Digitale Vermögensverwaltung

Auf dem Weg zum Standardangebot

Auch im digitalen Zeitalter ist die klassische Wertpapierberatung zwar noch nicht obsolet, doch die digitale Vermögensverwaltung ist immer mehr auf dem Vormarsch - auch bei Banken. Mein Invest etwa heißt es bei den Spardas, Robin bei der Deutschen Bank, die sich seit Ende November 2017 mit diesem Angebot explizit an Kleinanleger ab einem Mindestanlagebetrag von 5 000 Euro wendet.

Robin steuert für Kunden die Investitionen in ETFs, basierend auf Algorithmen, die die Deutsche Bank selbst entwickelt hat, ergänzt um die Marktmeinung von Ulrich Stephan, dem Chefanlagestrategen der Bank für Privat- und Firmenkunden. Als offene Plattform investiert Robin das Geld der Kunden nicht allein in Fonds der Deutschen Bank, sondern in ausgewählte Produkte von vier Anbietern. Zunächst ist das Angebot nur über die Online-Investment-Plattform Maxblue verfügbar, im Lauf des Jahres 2018 soll es auch über die Website der Deutschen Bank zugänglich sein.

Die digitale Vermögensverwaltung soll die Lücke zwischen Online-Brokerage, bei dem der Kunde selbst investiert, und der klassischen Vermögensverwaltung schließen, bei der sich der Kunde nicht aktiv um seine Anlagen kümmern muss. Genau hier liegt der Charme der neuen Angebote - entlasten sie doch den wenig erfahrenen Anleger davon, seine Anlagen im Blick zu behalten und von Fall zu Fall seine Anlageentscheidungen zu treffen. Eine Entlastung an dieser Stelle kann zwar auch die Wertpapierberatung bieten. In Zeiten, in denen der Kunde nur noch ungern in die Filiale kommt, ist die digitale Vermögensverwaltung aber für viele Anleger vermutlich bequemer - und in vielen Fällen auch preisgünstiger, auch wegen der Anlage in ETFs, die in der klassischen Beratung nur selten offeriert werden.

Bei der Deutschen Bank gibt es drei Preisstufen: Für die ersten 25 000 Euro liegt die jährliche Vergütung für die Bank bei 1,0 Prozent, für Depotvolumina zwischen 25 000 Euro und 50 000 sind es 0,9 Prozent und ab 50 000 Euro 0,8 Prozent pro Jahr. Dazu kommen die Kosten für die verwendeten ETFs, die durchschnittlich 0,25 Prozent pro Jahr betragen. Sie werden als Fremdkosten direkt vom ETF-Emittenten einbehalten.

Inwieweit die digitale Vermögensverwaltung die Wertpapierberatung oder das Online-Brokerage für Selbstentscheider verdrängen wird, lässt sich heute wohl noch nicht absehen. Gut möglich, dass das Konzept aus beiden bisherigen Vertriebskanälen Kunden gewinnen und sich als dritter Vertriebskanal etablieren wird.

Damit lässt sich auch aus Bankensicht eine Lücke schließen. Schließlich fühlt sich nicht jeder, dem beispielsweise der Aufwand für ein persönliches Beratungsgespräch zu hoch ist, als Selbstentscheider. Diesen Kunden kann eine digitale Vermögensverwaltung eine Lösung auch dort bieten, wo beispielsweise das nächste Wertpapiercenter weit entfern ist - oder die Bank aufgrund überschaubarer Ertragspotenziale eine Beratung zumindest nicht aktiv anbieten will. Mittelfristig könnten digitale Vermögensverwaltungen - sei es nun als Eigenentwicklung oder in Kooperation mit entsprechenden Anbietern - deshalb durchaus zum Standardangebot von Banken im Wertpapiergeschäft werden. Red.

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