Blickpunkte

Wettbewerb - Neue Ideen braucht das Land?

Der Wettbewerb um Deutschlands Privatkunden ist wieder voll entbrannt. Längst wird erneut mit Konditionen um die Kunden vom Wettbewerber gegenüber gerungen, als hätte es die Krise nie gegeben. Das kann beziehungsweise muss man aus Position der Verbraucherschützer ebenso wie der Bankenaufsicht natürlich höchst kritisch beäugen.

Doch welche Möglichkeiten haben die Institute sonst, in diesem Land noch neue Kunden zu gewinnen? Das Potenzial ist beschränkt, die rund 64 Millionen Privatkunden sind längst bei einer der knapp 2000 in Deutschland zugelassenen Banken oder Sparkassen unter Vertrag. Die Präsenz in der Fläche ist mit immer noch über 40000 Zweigestellen und Niederlassungen so dicht wie in keinem anderen europäischen Land. Das ist gut für die Kunden, aber natürlich schlecht für die Ertragssituation der Häuser.

In den vergangenen Monaten und Jahren waren daher einige neue Versuche von kreativen Köpfen zu beobachten, das Banking in Deutschland zu revolutionieren. Die ökologisch-ethischen Banken warben und werben mit ihren Nachhaltigkeitskonzepten und dem Versprechen moralischer Geldgeschäfte ebenso um Kunden wie eine Noa-Bank, eine Quirin-Bank oder eine Fidor Bank.

Allen Konzepten gemein ist eine engere Einbeziehung des Kunden und eine verstärkte Nutzung des Kommunikationsweges Internet. Richtig durchgesetzt hat sich noch keine der Ideen, die Noa-Bank, ganz offensichtlich mit zweifelhaften Absichten gegründet, wurde von der Bankenaufsicht inzwischen gar schon wieder geschlossen. Es scheint also ausgesprochen schwer, sich durchzusetzen.

Denn auch wenn jedermann derzeit nur zu gerne und laut über die "unmöglichen Banken" schimpft, so ist die Zufriedenheit mit den Leistungen, glaubt man den Umfragen des "Kundenmonitors", immer noch genauso hoch wie vor der Krise. Warum also wechseln und den ganzen Ärger mit der Umstellung von Daueraufträgen, laufenden Krediten und Hypotheken und Ähnlichem auf sich nehmen? Das Beharrungsvermögen ist trotz des intensiven Wettbewerbs groß, und viel mehr als ein paar tausend Euro wegen eines Zehntel-Prozents sehr Zins zeitweise auf eine andere Bank zu transferieren geschieht kaum.

In England hat vor kurzem die erste neue Privatkundenbank seit mehr als 150 Jahren ihre Pforten geöffnet. "Join the Revolution" - so lautet das Motto der Metrobank, die mit einer Mischung aus Anti-Bank, Hotel und Service-Oase um Kunden wirbt. Die Geschäfte - man vermeidet bewusst den Ausdruck Filialen - haben kundenfreundlich werktags von 8 bis 20 Uhr und auch an Samstagen und Sonntagen geöffnet. Es gibt bequeme Sitzgelegenheiten, Frühstück und Drinks, Toiletten und sogar Hundekekse für die wartenden Vierbeiner. Die Mitarbeiter erhalten ihren Bonus nicht etwa nach den erzielten Abschlüssen, sondern auf Basis einer Auswertung der Kundenzufriedenheit.

Hinter der ganzen Idee steht mit dem Milliardär Vernon Hill ein potenter Finanzier und passionierter Banker, der in den siebziger Jahren in den USA die Commerce Bancorp mit mehr als 500 Filialen aufgebaut hat. In zehn Jahren soll es die Metrobank auf 200 Geschäfte im Londoner Speckgürtel gebracht haben. Ob es, wie von manchen Experten bereits prognostiziert, maßgeblichen Einfluss nicht nur auf die Banken in England, sondern in ganz Europa haben wird, darf doch ernsthaft bezweifelt werden. Einmal abgesehen von rechtlichen Hürden wie Tarifverträgen und ähnlichem, sind Kunden auf den ersten Blick von solchen Konzepten natürlich begeistert. Doch sind sie auch bereit, dafür mehr zu bezahlen? Meist nicht - und damit scheitern viele solche Ideen einfach an der Rentabilität. Schön wäre eine solche Bank aber natürlich schon! PO

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