Weiterbildung

Weiterbildung für Finanzdienstleister im Qualitätswettbewerb

Es gibt eine Vielzahl an Weiterbildungsmöglichkeiten für Führungskräfte und Nachwuchskräfte bei Banken und Versicherungen. Welches das geeignete Format ist, hängt sehr stark von den Zielsetzungen des Mitarbeiters, aber auch des Kreditinstitutes selbst ab.

Folgende Kategorien an Weiterbildungsmöglichkeiten werden hier betrachtet: Programme von Hochschulen mit oder ohne akademischen Abschluss, Executive-MBA- Programme, Firmenprogramme, Programme mit berufsbildendem Abschluss, Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) und Chartered Financial Analyst (CFA).

Internationale Hochschulakkreditierungen

Auf dem Markt für berufsbegleitende Programme für die Finanzwirtschaft konkurrieren Hochschulen mit Berufsbildungsinstitutionen. Aus beiden Bereichen gibt es ein kaum überschaubares Angebot. Der Artikel beschränkt sich daher auf solche Hochschulen in Deutschland, die über eine international anerkannte Akkreditierung verfügen.

Die prestigeträchtigste internationale Hochschulakkreditierung aus Europa stammt von der EFMD (European Foundation for Management Development, siehe www. efmd.org) und nennt sich EQUIS (European Quality Improvement System). Das EQUIS-Gütesiegel tragen weltweit 128 Hochschulen, davon derzeit zwei in Deutschland, nämlich die Universität Mannheim und die WHU - Otto Beisheim School of Management in Vallendar. Letztere war die erste deutschsprachige Hochschule mit EQUIS Gütesiegel.

In den USA ist die Association to Advance Collegiate Schools of Business (AACSB, siehe www.aacsb.edu) der Akkreditierer mit dem höchsten Renommee. Hier gibt es in Deutschland drei akkreditierte Hochschulen, nämlich die HHL in Leipzig, die Universität Mannheim und die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Die WHU in Vallendar befindet sich gerade im Akkreditierungsprozess. Demnach wird hier das Angebot der folgenden Hochschulen beschrieben und verglichen: WHU - Otto Beisheim School of Management, Vallendar, Universität Mannheim, Universität Frankfurt und HHL in Leipzig. Zusätzlich wird die Frankfurt School of Finance betrachtet, obgleich sie weder über eine der genannten Akkreditierungen verfügt noch vom wissenschaftlichen Renommee her vergleichbar ist mit den anderen Institutionen. Sie ist aber ein sehr erfolgreicher Anbieter von Weiterbildungsprogrammen gerade im Bereich der Finanzwirtschaft.

Alle diese Hochschulen bieten General Management Programme an, die sich für Mitarbeiter von Finanzunternehmen eignen und die von ihrer zeitlichen und inhaltlichen Struktur auf Berufstätige zugeschnitten sind. Zusätzlich offerieren sie aber auch spezialisierte Programme, entweder auf Master-Niveau oder als Unternehmensprogramme.

Im Gegensatz zu den meisten berufsbildenden Einrichtungen können Hochschulen Programme anbieten, die in der Regel mit dem akademischen Master-Grad abgeschlossen werden. Solche Programme stehen akademisch über anderen Programmen, weil sie bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen auch zum Erwerb des Promotionsrechts führen können. In den letzten Jahren haben sich an den Universitäten vielfältige Möglichkeiten heraus gebildet, Masterabschlüsse und Berufstätigkeit miteinander zu verbinden. Dabei wird einerseits auf die zeitlichen Restriktionen von Berufstätigen Rücksicht genommen, andererseits bieten gerade die Master of Business Administration (MBA) Programme auch inhaltlich einen völlig veränderten Ansatz gegenüber den sehr wissenschaftsorientierten Master-of-Sci-ence-Programmen, die vor allem für Studierende ohne Berufserfahrung angeboten werden.

Königsdisziplin Executive-MBA

Unter den MBA-Programmen bilden die Executive-MBA (EMBA)-Programme typischerweise die Königsdisziplin der Weiterbildung von Berufstätigen. EMBA-Programme richten sich an vergleichsweise erfahrene Berufstätige (35 bis 40 Jahre alt) mit Führungsverantwortung. Davon zu unterscheiden sind MBA-Programme, die sich an Berufstätige mit etwa fünf Jahren Berufserfahrung richten. Für Berufstätige besonders geeignet sind die sogenannten Parttime-MBA-Varianten, die einige Hochschulen neuerdings anbieten.

