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Status und Entwicklungstendenzen bei Digital Payments

Quelle: Concardis

Marcus W. Mosen, Jürgen Moordmann und Dietmar Schmidt (Hrsg.), Digital Payments - Revolution im Zahlungsverkehr, Frankfurt School Verlag, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-95647-073-8, 69,90 Euro

Die Digitalisierung als Überführung analoger Werte in digitale (diskrete) Daten, deren Einsatz zu elektronisch gestützten Produkten und Prozessen führt, dringt in mehr und mehr Bereiche vor. Eine der ersten Branchen, die in die Digitalisierung einstieg, war das Kartengeschäft.

In diesem kleinen Bereich des Privatkundengeschäfts und ebenso kleinen Bereich des Firmenkundengeschäfts ist es bereits gelungen, in mehreren Entwicklungsschüben alle dafür infrage kommenden Produkte und Prozesse durchgehend zu digitalisieren.

Dennoch ist das Kartengeschäft der Banken mit einer Fülle von neuen alternativen digitalen Produkten und Prozessen konfrontiert, die meist von Fintechs entwickelt wurden.

Evolution mit Potenzial zur Revolution

Die Herausgeber von "Digital Payments" erwarten Änderungen auf das klassische Kartengeschäft von zwei Seiten.

- Zum einen sehen sie einen evolutionären Weg: die Verbesserung von Zahlungsverfahren, die auf bestehenden Technologien und Prozessen aufbauen, mit einer Erhöhung der Usability und einer Senkung der Kosten.

- Was aber die derzeitige Entwicklungsphase jedoch interessant macht, ist der revolutionäre Weg, der sich auf neue, meist noch nicht ausgereifte Technologien stützt, über neue Prozesse zu neuen Produkten führt und gegebenenfalls auf neuen Geschäftsmodellen basiert. Die Breite dieser Entwicklung hat nach Meinung der Herausgeber das Potenzial, eine Revolution im Zahlungsverkehr zu bewirken.

Das Buch "Digital Payments" hat drei Teile: Teil I befasst sich mit aktuellen Entwicklungen im Payment-Markt aus institutioneller, regulatorischer, betriebswirtschaftlicher und technologischer Sicht. In Teil II werden neue Geschäftsmodelle und Payment-Verfahren erörtert. Den Daten, als Schlüssel zur Revolution im digitalen Zahlungsverkehr bezeichnet, ist Teil III gewidmet.

30 Beiträge sind diesen Themen gewidmet. Die Autoren sind eine gelungene Mischung aus Vertretern etablierter Player und junger Fintechs, auf Zahlungsverkehrsfragen spezialisierte Experten aus der Wissenschaft und dem Consulting und Repräsentanten diverser Institutionen des Euro-Zahlungsraums.

Innovationen und Regulierung

Im I. Teil skizzieren vorerst Marc Bayle de Jessé und Monika Hempel mögliche Innovationen des Retail-Zahlungsverkehrs aus Sicht der EZB. Daran anschließend analysieren Hans-Martin Kraus und Robert Nest die Veränderungsimpulse der PSD2.

Instant Payments werden einerseits von Hays Littlejohn, Erwin Kulk sowie Britta Kotthaus eher technisch-organisatorisch und andererseits von Michael Salmony eher anwendungsorientiert behandelt. Arne Pache geht ausführlich auf Mobile Payments und Digital Wallets, auf die Kundenauthentifizierung und die Zahlungssicherheit sowie auf die Relevanz des Akzeptanznetzwerks ein. Jürgen Bott und Udo Milkau sehen die Blockchain/Distributed Ledger Technologie im Zahlungsverkehr zurzeit zwischen Hype und Katalysatorfunktion und befassen sich auch kurz mit den Einsatzmöglichkeiten über den Zahlungsverkehr hinaus.

Zum Abschluss von Teil I skizziert Gerd Cimiotti mögliche kommende Veränderungen in der Payment-Branche und Szenarien für das Bezahlen 2025.

