Vertriebspolitik

Neue Superfiliale für die Deutsche Bank

Deutsche Bank: "Quartier der Zukunft"

Der Anspruch ist ehrgeizig: Am 18. November hat die Deutsche Bank in Berlin eigenen Angaben zufolge die modernste Filiale Europas eröffnet - wieder einmal, ist man versucht zu sagen. Denn das "Quartier Zukunft" ist Nachfolger der Testfiliale "Q110", die 2005 am gleichen Standort eröffnet hatte und innerhalb von zehn Jahren von fast drei Millionen Menschen besucht wurde.

Hier soll erlebbar werden, was Kunden künftig in einer Bankfiliale erwartet - basierend auf den Ergebnissen gezielter Trendforschung in 17 globalen Metropolen und unter Berücksichtigung der Erfahrungen mit Q110. Wie dieser Vorgänger, ist auch das "Quartier Zukunft" als Testort für weitere digitale Angebote gedacht und deshalb vernetzt mit der "Digitalfabrik" der Bank in Frankfurt sowie mit den drei "Innovation Labs", von denen sich eins ebenfalls in Berlin befindet.

Dafür wurde geklotzt, nicht gekleckert. Fünf Millionen Euro hat die Deutsche Bank in die Vorzeigefiliale investiert. Neben der in Flaggschiff-Filialen von Banken fast schon üblichen Gastronomie-Lounge gibt es dort das Kinderbetreuungsangebot "Q Kids", das bereits in der Filiale Q110 viel Zuspruch gefunden hatte. Ein "Urban Garden" soll eine Verbindung von Bankgeschäft und Freiluft-Erlebnis schaffen. Im "Customer Lab" können Kunden ausprobieren, ob ihnen eine neue Bank-App gefällt und was sie daran verbessern würden. Für junge Unternehmen gibt es im sogenannten "Gewächshaus" offene Arbeitsplätze, an denen Gründer neue Ideen und Geschäftsmodelle entwickeln können. Und der "Q Club" versteht sich als exklusiver Treffpunkt für Veranstaltungen.

Schick sieht das alles aus, und wie Q110 dürfte auch die neue Superfiliale viele Menschen anziehen - und sei es nur aus Neugier. Nur: Passt dieser Ansatz wirklich in die Zeit? Was bringt es, in "Luxusfilialen" zu investieren und davon zu sprechen, dass der Besuch in der Filiale durch die "Vernetzung aller Leistungen der Bank ... wieder mehr Relevanz und einen deutlich höheren Stellenwert" erhalte - wenn der Kunde in der Fläche vor allem mit ständigen Beraterwechseln und Filialschließungen konfrontiert wird?

Sicher - vieles von dem, was da in Berlin gezeigt wird, mag in der Praxis nützlich sein. Das gilt für das Ausprobieren neuer digitaler Anwendungen ebenso wie für die Möglichkeit, auf der Homepage des "Quartier Zukunft" auf dem i-Pad den Wunsch-Berater auszuwählen und einen Beratungstermin zu buchen. Aber solche Dinge lassen sich auch eine Nummer kleiner umsetzen. Einer Bank, die in der Öffentlichkeit zuletzt vielfach den Eindruck erweckt hat, nahezu mit dem Rücken an der Wand zu stehen, hätte das vielleicht besser angestanden. Red.

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