Karten-Blickpunkte

Bezahlen im Internet \ Google Checkout: Konkurrenz für Paypal?

In den USA hat der Suchmaschinenbetreiber Google im Juni 2006 einen
neuen Bezahlservice namens "Google Checkout" gestartet. Der Service
funktioniert wie folgt: Der Kunde registriert sich mit Name, Adresse
und Kreditkartennummer bei Checkout. Beim eigentlichen Bezahlvorgang
agiert Google als Vermittler, das heißt auf Wunsch des Benutzers
werden dem Händler weder die Kreditkartennummer des Kunden noch seine
E-Mail-Adresse mitgeteilt.
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Der Händler kann mit einem Logo in seiner Google-Werbeanzeige
(Adwords) oder auf seiner Internet-Seite zeigen, dass dort mit dem
Google-Service bezahlt werden kann. Online-Händler, die ihre Shops
über Google-Adwords bewerben, bekommen in ihren Textanzeigen einen
Einkaufswagen als Checkout-Symbol angezeigt. Für Transaktionen bis zum
Zehnfachen ihrer Adwords-Gebühren müssen sie keine Provisionen an
Google zahlen. Der Dienst wird vollständig von den Händlern
finanziert, die für die Abwicklung des Bezahlvorgangs zwei Prozent der
Transaktionssumme plus 20 US-Cent pro Transaktion an Google
entrichten. Der Marktführer Paypal verlangt für seinen Service 2,9
Prozent plus 30 Cent vom Händler.
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Die Ebay-Tochter Paypal hatte als Bezahldienst des
Online-Auktionshauses bisher eine Art Monopolstellung innegehabt, das
Unternehmen führt weltweit über 100 Millionen Mitgliedskonten. Mit dem
Service will Google nach eigener Aussage Paypal keine Konkurrenz
machen. Das sieht manch Beobachter jedoch anders. Bei Ebay scheint man
sich jedenfalls über den Vorstoß nicht zu freuen. Dort wird das neue
Google-Produkt auf der Liste der nicht gestatteten Angebote gelistet:
wer bei Ebay einkauft, kann Checkout nicht nutzen. Bei Ebay gibt man
an, das Verfahren entspreche nicht den im Hause entwickelten
Sicherheitsstandards, da die Zahlungshistorie des Kunden nicht
nachvollziehbar sei.
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Experten gehen davon aus, dass der E-Payment-Sektor, bedingt durch die
zunehmende Bedeutung des E-Commerce, ein viel versprechender
Wachstumsmarkt ist. Unternehmensberater von Booz Allen Hamilton
ermitteln in einer aktuellen Studie, dass im deutschen Markt bereits
im Jahr 2008 etwa 13 Milliarden Euro über die Systeme der
Online-Bezahldienste abgewickelt werden. Bis 2010 würden die
E-Payment-Umsätze in Deutschland auf bis zu 40 Milliarden Euro
steigen.
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Dabei setze ein Verdrängungswettbewerb ein, der andere Bezahlsysteme
wie Kreditkarten oder Lastschriftverfahren in Bedrängnis bringe.
Momentan würden über diese bereits etablierten Systeme noch rund 90
Prozent des privaten Online-Transaktionsvolumens abgerechnet. Bis ins
Jahr 2008 könne aber, so Booz Allen Hamilton, ein Substitutionseffekt
von etwa zehn Prozent entstehen, langfristig von bis zu 30 Prozent.
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Im E-Payment werde es der Unternehmensberatung zufolge nur den großen,
etablierten Online-Marken wie Paypal oder Google gelingen, langfristig
eine kritische Masse an Nutzern zu gewinnen, um für Händler attraktiv
zu sein. Paypal habe in den USA innerhalb weniger Jahre mehr als 100
Millionen Nutzer gewonnen, bei Google Checkout werde es nicht einmal
drei Jahre dauern bis sich der Dienst etabliert habe. Die Berater
erwarten nach dem Einstieg weiterer Anbieter in den kommenden Jahren
eine deutliche Konsolidierung des Marktes: Drei bis vier
internationale Anbieter werden den E-Payment-Markt unter sich
aufteilen und beherrschen.
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Die angebotenen Bezahlverfahren haben nach einer Umfrage, die EuPD
Research im Auftrag von Paypal durchgeführt hat, einen nicht
unerheblichen Einfluss auf den Geschäftserfolg eines Online-Shops:
Fast 40 Prozent der deutschen Nutzer halten sich mit dem
Online-Einkauf zurück, wenn sie die Bezahldienste als unpassend
empfinden.Red.

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