ZAHLUNGSVERKEHR

Swatch Pay - die Bank wird zur Infrastruktur

Foto: Swatch Pay

Das Bezahlen mit "Wearables" - also zum Beispiel Armbändern, Uhren oder Schlüsselanhängern ist in Deutschland noch die Ausnahme - anders als in Österreich, wo die Sparkassen mit Bezahlarmbändern bereits gute Erfahrungen gemacht haben. Wenn schon Mobile Payment mit Uhr, dann ist das hierzulande in der Regel eine Smart Watch, entsprechend teuer und von Größe und Optik her auch nicht unbedingt jedermanns Geschmack. Das will nun Wirecard in Kooperation mit Swatch ändern.

Nach der Schweiz als Heimatmarkt des Uhrenherstellers und China ist Deutschland der erste Markt in Europa, in dem beide Partner zusammen jetzt Swatch Pay gestartet haben. Das Bezahlen funktioniert dabei über "normale" Uhren mit integriertem NFC-Chip, die keine weiteren "smarten" Funktionen haben, sondern ganz unauffällig daherkommen und ab etwa 70 Euro zu haben sind. Das soll Swatch Pay für die breite Masse attraktiv machen.

Für das Bezahlen mit der Uhr muss sich der Nutzer allerdings zwei Apps herunterladen: Boon von Wirecard und Swatch Pay - beide verfügbar für Android und iOS. In der Swatch-Pay-App wird dann Boon als Bezahlverfahren hinterlegt. Und bei jeder Transaktion erzeugt Boon eine virtuelle Mastercard, über die der Bezahlvorgang abgewickelt wird - unabhängig davon, welche Bezahlmethode der Nutzer im Hintergrund hinterlegt hat. Das kann eine beliebige Kreditkarte aller gängigen Schemes sein, aber auch eine Debitkarte oder ein Bankkonto. Weil Boon auf Prepaidbasis funktioniert, wird über diese hinterlegten Bezahldaten der Aufladeprozess abgewickelt. In der Swatch-Pay-App, in der alle Transaktionen nachvollziehbar sind, wird allerdings nur die virtuelle Boon-Mastercard sichtbar.

Nutzer überzeugen will man - vor allem in Deutschland - primär mit der Sicherheit: Zum einen wird das Bezahlen über einen Token abgewickelt - es werden also keine Kartendaten übermittelt. Zudem kann die virtuelle Karte über die App deaktiviert (und wieder aktiviert werden), sie lässt sich auch für Online-Einkäufe sperren. Die Tatsache, dass man der Uhr die Bezahlfunktion nicht ansieht, wird als zusätzliches Sicherheitsmerkmal hervorgehoben.

Bezahlt wird, indem die Uhr ans Terminal gehalten wird. Dafür ist es unerheblich, ob die Uhr in Betrieb ist oder zum Beispiel die Batterie gerade leer ist. Die für den Bezahlvorgang nötige Energie kommt dann vom Terminal.

Eine gewisse Limitation der Nutzerzahlen ergibt sich aus der Tatsache, dass der Chip bislang in einem Swatch-Store aktiviert werden muss. Dabei werden die Uhr und die Swatch-Pay-App auf dem Smartphone des Kunden mithilfe einer Bluetooth-NFC-Box miteinander verknüpft. Für Kunden im ländlichen Bereich, die eine Uhr zum Beispiel online erwerben, gibt es also bislang keine bequeme Lösung. Das gilt nach Angaben von Swatch allerdings nur vorübergehend. Etwa im dritten Quartal 2020 soll auch die Online-Aktivierung möglich sein. Die technische Lösung funktioniert dann vermutlich über einen QR-Code. Für Swatch ist die Nutzung der Uhr für Bezahlvorgänge übrigens keine Premiere: In den neunziger Jahren gab es bereits eine auf Skilifte beschränkte Kooperation mit Skidata, die jedoch noch nicht NFC-basiert war und im Zuge der technischen Weiterentwicklung beendet wurde. Red.

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