KRYPTOWÄHRUNGEN

"Kryptowährungen haben sich als Assetklasse etabliert" Interview mit Ulli Spankowski

Dr. Ulli Spankowski, Foto: Börse Stuttgart

Noch immer sind Kryptowährungen eine spekulative Anlage. Dennoch haben sie sich als weitere Anlageklasse neben traditionellen Anlageinstrumenten etabliert, sagt Ulli Spankowski. Dass sich inzwischen auch Zentralbanken mit dem Thema beschäftigen, strahlt auf ihre Wahrnehmung aus. Das zeigt sich auch an der rasch wachsenden Zahl von Sparplänen. Den Kryptomarkt bewertet Spankowski mittlerweile als gereift, jedoch immer noch hoch dynamisch. Der Wettbewerb wird seiner Ansicht nach in naher Zukunft sogar noch weiter zunehmen. Red.

Wie lässt sich erklären, dass das Interesse an Kryptowährungen in Deutschland so stark gestiegen ist?

Kryptowährungen sind kein Nischenthema mehr, sondern haben sich als Anlageklasse etabliert. Das gilt für Privatanleger, aber auch zunehmend für institutionelle Investoren. Natürlich sorgen starke Kursanstiege und ein wachsendes Marktvolumen wie beispielsweise im Jahr 2021 auch für breiteres Interesse. Gleichzeitig gibt es immer mehr Möglichkeiten, um sich über Chancen, Risiken und Funktionsweise von Kryptowährungen zu informieren. Viele Anleger sehen Kryptoinvestments als einen Weg, um Rendite zu erzielen oder ihr Portfolio zu diversifizieren.

Wie passt das mit dem hohen Sicherheitsbedürfnis zusammen, das alle Umfragen zum Thema Geldanlage immer wieder zutage fördern? Ist die Lust am Spekulieren gestiegen? Oder betrachten die Menschen Kryptowährungen nicht länger als Spekulationsobjekt?

Kryptowährungen sind zweifellos eine spekulative Anlage. Hohe Preisschwankungen sind weiterhin normal. Das schreckt immer mehr Anleger aber nicht ab: Sie jagen nicht nur einem Hype hinterher, sondern agieren reflektiert. Für ihre Kryptoinvestments nutzen sie unkomplizierte Zugänge und können in kleinen Schritten Erfahrungen mit dieser risikoreichen, aber eben auch spannenden Assetklasse sammeln.

Bei Bison gibt es dafür einen Demo- Modus, in dem die Nutzer mit virtuellem Spielgeld Kryptowährungen kaufen und verkaufen können. So bekommen sie eine Vorstellung vom Kryptomarkt und seiner ausgeprägten Volatilität. Nach der vollständigen Verifizierung sind im Echtgeld-Handel Orders schon ab einem Euro möglich.

Hat die Diskussion um digitale Zentralbankwährungen einen Einfluss auf die Wahrnehmung von beziehungsweise den Handel mit Kryptowährungen? Wenn ja - wie sieht der aus und wie lässt sich das erklären?

Dass sich Zentralbanken weltweit mit eigenen digitalen Währungen beschäftigen, ist ein deutliches Zeichen für die Relevanz und das Potenzial der zugrunde liegenden Technologien. Das strahlt auch auf die Wahrnehmung bestehender, nicht staatlicher Kryptowährungen aus: Sie sind kein vorübergehender Trend mehr, sondern ein Treiber für tiefgreifendende Veränderungen der Finanzwelt. Blockchain, Kryptowährungen und Tokenisierung sind gekommen, um zu bleiben - diese Erkenntnis wirkt sich sicherlich auch auf die Akzeptanz und das Vertrauen bei Anlegern mit Blick auf digitale Assets aus.

Wie lässt sich erklären, dass gerade Ältere den größten Anteil am Kryptoumsatz haben?

Wir haben interne Daten von Bison anonymisiert ausgewertet und einen Kryptoatlas für Deutschland erstellt. Die Analyse zeigt, dass 28 Prozent des Gesamtumsatzes im Kryptohandel bei Bison auf Personen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren entfallen. Die Altersgruppe von 40 bis 50 Jahren folgt mit 27 Prozent dahinter.

Eine mögliche Erklärung: Ältere dürften aufgrund von Einkommen und Ersparnissen insgesamt mehr Kapital zur Verfügung haben und deshalb generell höhere Summen investieren. Diese Investitionen fließen zunehmend auch in Kryptowährungen.

