Kontoführungsgebühren

Gute Beratung steigert Preisakzeptanz

Wenn das keine gute Nachricht ist: "Bankkunden zahlen gern fürs Girokonto". So zumindest lautet die Überschrift einer Presseinformation der Unternehmensberatung Kampmann, Berg & Partner. "Gern" ist dabei zweifellos übertrieben - warum sonst würde es stets einen enormen öffentlichen Aufschrei geben, wenn Banken und Sparkassen ihre Kontoführungsgebühren anheben? Die Kunden müssten sich ja dann geradezu darüber freuen.

Aber Spaß beiseite: Bei aller "Geiz ist geil"-Mentalität gerade im Zahlungsverkehr sind kostenlose Girokonten offenbar noch immer nicht so weit verbreitet, wie es vielleicht den Anschein hat. Weniger als ein Viertel der Deutschen bezahlt für sein Hauptkonto nichts, so die "Bankkundenstudie 205" von Kampmann, Berg & Partner, für die über 1 000 Bundesbürger zwischen 18 und 69 Jahren befragt wurden. Jeder Zweite hingegen nimmt bewusst monatlich 7 Euro für die Kontoführung in Kauf. Und 26 Prozent wissen nicht einmal genau, wie viel ihr Girokonto sie eigentlich kostet.

Unter Letzteren ist die Zufriedenheit mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis naturgemäß auch mit am höchsten, wenngleich die Zufriedenheitsquote von 81 Prozent sich natürlich nicht mit den 99 Prozent bei den Nutzern von Gratiskonten messen kann. Bei denjenigen Kunden, die genau wissen, wie viel sie für ihr Girokonto zahlen, sind immer noch 67 Prozent zufrieden. Und selbst unter denjenigen, die überdurchschnittlich viel zahlen, ist der Studie zufolge immer noch eine Mehrheit zufrieden. Von einer Kostenloskultur bei der Hauptbankverbindung kann somit überhaupt keine Rede sein, so die Schlussfolgerung. Es komme nicht auf das "Ob" an, sondern auf das "Wofür".

Denn die grundsätzlich vorhandene Zahlungsbereitschaft für das Hauptkonto ist kein Selbstläufer, sondern muss erarbeitet werden. Wer für sein Girokonto zahlt, der erwartet dafür auch bei Problemen oder für Services den persönlichen Helfer in den Filialen (80 beziehungsweise 71 Prozent). Zudem spielt die Qualität der Beratung eine wesentliche Rolle für die Beurteilung des Preis-Leistungsverhältnisses. Neun von zehn Kunden, die mit der letzten Beratung zufrieden waren, sagen dies auch über den Preis für ihr Girokonto. Bei Unzufriedenheit mit der Beratung bricht dieser Wert auf weniger als 50 Prozent ein. An dieser Stelle schlummern somit Potenziale ebenso wie Risiken.

Doch selbst dann, wenn der persönliche Kontakt den Kunden überzeugt, sollte die Zahlungsbereitschaft auch nicht überschätzt werden: 67 Prozent Girokunden, die mit dem Preismodell zufrieden sind, bedeuten im Umkehrschluss schließlich auch, dass fast jeder Dritte unzufrieden und damit ein potenzieller Wechsler ist - der dann in vielen Fällen auch keine Beratung mehr in Anspruch nehmen wird.

Und genau an dieser Stelle wird es schwierig: Mit welchen Mehrwerten lässt sich der Kunde davon überzeugen, dass sein Girokonto sein Preis wert ist? Oder muss es doch das Gratis-Online-Konto sein - immer mit dem Risiko, dass zu viele bisher zahlende Kunden in das Gratis-Kontomodell wechseln? Und wie geht man mit diesen Gratis-Kunden um, wenn sie dennoch Services in der Filiale in Anspruch nehmen wollen? Einfache Antworten auf solche Fragen gibt es leider nicht. Red.

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