Auf dem Master-Niveau für Berufstätige gibt es derzeit wenige Angebote, die allein finanzwirtschaftlich ausgerichtet sind. Zumeist werden sie als "General-Manage-ment"-Programme aufgestellt, die aber die Möglichkeit zur Spezialisierung im Finanzbereich bieten. Insofern findet man Manager aus der Finanzindustrie ebenso wie aus anderen Sektoren zusammen in diesen Programmen.

WHU: traditionsreichstes Executive-MBA-Programm im Markt

Die WHU verfügt über das traditionsreichste Executive-MBA-Programm im Markt. Es wird seit 1997 zusammen mit der Kellogg School of Management angeboten (siehe www.kellogg.whu.edu) und rangiert im aktuellen FT Ranking auf Platz 18 weltweit. Der Unterricht wird zu 50 Prozent von Fakultäts-Angehörigen aus Kellogg und zu 50 Prozent von der WHU bestritten. Die Teilnehmer des Programms sind extrem international. Neben den Wochenend-Modulen in Vallendar bietet das Programm Live-in-Weeks in Evanston (USA), Hong Kong, Tel Aviv und Toronto. Die Studiengebühr beträgt 68000 Euro. Absolventen des Programms erhalten nach 24 Monaten einen Doppelabschluss der Kellogg School und der WHU.

Darüber hinaus bietet die WHU für Berufstätige neuerdings auch ein Parttime-MBA-Programm (siehe www.whu.edu/pt-mba) in Düsseldorf an. Damit erreicht man einen vollwertigen MBA Abschluss mit Promotionsrecht, ohne die Berufskarriere unterbrechen zu müssen. Die Programmdauer ist zwei Jahre mit Live-in Wochen in den USA, in China und Indien und kostet 35000 Euro.

Forschungszentrum für Private Banking

Wie jede der hier betrachteten Business Schools bietet die WHU natürlich auch Unternehmensprogramme an, die auf die Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten sind. Seit 2006 gibt es an der WHU das Forschungszentrum für Private Banking, das ein sehr spezialisiertes Programm für Private Banker mit Zertifikatsabschluss anbietet.

Zu erwähnen wäre auch das Masterprogramm in Law and Business (MLB), das die WHU seit 2006 zusammen mit der stärksten rechtswissenschaftlichen, deutschen Hochschule in Hamburg anbietet. Dieses Programm hebt sich wegen des speziellen, juristischen Fokus von anderen Programmen im Markt ab und wird als Vollzeitprogramm an der Bucerius Law School in Hamburg (siehe www.bucerius. whu.edu) angeboten.

Universität Mannheim: Eigene Business School

Die Universität Mannheim bündelt ihre Weiterbildungsaktivitäten in einer rechtlich selbstständigen Business School (siehe www.mannheim-business-school.com). Mannheim bietet seit einigen Jahren ein Double Degree Programm zusammen mit der französischen Privatuniversität ESSEC an (siehe www.essec-mannheim.com). Die Dauer des Programms liegt bei zwischen 18 bis 19 Monaten und kostet 47000 Euro. Es handelt sich um ein General Management Programm, das im weltweiten Financial Times Ranking 2009 an Stelle 21 rangiert.

Ähnlich strukturiert offeriert die Mannheim Business School neuerdings auch ein EMBA Programm zusammen mit der chinesischen renommierten Tongji Universität an (siehe www.mannheim-tongji.com). Das Programm kann in zwischen 18 Monaten und fünf Jahren durchlaufen werden. Darüber hinaus bietet auch Mannheim maßgeschneiderte Programme für Unternehmen an.

Universität Frankfurt

Die Universität Frankfurt hat ihre Weiterbildungsaktivitäten in der Goethe Business School (siehe www.goethe-businessschool.de) konzentriert. Das Flagship Programm der Goethe School (Studiengebühr 48000 Euro) ist das englischsprachige Executive MBA Programm, das Frankfurt in Allianz mit der Fuqua Business School der Duke University anbietet. Bis zu sieben Kurse werden überwiegend durch Professoren der Duke University gelehrt, der Rest durch Frankfurter Fakultäts-Angehörige und assoziierte Mitglieder der Frankfurter Fakultät. Der akademische Grad MBA wird nur von Frankfurt verliehen. Die Duke University verleiht zusätzlich ein MBA Zertifikat. Die Dauer des Programms ist flexibel und liegt zwischen 18 und 30 Monaten. Das Programm findet sich nicht unter den TOP 100 EMBA-Programmen im Financial Times Ranking 2009.

