Karten-Blickpunkte

Revolving Credit Handelskooperationen: Nur ein Strohfeuer?

"Echte" Kreditkarten mit revolvierendem Kredit sind in Deutschland zwar mittler weile angekommen. In den meisten neuen Kartenprogrammen gibt es Revolving Credit zumindest als Option. Vom großen Durchbruch ist das Standardprodukt der angelsächsischen Märkte aber noch immer weit entfernt.

Chancen im Vertrieb sehen viele Emittenten am ehesten in der Kooperation mit dem Einzelhandel. Dort, wo beim Einkauf Finanzierungsbedarf entsteht, stoßen entsprechende Angebote, die eine vergleichsweise unbürokratische Kreditaufnahme ermöglichen (und die flexible Finanzierung anderer Käufe in der Zukunft versprechen) eher auf Nachfrage als bei dem Girokunden, der Karten lediglich als Abrundung der Palette an Zahlungsverkehrsprodukten versteht. Jüngstes Beispiel einer solchen Strategie ist die zum Konzern der Société Générale gehörende Hamburger Hanseatic Bank, die ihre "Genial Card" mit flexiblen Rückzahlungsmöglichkeiten seit Januar nicht mehr nur selbst ihren Kunden anbietet, sondern auch um Vertriebspartner im Einzelhandel wirbt.

Für den Handel mag eine solche Kooperation durchaus verlockend sein. Schließlich ist der Vertriebsaufwand geringer als beim Ratenkredit. Schattenseite dabei ist freilich die Tatsache, dass den Händlern und ihren Bankpartnern auch so manches Finanzierungspotenzial verloren zu gehen droht: Kunden nämlich, die bereits beim letzten Kauf (von einem anderen Händler) mit einer solchen Karte versorgt wur den, werden beim nächsten Mal vermutlich keinen Kredit nachfragen - es sei denn, zu besseren Konditionen, sei es nun verbunden mit einer neuen Karte, sei es beim konventionellen Konsumentenkredit.

Der neue Trend, dem Revolving Credit über Einzelhandelskooperationen Auftrieb zu verleihen, verspricht insofern nur Erfolg auf begrenzte Sicht. In dem Maße, wie sich dieses Modell beim Handel durchsetzt und bei der Zielkundschaft eine gewisse Sättigungsgrenze erreicht ist, droht ein neuer Konditionenwettkampf. Denkbar ist aber auch eine Flut an neuen "Schläfer"-Karten. Denn da entsprechende Produkte zumeist mit Sonderkonditionen für den Erstkauf beworben werden, könnte sich so mancher Kunde häufiger für eine neue Karte entscheiden, bei der dann keine weiteren Umsätze folgen. Red.

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