Vertriebspolitik

Sparkasse Duisburg: Nähe nicht in Metern messen

Es ist schon ein harter Schnitt, den die Sparkasse Duisburg angekündigt hat: Bis zum Jahr 2022 will sie die Zahl ihrer Geschäftsstellen von heute 33 auf dann 13 reduzieren. Zusätzlich sollen bereits 2017 alle heute noch bestehenden 11 sogenannten "Tandem-Filialen", die umschichtig nur an einzelnen Wochentagen geöffnet sind, verschwinden.

Solche Maßnahmen, so sinnvoll sie auch sind, erfordern zweifellos Mut, obwohl viele Kunden heute kaum jemals noch eine Geschäftsstelle aufsuchen. Deshalb kommunizieren die Duisburger ihre innerhalb der letzten 15 Monate entwickelte Vertriebswege- und Standortkonzeption unter der Überschrift "Sparkasse bleibt Sparkasse!" und erklären und begründen ungewöhnlich ausführlich.

Neben den allseits bekannten Argumenten wie Kostendruck durch Wettbewerb und Regulierung sowie Digitalisierung verweisen sie auf die demografische Entwicklung. Das Geschäftsstellennetz der Sparkasse Duisburg entspricht heute in weiten Teilen noch dem der achtziger Jahre. Damals hatte die Stadt Duisburg noch 580 000 Einwohner; 2008 waren es bereits nur noch 493 000; und bis 2027 soll die Einwohnerzahl einer Studie der Stadt zufolge um fast 10 Prozent auf rund 447 000 sinken. Und weniger Einwohner, die zudem weniger häufig die Geschäftsstelle einer Bank aufsuchen, brauchen naturgemäß auch weniger Standorte.

Insofern ist es sicher vorausschauend, die Möglichkeit, die sich durch das Auslaufen von Mietverträgen in den Jahren 2017 und 2022 ergibt, zu nutzen, um die Standortpolitik veränderten Verkehrswegen, Gewohnheiten und Bedürfnissen der Kunden anzupassen.

Künftig wird es demnach weniger, aber dafür größere Standorte geben, um den Einsatz von Spezialisten zu ermöglichen, wie sie wegen der Vielfalt und Komplexität der Produkte erforderlich sind. Auch kann die neue, kostenträchtige Technik an Kleinstandorten nicht betriebswirtschaftlich sinnvoll dargestellt werden. Dem Abbau bei den Geschäftsstellen steht deshalb der Aufbau von 7 neuen Privatkundencentern (eines in jedem Stadtbezirk) gegenüber.

Dort, aber auch bei den anderen Standorten soll künftig besonderer Wert auf günstige Verkehrslage und Parkmöglichkeiten gelegt werden. In eigenen Räumen, vor allem aber auch in gut frequentierten Einrichtungen wie Supermärkten oder an viel genutzten Verkehrswegen sollen insgesamt 25 SB-Geschäftsstellen bereitgestellt werden - das sind 7 mehr als aktuell.

Weitere Investitionen fließen in den Aufbau eines zentralen Telefon-Service-Centers inklusive Chat und in die Betreuung der internetaffinen Kunden durch gesonderte Berater. Und mit dem Ausbau des Internet-Bankings und der Kundenkommunikation mittels E-Mail, Chat oder Video will man künftig die Kundenerwartung erfüllen, von überall und jederzeit Geldgeschäfte abwickeln zu können.

Wichtig ist es der Sparkasse zu betonen, dass es auch künftig eine flächendeckende Vollversorgung von Verbrauchern und Unternehmen mit Finanzdienstleistungen sowie eine dezentrale Betreuung mit einer festen Berater-Zuordnung geben wird. Nähe bleibe ein festes Element des Markenkerns - wenn sie in Zukunft auch nicht mehr nur in Metern zu messen sein werde.

Wichtig ist bei all dem auch der Verweis auf den Wettbewerb: Auch nach Umsetzung der neuen Strategie, so die Prognose, werde man wie bisher allein ebenso viele Standorte haben wie alle Wettbewerber in der Region gemeinsam. Mit anderen Worten: Wer Nähe wirklich räumlich versteht, ist auch in Zukunft bei der Sparkasse immer noch gut aufgehoben. Nicht zuletzt wird ein Großteil der jetzt angekündigten Umstellungen nicht bereits 2017, sondern erst bis 2022 erfolgen. Das heißt: Die Kunden haben noch etliche Jahre Zeit, sich an die Veränderungen zu gewöhnen. Weil in diesem Zeitraum sicher auch der digitale Wandel weiter voranschreiten und der Anteil der reinen Offline-Kunden immer kleiner werden wird, dürften sich negative Kundenreaktionen in überschaubaren Grenzen halten. Red.

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