Blickpunkte

Vertriebspolitik Postbank-Girokonto zwischen Kaffeebohnen

Auch wenn sich vielleicht nicht jeder Verbraucher vorstellen kann, ein Abendkleid, einen Pürierstab oder den neuen Wohnzimmertisch bei einem - wenn auch namhaften - Kaffeeröster zu erwerben, die Tchibo GmbH baut ihr Konzept immer weiter aus, das Vertrauen in die Marke und die erprobten Vertriebswege in mehr als einem Produktbereich, unter anderem auch für Versicherungen und Finanzprodukte, zu nutzen.

Mit Versicherungen kann sich der Kunde über den Kaffeehändler seines Vertrauens schon seit geraumer Zeit eindecken: In Kooperation mit Asstel bietet Tchibo seit dem Jahr 2004 unter anderem Policen für Haftpflicht, Hausrat, Rechtsschutz und sogar für Renten- und Lebensversicherungen an. Dass hierzu keine genauen Daten publiziert werden, liegt sicherlich zum einen an der Geschäftspolitik von Tchibo, lässt andererseits aber auch den Schluss zu, dass die Absatzzahlen nicht unbedingt zum Jubeln veranlassen. Seit Ende September 2007 kann der Kunde nun auch eine gesetzliche Krankenversicherung über das Hamburger Unternehmen abschließen. Produktpartner ist hierbei der Berliner Direktversicherer BIG.

Derzeit hat Tchibo zudem einen bonitätsunabhängigen Ratenkredit im Sortiment sowie einen Revolving Credit, der über die sogenannte Tchibo ec-Karte abgewickelt wird. Beide Produkte stammen von der Royal Bank of Scotland. Mittelfristig, so verlautete es im August dieses Jahres aus dem Hause des Hamburger Kaffeerösters, wolle man ein komplettes Sortiment an Finanzdienstleistungen anbieten. Im Rahmen einer zeitlich befristeten Aktion hatte die Tchibo GmbH im Frühsommer dieses Jahres für vier Wochen ein kostenloses Girokonto mit 50 Euro Startguthaben angeboten. Produktpartner bei diesem Testlauf war die Hypovereinsbank (HVB). Die Nachfrage habe die Erwartungen übertroffen, heißt es bei Tchibo. Auch bei der Hypovereinsbank zeigte man sich zufrieden mit dem Erfolg: Man habe neue Kunden gewinnen und zudem dem eigenen kostenlosen Girokonto einen öffentlichkeitswirksamen Auftritt verschaffen können. Mehr habe man gar nicht gewollt.

Nun verlockte es aber offensichtlich die Postbank, die HVB als Produktpartner abzulösen. Seit August 2007 vertreibt sie ein Girokonto sowie ein Online-Sparprodukt über den Kaffeeröster. Zu einem späteren Zeitpunkt solle die Produktpalette noch erweitert werden. In vereinbarten Aktionszeiträumen würden zunächst das Postbank Girokonto und die Postbank Sparcard in den mehr als 1 000 Tchibo-Filialen angeboten, außerdem seien sie dauerhaft im Internetauftritt des Kaffeehändlers zu finden.

Dass das Tchibo-Angebot seit diesem Jahr die grundlegendste aller Bankdienstleistungen, das Girokonto, umfasst, verleiht der Ankündigung, ein Rundum-Anbieter werden zu wollen, deutlich Nachdruck. Ob das Angebot der Postbank allerdings genauso gut angenommen wird wie das der HVB, bleibt abzuwarten. Wer noch im September 2007 das Girokonto eröffnete, für den bleibt es zwar unbefristet gebührenfrei. Für alle Kunden jedoch, die ab Oktober zugreifen, ist es nur im ersten Jahr kostenlos, danach fallen monatliche Gebühren in Höhe von 5,90 Euro an - wenn weniger als 1 250 Euro pro Monat eingehen. Die Postbank weicht also nur kurzfristig von ihrer Strategie ab, die Gebührenfreiheit an einen Mindestgeldeingang zu koppeln.

Kostenlose Girokonten sind so besonders nicht mehr, schon gar nicht, wenn ein Mindestgeldeingang zur Bedingung gemacht wird. Wer nicht bis zum Ende des Monats September abgeschlossen hat, dem bietet das Angebot also keine nennenswerten Vorteile. Und das Bonbon fällt auch weg - die 50 Euro Startguthaben wie beim HVB-Konto. bs

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