Zusätzlich für die Finanzwirtschaft von Interesse ist der Executive Master of Finance and Accounting. Dabei handelt es sich um ein 21-Monats-Programm in deutscher und englischer Sprache. Als akademischer Grad wird ein "Master of Arts" erworben. Die Studiengebühr liegt bei 28000 Euro. Über diese beiden Executive Masterprogramme hinaus gehend bietet die Goethe School auch maßgeschneiderte Firmenprogramme an und gelegentlich offene Programme ohne akademischen Abschluss an.

Leipzig: zweijähriges Fernstudium

Die HHL in Leipzig (siehe www.hhl.de) bietet einen Euro MBA an, zusammen mit sechs anderen, europäischen Hochschulen, die alle EQUIS- oder AACSB akkreditiert sind. Das Programm eignet sich zur beruflichen Weiterbildung, weil es ein zweijähriges Fernstudium ist, das sechs Anwesenheitswochen bei den verschiedenen Partneruniversitäten anbietet. Es ist als General Management Programm konzipiert. Die Studiengebühr beträgt 25500 Euro. Zusätzlich bietet die HHL auch einen Parttime-MBA. Dabei handelt es sich um ein 24-monatiges Intensivstudium für 30000 Euro.

Frankfurt School: ausgezeichneter Ruf auch ohne internationale Abschlüsse

Zu guter Letzt soll die Frankfurt School of Finance and Management (siehe www. frankfurt-school.de) betrachtet werden, weil sie sich einen ausgezeichneten Ruf gerade in der Weiterbildung von Berufstätigen im Finanzsektor erworben hat. Gerade im berufsbegleitenden Bereich bietet die Frankfurt School einige finanzwirtschaftliche Programme an. Im Unterschied zu den zuvor angesprochenen Hochschulen sind diese Programme aber weder vergleichbar international noch bieten sie vergleichbar akkreditierte, akademische Abschlüsse.

Die Frankfurt School bietet ein deutschsprachiges Executive-MBA-Programm an, welches in drei Semestern berufsbegleitend durchlaufen werden kann. Die Kurse finden zu großen Teilen an Wochenenden statt. Das Programm kostet 25900 Euro. Darüber hinaus bietet die Frankurt School zusammen mit der Finance Academy in Moskau einen englischsprachigen Parttime-MBA in Finance an. Das Programm dauert zwei Jahre und kostet 18000 Euro.

Über diese akademischen Programme hinausgehend findet man bei der Frankfurt School zahlreiche berufsbegleitende Programme unterhalb des Master-Niveaus. Dazu gehört ein Bachelor-Programm für Berufserfahrene ebenso wie ein Programm zum Investment-Fachwirt oder zum Ship-Financing, aber auch Refresher-Kurse für Chartered Financial Analysts (CFA's).

Programme mit berufsbildendem Abschluss

Auch bei den Berufsorganisationen gibt es eine Vielzahl an Angeboten, die sich an jüngere und fortgeschrittenere Berufstätige richten. Viele Industrie- und Handelskammern bieten Weiterbildungsprogramme für die ansässigen Finanzunternehmen.

International anerkannt sind gerade für Berufstätige in der Finanzwirtschaft aber eigentlich nur zwei Programme, nämlich der Abschluss als CFA, wenn man einen US-Abschluss als Finanzanalyst anstrebt und die DVFA-Abschlüsse, die verschiedene Programme eingebettet in ein euro-päisch-asiatisches Netzwerk anbietet.

CFA-Abschluss: einseitig von den USA geprägt

Traditionell über die letzten 60 Jahre war der Ausbildungsmarkt für Finanzanalysten praktisch ausschließlich durch den CFA besetzt. Dabei handelt es sich um einen Grad unterhalb eines Universitätsgrads, der aber durch seine Praxisorientierung und theoretische Relevanz ein hohes Maß an internationaler Anerkennung erreichen konnte. Heute gibt es etwa 90 000 Investment Professionals mit CFA-Abschluss weltweit. Das Programm wird von den USA aus durch das CFA Institute (siehe www. cfainstitute.org) angeboten, aber man findet die CFA-Qualifikation verstreut über die gesamte Welt.

