KOOPERATIONEN

Keine Angst vor Zinsplattformen

Wenn es Unternehmen gibt, die keinen Grund haben, über die Negativzinspolitik der EZB zu klagen, dann sind das Zinsplattformen wie die Berliner Raisin GmbH, die ihre Leistungen in Deutschland unter dem Namen Weltsparen anbietet, oder auch die Hamburger Deposit Solutions GmbH. Je länger die EZB-Strafzinsen die Banken belasten und je mehr Kreditinstitute sich gezwungen sehen, "Verwahrentgelte" neu einzuführen oder auf weitere Kundengruppen auszudehnen, umso mehr wächst die Zahl der Banken, die mit solchen Fintechs zusammenarbeiten. Mit der Sparkasse Vorpommern hat sich jetzt auch eine erste Sparkasse für die Zusammenarbeit mit Raisin entschieden, um ihren Kunden noch klassische Spar- und Anlageprodukte mit einer Verzinsung oberhalb der Nulllinie anbieten zu können.

Üppig ist zwar auch das, was auf die in der Regel ausländischen Banken auf den Plattformen an Konditionen bieten, nicht. Im Vergleich mit dem, was bei der eigenen Hausbank zu bekommen ist, sofern diese Tagesgeld- oder Sparkonto überhaupt noch im Angebot hat, ist das aber allemal attraktiv. Die Kooperation bietet Banken und Sparkassen somit die Möglichkeit, auch denjenigen Kunden ein Angebot zu machen, die weiterhin an klassischen Sparformen festhalten wollen.

Natürlich müssen die Institute sich dafür ein Stück weit überwinden, ihren Kunden gewissermaßen mit anderen Anbietern zu teilen. Doch die Vorstellung, dass der Kunde alle Finanzangelegenheiten ausschließlich mit einem Anbieter aus einer Hand regelt, ist ohnehin überholt. In Kooperation mit einem Fintech Zinsangebote anderer Banken vermitteln zu können, ist aber der Einstieg in die Plattformökonomie, in der das eigene Haus der Startpunkt sein kann. Wenn nämlich der Kunde das Gefühl hat, von seiner Hausbank auch über deren eigene Leistungen hinaus seinem Bedürfnis entsprechend gut bedient zu werden, dann wird er auch künftig dort nach passenden Angeboten suchen. Das "Teilen" des Kunden trägt somit zur Kundenbindung bei.

Hinzu kommt: Jeder Euro, der über eine Zinsplattform abfließt, entlastet die Bank auf der Liquiditätsseite. Die Kooperation kann so dazu beitragen, Negativzinsen länger zu vermeiden oder auf möglichst wenige Kundengruppen zu begrenzen, wodurch sich die Banken Negativschlagzeilen sparen, die mit Negativzinsen unweigerlich verbunden sind. Red.

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