NEGATIVZINSEN

Gefühlte Wahrnehmung

Die Nerven liegen offenbar blank: Nach dem Genossenschaftsverband - Verband der Regionen hat auch der Genossenschaftsverband Bayern das Thema Negativzinsen auf seiner Jahrespressekonferenz angesprochen. Auch in Bayern ärgert man sich über die verzerrte Wahrnehmung, die die VR-Banken immer wieder in ein schlechtes Licht rückt. Das, so Verbandspräsident Jürgen Gros, liegt vor allem an der schieren Anzahl genossenschaftlicher Institute. Denn wenn ein bundesweit tätiges Kreditinstitut für sich entscheidet, "Verwahrentgelte" einzuführen, ist das eine einmalige Meldung. Bei den Genossenschaftsbanken oder auch den Sparkassen gibt es auf den einschlägigen Plattformen jedes Mal eine Meldung, wenn sich ein Haus dafür entscheidet. So werden die Marken "VR" und "Sparkasse" sehr viel häufiger in Verbindung mit Negativzinsen wahrgenommen. Bei 227 VR-Banken in Bayern und 841 bundesweit handele es sich somit primär um eine "gefühlte Wahrnehmung".

Tatsächlich ist die Relevanz jedoch gering, wie Gros ausführt: Zwar hat etwa jede dritte Volks- und Raiffeisenbank in Bayern inzwischen Negativzinsen für Privatkunden eingeführt. Weil jedoch der durchschnittliche private Kunde rund 20 000 Euro auf dem Konto hat und die "Verwahrentgelte" überwiegend auf sechsstellige Einlagen angewendet werden, betreffen sie tatsächlich weniger als 0,5 Prozent der Privatkunden, anders ausgedrückt: 32 200 von insgesamt 6,44 Millionen Kunden. Negativzinsen, die von Privatkunden gezahlt wurden, machen lediglich 0,1 Prozent des gesamten Zinsertrags der Banken aus. Insgesamt haben Privatkunden der bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken 2019 rund 2 Millionen Euro Negativzinsen bezahlt.

Im Firmenkundengeschäft sieht das ein wenig anders aus. Hier sind Gros zufolge Verwahrentgelte "seit längerer Zeit geltende Praxis". Doch auch im Firmenkundengeschäft sind "längst nicht alle Unternehmen" betroffen. Möglicherweise werden es demnächst sogar noch weniger, wenn die Corona-Krise an den Reserven der Unternehmen zehrt.

Die Banken selbst haben im vergangenen Jahr 4,5 Millionen Euro an Negativzinsen an die EZB überwiesen. Dass es nicht noch mehr war, lag Gros zufolge zum einen an den neuen "Freibeträgen", zum anderen daran, dass auch Sparer umzudenken beginnen und von tradierten Sparanlagen verstärkt aufs Wertpapiersparen umschwenken. Nicht zuletzt haben sich auch die Negativzinsen bemerkbar gemacht - haben sie doch den massiven Mittelzufluss von den Kommunen gestoppt. Red.

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