FIRMENKUNDENGESCHÄFT

Gründungs-Boom durch Corona?

Quelle: Pixabay

Seit langem hat die Marktforschung einen engen Zusammenhang zwischen Wirtschafts- und Beschäftigungslage einerseits und dem Gründungsgeschehen andererseits ausgemacht. In wirtschaftlich guten Zeiten mit geringer Arbeitslosigkeit sinkt demnach die Gründungsbereitschaft, in schwierigen Zeiten steigt sie hingegen an. Oftmals handelt es sich dabei dann um eine Art "Notgründung", großenteils in der Soloselbstständigkeit. In der Corona-Krise scheint das nicht anders zu sein. Das legen die Ergebnisse einer Ende Oktober 2020 im Auftrag der MBH Corporation PLC von Pureprofile durchgeführte Online-Befragung von 12 800 deutschen Erwachsenen nahe. 324 800 Deutsche haben demnach während der Corona-Krise ein eigenes Unternehmen gegründet. Weitere 22 Prozent planen noch zu gründen. 58 Prozent davon wollen dies innerhalb der nächsten zwölf Monate tun.

Als Grund für die Gründung eines eigenen Unternehmens gibt jeder Vierte eine Gehaltskürzung am Arbeitsplatz an, während 22 aufgrund der Krise ihre Lebenseinstellung geändert haben. Etwa 21 Prozent glauben eine Marktlücke für die Art von Unternehmen erkannt zu haben, die sie gründen wollen. 20 Prozent wurden entlassen und können keine andere Arbeit finden, 12 Prozent begründen ihre Entscheidung damit, dass sie immer wieder beurlaubt werden.

An der Spitze der geplanten Gründungen stehen Einzelhandelsunternehmen (20 Prozent), 15 Prozent wollen Unternehmen der verarbeitenden Industrie/ des Maschinenbaus gründen. Jeweils 11 Prozent der künftigen Unternehmen sollen Gastronomiebetriebe oder Unternehmen in der Finanzdienstleistungsbranche sein. 35 Prozent der potenziellen Gründer wollen dies auf eigene Faust tun. 39 Prozent beabsichtigen jedoch, ein Familienunternehmen zu gründen, wobei 30 Prozent dies mit ihrem Ehepartner/Partner, 6 Prozent mit ihren Eltern und 3 Prozent mit einem Geschwisterteil planen.

Ob die als Folge der Corona-Beschränkungen erwartete Insolvenzwelle in der Folge durch ein lebhaftes Gründungsgeschehen teilweise kompensiert werden kann, ist allerdings noch längst nicht ausgemacht. Das Research der KfW zumindest sieht in ihrem am 17. Dezember 2020 veröffentlichten "Nachfolge-Monitoring Mittelstand 2020" keine Anzeichen für einen Gründungsboom - weder beim Gründungsgeschehen im Allgemeinen noch bei Übernahmegründungen im Speziellen. Zumindest für 2020 wird - wie schon 2019 - eher ein weiterer Rückgang der Übernahmegründungen erwartet. Dafür liefern die Befragungsergebnisse vor und nach dem ersten Lockdown im Frühjahr erste Anzeichen, dass die Wahrscheinlichkeit von Stilllegungen an stelle einer Nachfolgeregelung durch die Krise steigt - und das vermutlich umso stärker, je länger die Krise andauert.

Kurzfristige Nachfolgeplanungen können demnach bisher trotz der Kreise weitgehend aufrechterhalten werden. Der mittelfristige Generationenwechsel, so die Befürchtung der KfW, könnte jedoch ins Stocken geraten. So waren Übergaben, die in drei bis fünf Jahren umgesetzt werden sollen, im Jahr 2020 seltener in Planung als 2019 (7 versus 10 Prozent). Ein Misslingen der Nachfolge droht aktuell vor allem bei rund 17 Prozent der Unternehmensinhaber, deren Rückzug in den kommenden zwei Jahren ansteht. Von ihnen befinden sich 9 Prozent auf der Nachfolgesuche, 3 Prozent haben bislang nur Informationen gesammelt, 5 Prozent sind noch gar nicht in die Nachfolgeplanung eingestiegen. Ihnen droht ein verzögerter Rückzug aus dem Unternehmen oder eine unfreiwillige Stilllegung. Red.

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