Karten-Blickpunkte

Produktpolitik Grüne Karten

Die Verbindung von Konsum mit gesellschaftlicher Verantwortung wird immer mehr zum Marketingthema. Den medienwirksamen Anfang gemacht hat hierzulande die Brauerei Krombacher, die für jeden verkauften Kasten Bier einen bestimmten Beitrag zum Schutz des Regenwaldes stiftet. Auch im Kartenmarkt sind Produkte, die dem Kunden das Gefühl vermitteln, mit jedem Karteneinsatz etwas Gutes zu tun, nichts Neues mehr. Im deutschen Markt kamen sie bisher vor allem als Co-Brandings daher.

So hat American Express bereits 2001 eine WWF-Card aufgelegt, bei der von jedem Kartenumsatz ein bestimmter Anteil der Projektarbeit des WWF zugute kommt. Außerdem wurden drei Euro der ersten Kartengebühr an die Naturschutzorganisation abgeführt. Die Karte ist noch im Markt, wird aber nicht mehr aktiv vertrieben.

Und im Januar dieses Jahres startete die Volkswagen Bank ein Co-Branding mit dem Naturschutzbund Deutschland (NABU), in dessen Rahmen die erste Jahresgebühr von zehn Euro sowie ebenfalls ein Anteil an Disagien dem Naturschutzbund zufließt.

Wenn Barclaycard Deutschland angibt, unter dem Namen "Barclaycard Green" Deutschlands erste Umwelt-Kreditkarte auf den Markt gebracht zu haben, stimmt dies also nur bedingt. Neu an der Ende August aufgelegten Karte, bei der es sich im Gegensatz zu den genannten Beispielen nicht um ein Co-Branding handelt, ist also nicht das Konzept an sich. Auch hier kommen 0,5 Prozent aller Kartenumsätze drei CO2-reduzierenden Projekten zugute. Und ab einem Vorjahresumsatz von 1 200 Euro fließt die gesamte Kartengebühr von 19 Euro an eines der geförderten Projekte.

Das Konzept geht aber noch einen Schritt weiter: Die Karte wird aus recyclingfähigem PETG-Plastik anstelle des her kömmlichen PVC hergestellt. Und mit dem Hinweis auf den geringeren Papierver brauch werden die Kunden zum (optionalen) Online-Abruf der Kartenabrechnung motiviert.

Die genannten Beispiele zeigen: In Deutschland geht es bei den "grünen" Kartenprodukten primär um eine Steigerung des Karteneinsatzes. Eine Eigenleistung des Kunden sehen die Produkte bisher nicht vor. Entsprechende Spenden gehen also letztlich auf Kosten der Margen.

Ein Versuch, ob der Kunde für den Umweltschutz per Karte auch zu zahlen bereit ist, wurde anscheinend bisher nicht gewagt. Ausgerechnet für China macht das Marktforschungsinstitut TNS Infratest eine solche Zahlungsbereitschaft aus: 76 Prozent der Befragten gaben in einer Online-Umfrage ihre Bereitschaft an, für umweltfreundliche Produkte zehn Prozent mehr zu bezahlen - einschließlich Autos und Kraftstoffe. Für "grüne" Kreditkarten wird deshalb ein beträchtlicher Markt prognostiziert. Entsprechende Karten wurden im Reich der Mitte im April 2008 von der Agricultural Bank of China und der HSBC herausgegeben.

Die Zahlungsbereitschaft von Unternehmen für Umweltthemen wird im Rahmen einer Partnerschaft von Visa Europa mit Repay International adressiert, auf deren Basis eine umweltfreundliche Karte für Firmen und Behörden in Europa lanciert werden kann. Auf Basis der Vereinbarung können die Mitgliedsbanken ihren Geschäftskunden Visa-Karten anbieten, die im Rahmen des Clima-Count-Kompensierungsprogramms CO2-Emissionen namentlich bei Geschäfts reisen durch nachhaltige Projekte kompensieren. Im Privatkundensektor ist eine sogenannte klimaneutrale Kreditkarte in den Nieder landen unter dem Namen Visa Green Card bereits 2004 eingeführt worden. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X