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Tarifverhandlungen: Wie viel ist drin?

Dass in Tarifverhandlungen die Positionen von Gewerkschaften und Arbeitgebern nicht immer nahe beieinander liegen, gehört zum Geschäft. So auch in der Tarifrunde für die Beschäftigten der öffentlichen und privaten Banken, bei denen Verdi am 4. Mai 2016 mit einer Forderung von einer Gehaltssteigerung um 4,9 Prozent für die rund 230 000 Beschäftigten sowie einer Dynamisierung der Gehälter für übertariflich bezahlte Mitarbeiter in die Verhandlungen geht, nachdem der bisher geltende Tarifvertrag zum 30. April dieses Jahres gekündigt wurde.

Begründet wird diese Forderung damit, dass die "privaten und öffentlichen Banken im originären Kundengeschäft durchaus profitabel" seien und die Beschäftigten nicht zuletzt durch wertvolle Beratung der Kunden in existenziellen Fragen "stabile Erträge" für die Institute erwirtschafteten und an diesen Gewinnen entsprechend beteiligt werden müssen. Schließlich sei durch die zahlreichen Veränderungsprozesse das Arbeitspensum gestiegen und die Verunsicherung über die Zukunft des eigenen Arbeitsplatzes wirke zusätzlich belastend.

Die beiden zuletzt genannten Punkte sind sicher unstrittig. Gerade mit Blick auf die Unsicherheit von Arbeitsplätzen könnte es jedoch sein, dass ein allzu üppiger Tarifabschluss den Stellenabbau in der Branche eher noch beschleunigen wird. Denn ganz so rosig, wie es die Gewerkschaft darstellt, ist die Ertragslage und sind vor allem die diesbezüglichen Erwartungen nicht.

Da aber Tarifabschlüsse immer in die Zukunft wirken, sollte der Blick auf das, was die Arbeitgeber leisten können, weniger die GuV des Vorjahres zugrunde legen, sondern eher die künftigen Perspektiven einbeziehen. Und hier lassen Stichworte wie die erodierende Zinsmarge, eine drohende Abschwächung der Konjunktur und die Bankenregulierung, bei der sich noch kein Ende der immer neuen Vorgaben abzeichnet, wenig Spielraum für übergroßen Optimismus. Deshalb bezeichnen der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes und der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands den tariflichen Spielraum zu Recht als sehr eng.

Die Forderung der Gewerkschaften nach einer Dynamisierung auch der Gehälter der übertariflich bezahlten Beschäftigten ist aber sicher nicht unberechtigt. Auch sie leisten schließlich ihren Beitrag zum Gesamterfolg des Unternehmens und haben aufgrund der Veränderungen in der Branche ein erhöhtes Arbeitspensum zu schultern. Somit gibt es keinen nachvollziehbaren Grund, diesen (wachsenden) Teil der Belegschaften von der tariflichen Lohnerhöhung abzuschneiden. Es handelt sich hierbei schließlich nicht um Bankmanager oder Investmentbanker, wie Verdi-Bundesvorstand Christoph Meister betont. Möglicherweise bietet diese Forderung somit einen Ansatzpunkt für eine Einigung: ein deutlich kleineres Gehaltsplus - aber das dafür für alle. Red.

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