund abzumildern. Denn mit der Bereitstellung von SB-Terminals und Bargeldservice ist schon ein großer Teil dessen, was Kunden in eine Bankfiliale führt, abgedeckt. Beratungskompetenz war ohnehin nie das, womit sich die Norisbank unter der Ägide der Deutschen Bank positionieren wollte.

Auf den ersten Blick ist die strategische Neuausrichtung also sicher gut gelöst. Ideal nennen kann man sie aber zweifellos nicht. Natürlich ist es nur zu verständlich, wenn sich die Deutsche Bank mit der Postbank und der Norisbank nicht auf Dauer zwei um die gleiche Zielgruppe konkurrierende Retail-Töchter mit gleichem Vertriebskonzept leisten möchte. Die Sortierung in Filial- und Direktbank ist da gewiss sinnvoll. Und warum sollte nicht auch die Deutsche Bank eine eigene Direktbank haben, wie es die Commerzbank schon lange erfolgreich vormacht?

Und doch mögen sich bestehende Kunden, die sich schließlich mit Bedacht für eine Filialbank entschieden haben, durch den strategischen Umbau düpiert fühlen, und die Verlagerung des SB-Service in die Filialen der Deutschen Bank wird sicher nicht von jedem als brauchbarer Ersatz empfunden werden. Im einen oder anderen Fall mag sie die Überleitung in eine Kundenbeziehung bei der Deutschen Bank sein. Andere werden sich in den SB-Foyers der Deutschen Bank als Gäste zweiter Klasse fühlen - siehe Bank 24.

Auch als Direktbank wird die Norisbank den Neustart erst noch schaffen müssen. Die Besonderheit, dass die SB-Terminals der Deutschen Bank mitgenutzt werden können, kann sicher dabei helfen, auch solche Kunden anzusprechen, die sich mit einer reinen Onlinebank erst noch anfreunden müssen. Im Wettbewerb mit den etablierten und auch neueren Playern werden sich Marktanteile aber wohl nur gewinnen lassen, wenn bei den Konditionen noch deutlich nachgebessert wird. Bleibt das aus, dann wird sich die Erinnerung an die Deutsche Bank 24 noch verstärken. Denn dann wirkt die Norisbank wirklich nur noch wie eine Rumpfbank, deren Bestandskundschaft auszutrocknen droht, ohne dass man sich im Gegenzug um Neukunden aus einer anderen Zielgruppe bemüht. sb

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