Blickpunkte

Mastercard Kein amerikanischer Gorilla

Die Situation von Mastercard im neuen Wettbewerb der Debitsysteme ist ein wenig heikel: Einerseits ist Maestro - nicht zuletzt dank etlicher Länder, die bereits ihre nationalen Systeme auf die Mastercard-Marke umgestellt haben - unbestrittener Marktführer auf diesem Gebiet. Anderer seits kann das System in der neuen Wettbewerbssituation zunächst eigentlich nur Marktanteile verlieren. Und das seit dem Börsengang ein wenig angespannte Ver hältnis zwischen der Kartenorganisation und den Banken, das durch den missglückten Versuch, die Maestro-Interchange zu senken, nicht eben besser geworden ist, macht den Umgang miteinander nicht einfacher.

Javier Perez, President, Mastercard Europe, ist deshalb sichtlich bemüht, die Wogen zu glätten und Bedenken hinsichtlich einer US-Dominanz und der Vernachlässigung der europäischen Belange zu beschwichtigen. "Sehe ich aus wie ein amerikanischer Gorilla?" fragte der Spanier auf dem Bankkarten-Forum 2007 mit Blick auf das verbreitete Image von Mastercard.

Natürlich stehe auch in der börsennotierten Gesellschaft das Wohl der Kunden, also der Banken, im Mittelpunkt der Geschäftspolitik, so der Tenor. Im Übrigen entscheide das tägliche Geschäft: Microsoft beispielsweise sei zweifellos ein solcher amerikanischer Gorilla - aber jedermann nutze die Systeme.

Wirklich vergleichen lässt sich Mastercard mit Microsoft indessen kaum, schließlich ist die Marktmacht im Kopf-an-Kopf-Rennen mit Visa eine ganz andere, als sie das Software-Unternehmen erreicht hat. Deswegen stellt sich Perez auch durchaus dem Wettbewerb - und hier kommen trotz aller Freundlichkeit und allen Witzes im Vortrag die Spitzen durch. Selbstverständlich müssen die Banken entscheiden, was für ihre Kunden und ihren Markterfolg das Beste ist: die Maestro-Karte, mit der der Kunde weltweit überall zahlen kann, oder die europäische Lösung, für die er ein Handbuch benötigt, um festzustellen, in welchem Land vielleicht mehr als ein Händler die Karte akzeptiert. EAPS - chancenlos; V-Pay - "ein nettes Konzept" so die Botschaft.

Dass auch Maestro einstweilen im Ausland noch längst nicht so flächendeckend einsetzbar ist, wie es der deutsche Karteninhaber von seiner ec-Karte im Inland gewohnt ist; dass auch in Deutschland die Akzeptanz der Maestro-Karte noch deutlich hinter der des nationalen Systems hinterherhinkt; dass es also möglicherweise der Inhaber der reinen Maestro-Karte sein wird, der das Handbuch benötigt - das alles erwähnt der Präsident von Mastercard Europe nicht. Wozu auch? Die Sparda-Banken werden es in Bälde testen - oder auch nicht, falls ihnen die Akzeptanzlücke und damit das Risiko im Wettbewerb vielleicht doch zu groß scheint. sb

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