SICHERHEIT

Geldautomaten als Bunker

Foto: R+V

Intelligente Bankräuber kommen heute nicht mehr mit der Pistole in die Filiale, sondern schleichen sich digital ein, um im großen Stil Konten abzuräumen. Einen Bereich gibt es jedoch, bei dem die Methoden der Kriminellen zunehmend rabiat werden: bei Angriffen auf Geldautomaten. Seit der Chip auf den Bankkarten das Skimming der Magnetstreifen und die Erstellung von Kartendubletten, die nach Ausspähen der PIN am GAA zum Abheben verwendet werden konnten, als "Geschäftsmodell" obsolet gemacht hat, richten sich Angriffe verstärkt auf die Automaten selbst. Sprengungen von Geldautomaten liegen bereits seit einigen Jahren im Trend. 2020 stieg die Anzahl physischer Angriffe auf Geldautomaten insgesamt um 28,2 Prozent auf 704 Fälle, so das im Juni veröffentlichte Bundeslagebild "Angriffe auf Geldautomaten" des BKA. In 414 dieser Fälle versuchten Kriminelle, Geldautomaten durch Sprengungen aufzubrechen. Das ist ein Höchstwert seit Beginn der statistischen Erfassung im Jahr 2005. Bis vor zwei Jahren wurde hierbei überwiegend Gas eingesetzt, das in die Automaten eingeleitet wurde. Seit Automatenhersteller und Kreditwirtschaft vermehrt Gasneutralisationssysteme als Gegenmaßnahme einbauen, weichen die Täter jedoch zunehmend auf Explosivstoffe aus. So hat sich in 2020 die Zahl der Sprengungen, bei denen feste Explosivstoffe zur Tatbegehung verwendet wurden, mit 111 Fällen (2019: 18 Fällen) im Vergleich zum Vorjahr mehr als versechsfacht.

Bei Festsprengstoff zerstört die Wucht der Explosion nicht nur den Geldautomaten. In den Bankfilialen gehen die Glasfronten zu Bruch, Mauerteile fliegen durch die Luft, ganze Gebäudeteile werden massiv beschädigt. Der Schaden durch eine solche Sprengung beläuft sich schnell auf einige 100 000 Euro - häufig mehr, als die Kriminellen an Bargeld erbeuten, so die R+V Versicherung. Die R+V hat sich deshalb im Sinne der präventiven Schadenbegrenzung nach einer sicheren Lösung für Geldautomaten außerhalb der Bankfilialen umgesehen und sich an deren Entwicklung beteiligt. Gemeinsam mit dem Hersteller Veloform wurden freistehende Pavillons entwickelt, die - ähnlich wie ein Bunker - aus bis zu 15 Zentimeter starkem Stahlbeton bestehen und zehn Tonnen auf die Waage bringen. Im Inneren befindet sich der Geldautomat, Tastatur und Geldausgabe erreichen die Kunden über eine Art Fenster.

Sprengversuche haben gezeigt, dass es zumindest äußerst schwierig sein dürfte, den so geschützten Geldautomaten beizukommen. Einziges Manko: Eine Lösung für die Außenfassade von Bankfilialen ist das nicht. Sondern die Pavillons werden auf freistehenden Plätzen mit ausreichend Sicherheitsabstand zu umliegenden Häusern aufgestellt. Das immerhin hat den Vorteil, dass im Fall eines Sprengversuchs keine Anwohner gefährdet werden. Red.

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