Gleichzeitig lohnt jedoch auch ein Blick auf die Jüngeren: Hier wächst eine Anlegergeneration heran, für die es normal ist, sich auf sozialen Medien über Investments auszutauschen und Kryptowährungen im Portfolio zu haben.

Welche unterschiedlichen Kryptovorlieben haben die einzelnen Altersgruppen - und woran liegt das?

Die Unterschiede sind laut unseren Daten nicht sehr ausgeprägt. Quer durch alle Altersgruppen sind Bitcoin und Ethereum die bei Weitem meistgehandelten Kryptowährungen. Und diese beiden sind ja auch in Sachen allgemeiner Bekanntheit und Marktkapitalisierung führend.

Gibt es Auffälligkeiten bei der regionalen Verteilung?

Wir haben für den Kryptoatlas ausgewertet, in welcher Stadt pro Einwohner am meisten mit Kryptowährungen gehandelt wird. Mit 175 Euro Kryptohandelsvolumen pro Kopf belegt Hamburg mit weitem Vorsprung den ersten Platz. München folgt mit 127 Euro pro Einwohner, danach Düsseldorf mit 105 Euro pro Kopf. Alle drei Städte zählen übrigens auch zu den einkommensstärksten in Deutschland.

Welche Faktoren sind es, die den Handel mit Kryptowährungen besonders beeinflussen? Wann kaufen, wann verkaufen die Anleger?

Bei starken Marktbewegungen ist auch viel Handelsaktivität zu beobachten. Das gilt bei Ausschlägen in beide Richtungen. Insofern findet reger Handel rund um Ereignisse statt, die den Preis von Kryptowährungen beeinflussen. Dazu zählen Entwicklungen in der Regulierung ebenso wie Neuigkeiten zu Aktivitäten und Plänen renommierter Player.

Auch wichtige Einflussfaktoren der klassischen Kapitalmärkte schlagen sich verstärkt im Verhalten der Investoren am Kryptomarkt nieder. Das gilt momentan für Inflationszahlen und die damit verbundene Zinsdiskussion. Die Wechselwirkung zeigt, dass sich Kryptowährungen als Assetklasse neben traditionellen Finanzinstrumenten etabliert haben.

Der Kryptohandel läuft 24 Stunden am Tag an sieben Tagen pro Woche. Wer nicht dauernd selbst den Markt beobachten möchte, kann bei Bison mit einer Limit-Order zielgerichtet handeln. Viele Anleger möchten aber auch regelmäßig und automatisiert in Kryptowährungen investieren und dabei vom Cost Average Effekt profitieren. Deshalb werden Sparpläne bei Bison sehr gut angenommen: Nach ihrer Einführung Ende 2021 sind aktuell bereits rund 45 000 Kryptosparpläne eingerichtet.

Der Boom der Krypto-Startups scheint ja vorbei zu sein - gleichzeitig liegt die Anzahl der Finanzierungsrunden immer noch auf hohem Niveau, wenn auch nicht mehr so hoch wie im Rekordjahr 2017. Heißt das, der Markt hat bereits eine gewisse Marktreife erreicht?

Der Kryptomarkt ist sicherlich gereift. Viele Startups sind mittlerweile etabliert, es gibt immer mehr institutionelle Akteure, und die Weiterentwicklung der regulatorischen Rahmenbedingungen hat für eine Professionalisierung gesorgt. Gleichzeitig ist nach wie vor viel Bewegung im Markt, etwa im Bereich Defi.

Laut der für den Kryptoatlas erhobenen Zahlen gibt es weiterhin relativ viele Finanzierungsrunden, auch mit hohen Volumina. Im Jahr 2021 wurden über 160 Millionen Euro in Krypto-Startups mit Sitz in Deutschland investiert - allein in Finanzierungsrunden, deren Höhe veröffentlicht wurde.

Es gibt ja inzwischen eine Reihe von Möglichkeiten, Kryptowährungen zu handeln. Wie können sich Anbieter differenzieren - und nach welchen Auswahlkriterien treffen Anleger die Wahl der Plattform?