Das CFA-Programm wird in drei Graden (Level I bis III) nach einem weltweit einheitlichen Konzept durchlaufen. Die Prüfungen erfolgen dezentral über die Welt verteilt aber nach einheitlich festgelegten Kriterien. Verschiedene Partner des CFA- Instituts bieten Kurse zur Vorbereitung auf die Examen an, die Teilnahme an den Kursen ist allerdings nichts zwingend.

Der Vorteil des CFA-Abschlusses liegt in einem weltweit anerkannten Standard für Investment Professionals. Allerdings ist dieser Standard dominant durch die Verhältnisse in den USA geprägt. Verschiedenheiten zum Beispiel in der Regulierungspraxis, aber auch in den juristischen Rahmenbedingungen in den EU-Ländern oder in Asien werden praktisch nicht thematisiert. Zudem wird das Curriculum ohne Einflussmöglichkeit von außerhalb in den USA aufgestellt und modifiziert.

CIIA als europäische Alternative

Die Alternative zum CFA aus europäischer und asiatischer Sicht ist der Certified-Inter-national-Investment-Analyst-(CIIA)-Lehr gang, der von der Association of International Investment Analysts (ACIIA) vergeben und in Deutschland durch die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management - DVFA angeboten wird. Der ACIIA repräsentiert 30 nationale berufsständische Organisationen (siehe aciia.org), die wiederum in der Asian Securities and Investment Federation (ASIF) und der European Federation of Financial Analysts Societies (EFFAS) zusammengefasst sind. Zur ASIF gehören beispielsweise die Investment Professionals Japans, Australiens, Chinas, Hong Kongs und einige mehr. Zur EFFAS (siehe www.efffas.com) gehören die Verbände aller großen EU-Länder aber auch die der Schweiz, Luxemburgs und einiger osteuropäischer Länder.

Der CIIA wird in Deutschland durch die DVFA seit vielen Jahren angeboten. Im Gegensatz zum CFA umfasst das Angebot der CFA nicht nur die CIIA-Prüfung, sondern auch den berufsbegleitenden Unterricht dazu. Das CIIA-Programm richtet sich zwei Mal pro Jahr an Postgraduierte und schließt nach sieben Monaten und 28 Präsenztagen mit dem internationalen Titel CIIA ab. Die Unterrichtssprache ist deutsch, die Prüfungssprache ist deutsch oder wahlweise englisch. Neben dem CIIA bietet die DVFA zusätzlich ein Programm zum Certified Risk Manager (CRM), zum Vermögensmanagement (Certified Financial Manager - CeFM) und zum Certified Credit Analyst (CCrA) an.

Mehr Qualitätswettbewerb durch die Finanzkrise

Als Schlussfolgerung lässt sich festhalten: Der Markt für Weiterbildung Berufstätiger erstreckt sich von Programmen für Mitarbeiter mit drei Jahren Berufserfahrung bis zum Markt für Führungskräfte (Executives). Die Programme der besten deutschen Hochschulen sind zumeist General-Management-Programme, wobei in der Regel auch maßgeschneiderte Unternehmensprogramme angeboten werden.

Viele Anbieter offerieren Spezialisierungen, die auf die Finanzwirtschaft zugeschnitten sind. Die Finanzkrise hat die Anbieter solcher Programme enormem Druck ausgesetzt, weil die Teilnehmerzahlen natur gemäß zurückgegangen sind und sich deshalb nicht alle Anbieter behaupten konnten. Durch die Finanzkrise ist eher ein zusätzlicher Qualitäts-Wettbewerb deutlich geworden, weniger ein Preiswettbewerb.

Rankings nach Gehaltsfortschritt

Die hier diskutierten Fortbildungsmaßnahmen werden seit einigen Jahren überwacht und verglichen - einerseits durch einen starken Wettbewerb in der internationalen Akkreditierung, andererseits aber auch durch Rankings in nationalen und globalen Medien. Die wichtigsten beiden Akkreditierer sind EQUIS und AACSB, die wichtigsten Medien zum Ranking von Programmen sind die Financial Times auf internationalem Niveau und das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) sowie neuerdings auch das Handelsblatt auf nationalem Niveau. Gerade für die Financial-Times-Rankings sind der Gehaltsfortschritt der Teilnehmer von Weiterbildungsprogrammen und der Fortschritt in der Leitungsspanne zwei von mehreren gewichtigen Kriterien.

Außerhalb des universitären Umfelds gibt es zwei Anbieter zur Weiterbildung von Investment Professionals. Das ist traditionell der amerikanische CFA und der eu-ropäisch-asiatische CIIA, der hier in Deutschland von der DVFA angeboten wird.

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