Negativzinsen

Unter die Matratze

Negativzinsen auf die Guthaben privater Durchschnittssparer sind ein Szenario, das Banken und Sparkassen wenn irgend möglich vermeiden wollen. Völlig ausgeschlossen wird es jedoch selbst von den Sparkassen mittlerweile nicht mehr. Erste Institute haben sie sogar schon eingeführt, um Kunden anderer Kreditinstitute dadurch abzuschrecken, Geld bei ihnen zu parken. Bestandskunden sollen von den Entgelten fürs Tagesgeldkonto bisher verschont bleiben. Wie Privatkunden auf die Einführung solcher Strafzinsen (vermutlich eher als "Guthabengebühren" bezeichnet) reagieren würden, hat der Berliner Online-Finanzmarktplatz Savedo schon zuvor im Rahmen einer repräsentativen GfK-Umfrage untersucht.

Gut die Hälfte der 1064 Befragten (54,7 Prozent) würden - trotz steigender Einbruchskriminalität - ihr Geld dann wieder zuhause aufbewahren. Gut jeder dritte würde mehr Geld ausgeben und weniger sparen (34,2 Prozent). Immerhin fast die Hälfte würde auch investieren - in Immobilien (15,2 Prozent), Wertpapiere (12,1 Prozent), Gold oder Silber (11,6 Prozent) und/oder andere Investitionen wie etwa Festgelder im EU-Ausland (10,9 Prozent). Die Investition der bisherigen Sparguthaben nennen freilich vor allem Menschen mit Abitur oder abgeschlossenem Studium als Option, während für Menschen mit niedrigerem Bildungsabschluss das Kopfkissen oder die Matratze überdurchschnittlich häufig zur Vermeidung von Strafzinsen infrage käme.

Ein ganz ähnliches Bild ergibt sich bei der Aufschlüsselung nach Einkommensgruppen. Auch hier würden die Geringverdiener mit großer Mehrheit ihre bisherigen Sparguthaben als Bargeld horten, während weniger als jeder zehnte Bezieher hoher Einkommen diese Option in Betracht ziehen würde. Negativzinsen auf Sparguthaben würden somit vor allem diejenigen belasten, die sich dies am wenigsten leisten können. Umgekehrt würden besser betuchte Verbraucher möglicherweise sogar profitieren, wenn sie sich dazu veranlasst sähen, bisher "geparkte" Gelder sinnvoller zu investieren. Im Sinne der Politik wäre das gewiss nicht.

Umgekehrt würden sich ich die geldpolitischen Ziele der EZB auch durch sogenanntes "Helikoptergeld", das an die Verbraucher verteilt würde, nicht erreichen lassen, wie eine internationale Studie im Auftrag der ING-Diba zeigt: Der Großteil der deutschen und übrigen Europäer würde demnach einen solchen Geldsegen auf dem Konto belassen, anlegen oder bestehende Schulden reduzieren. Dem Konsum zuführen würden ihn nur 26 Prozent der Deutschen, europaweit 28 Prozent der Verbraucher. Einem Großteil der Menschen fehlt schlicht das Vertrauen in die Politik, dass dieses Geld ihnen an anderer Stelle wieder genommen wird. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X