Ein wichtiger Aspekt ist, inwieweit ein Angebot technische Hürden abbaut und Kunden die komplexen Prozesse eines Kryptoinvestments abnimmt. Bei Bison sind wir hier sehr konsequent: Sowohl die App als auch die Desktop- Version bieten nicht nur eine intuitive Benutzeroberfläche, sondern wollen den Handel mit Kryptowährungen generell so einfach wie möglich machen.

Über Bison haben die Nutzer einen einfachen und verlässlichen Zugang zum Handel mit den Kryptowährungen Bitcoin, Ethereum, Litecoin, Ripple (XRP), Bitcoin Cash, Chainlink und Uniswap. Da auch die handelbaren Assets ein Differenzierungsmerkmal sind, wird dieses Spektrum nach eingehender Prüfung kontinuierlich ausgebaut. Auch in diesem Jahr werden weitere Kryptowährungen hinzukommen.

Anleger sollten auch darauf achten, wo eine Kryptoplattform ansässig ist und welchem Rechtsrahmen ein Anbieter unterliegt. Bison ist ein Angebot "Made in Germany" - von der Verifizierung über den Handel und dem Euro-Verrechnungskonto bis zur Verwahrung der erworbenen Kryptowährungen haben alle beteiligten Partner ihren Sitz in Deutschland.

Natürlich sind auch die Kosten für Anleger ein wichtiges Kriterium. Bei Bison gibt es keine Gebühren, für die Nutzer schlägt lediglich der Spread zwischen Kauf- und Verkaufspreis zu Buche. Der Spread kann variieren und beträgt in der Regel 0,75 Prozent pro Kauf und Verkauf. Das ist im Vergleich zu wichtigen Wettbewerbern auf dem deutschen Markt eine für Anleger attraktive Kostenstruktur.

Wie würden Sie aktuell den Markt der Kryptohandelsplattformen bewerten? Und wie sieht hier die Marktposition von Bison aus?

Der Kryptomarkt ist sehr attraktiv und sehr dynamisch. Kryptowährungen kommen zunehmend im Mainstream an, das Anlegerinteresse steigt auch unabhängig von Marktbewegungen, das Wachstumspotenzial ist enorm. Das zeigt sich auch bei Bison: Die Zahl der aktiven Nutzer ist 2021 um rund 150 Prozent gestiegen. Aktuell liegt sie bei rund 600 000. Das Handelsvolumen hat 2021 rund 5,6 Milliarden Euro erreicht. Dabei steht hinter Bison die Gruppe Börse Stuttgart, die als Vorreiter das größte Kryptogeschäft unter den klassischen europäischen Börsengruppen aufgebaut hat. Wir sind der zuverlässige und regulierte Partner, der Anlegern unkomplizierten Zugang zur Kryptowelt bietet - in Handel und Verwahrung.

Zu dieser starken Marktposition werden wir weiter beitragen. Wir sind bereits einer der führenden Anbieter in Deutschland und werden das Geschäft weiter skalieren. Dazu gehört auch, das Angebot von Bison nach Europa zu tragen. So hat Bison nach Deutschland und Österreich Anfang Januar auch in der Schweiz den aktiven Markteintritt vollzogen, weitere Länder werden folgen.

Erwarten Sie bei den Kryptohandelsplattformen auf mittlere Sicht eine Konsolidierung - oder werden eher noch mehr Plattformen aus dem Boden schießen?

Der Wettbewerb im Kryptohandel wird weiter zunehmen. Einerseits werden internationale, spezialisierte Kryptobörsen ihr Engagement auf dem europäischen und deutschen Markt weiter ausbauen. Andererseits erschließen immer mehr traditionelle Akteure den Kryptomarkt, so wie wir das bereits seit 2019 getan haben. Neobroker und Privatbanken sind im Kryptohandel aktiv, es gab zuletzt sogar Spekulationen um einen Einstieg der Sparkassen. In dieser Dynamik sind wir gut aufgestellt, um weiterzuwachsen und die Chancen am Kryptomarkt zu nutzen.

Abbildung 1: Der Boom der Krypto-Start-up-Gründungen ist vorbei Quelle: Bison, Krypto-Atlas Deutschland
Abbildung 2: Ältere mit dem größten Anteil am Kryptohandel Quelle: Bison, Krypto-Atlas Deutschland
Abbildung 3: Hamburger mit dem größten Kryptohandelsvolumen Quelle: Bison, Krypto-Atlas Deutschland
Dr. Ulli Spankowski , Chief Digital Officer , Börse Stuttgart GmbH, Stuttgart

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