Sicht des Handel und seiner Kunden

Der II. Teil beginnt mit einer Analyse der Nachfrage im Markt und dem Wandel der Kundenanforderungen von Andreas Pratz und Frederick Michna. Die Kunden und ihre Zahlungsvorstellungen sind auch wesentlich für Robert Herzig, der in seinem Beitrag die Anforderungen des Handels an Zahlungsverfahren analysiert. Für den Handel ist demnach nur ein Zahlungsverfahren interessant, das der Kunde nicht nur hat, sondern das er auch aktiv nutzt.

Darüber hinaus ist die Verfügbarkeit eines Zahlungssystems ganz wesentlich, da Störungen beim Zahlungsvorgang für alle Beteiligten unangenehm sind.

Die Kosten der Zahlungsverfahren aus Sicht von Online-Händlern betrachten Hans-Gert Penzel und Holger Seidenschwarz. Niklas Bartelt und Silke Finken zeigen am Beispiel von Paydirekt, einer bankenübergreifenden Kooperation in Deutschland, eine Möglichkeit wie Banken ihre Zahlungslösungen erweitern können. Miriam Wohlfahrt führt am Beispiel des Online-Ratenkaufs vor, welchen Mehrwert darauf spezialisierte Dienstleister den Händlern liefern können.

Schweden mit anderen Befindlichkeiten

Den II. Teil abschließend untersuchen Julia Ivanova, Francesco Pisani und Jürgen Moormann, warum in Schweden die Nutzung bargeldloser Zahlungen und insbesondere von Mobile-Payment-Lösungen so stark verbreitet ist. Sie kommen zu dem Schluss, dass die Unterschiede nicht so sehr in den unterschiedlichen Business Models der verschiedenen Payment-Provider liegen, sondern vielmehr in der Akzeptanz neuer Technologien, der Befindlichkeit gegenüber der Datensicherheit und wesentlichen Unterschieden im Gesamtkomplex der Zahlungssysteme.

Verzahnung von Payments und Daten

Im III. Teil wird die Verzahnung von Payments und Daten behandelt. Dabei werden einerseits die Payment-Daten zur unmittelbaren Zahlungsabwicklung und andererseits die Daten, die für andere Zwecke wie zum Beispiel Bonitätskontrolle und Betrugsvermeidung dienen, betrachtet. Ralf B. Abel stellt den neuen Rechtsrahmen für Payment-Dienste durch die Europäische Datenschutz-Grundverordnung vor.

Der Beitrag von Tobias Schreyer behandelt alternative Zahlarten (= alle Zahlungsmethoden, die keine klassischen Prepaid-, Debit- oder Kreditkarten sind) im internationalen Kontext. Er macht (international) unterschiedliche Zahlungspräferenzen an kulturellen, politischen, technischen und/oder wirtschaftlichen Einflüssen fest. Bei Konversionsraten und Käuferreichweite sieht er für den Anbieter im E-Commerce einen Zusammenhang mit dem richtigen Mix an Zahlungsverfahren.

Mythen bei Digital Payments

Kilian Thalhammer und Fabian Mansfeld geht drei Mythen bei Digital Payments auf den Grund: Welche Rolle spielt der Payment-Provider bei der Konversionsoptimierung? Welchen Einfluss hat Big Data bei Payments? Welche Rolle hat Local Acquiring bei der Kartenakzeptanz?

Peter Villa behandelt aktuelle Herausforderungen bei der Datenzusammenführung, -haltung, -abfrage und -nutzung ein. Fabian Zwanzig stellt Einsatzmöglichkeiten verschiedener Zahlungsarten im Forderungsmanagement vor. Der Beitrag von Dietmar Schmidt behandelt die digitale Herausforderung klassischer Banken durch Fintech-Unternehmen.

Als Conclusio kann festgehalten werden, dass der Sammelband "Digital Payments" mit einer Fülle von Beiträgen einen praxisorientierten Überblick über Status und Entwicklungstendenzen bei der Digitalisierung im Payment-Bereich liefert.

Viele offene Fragen

Wie sich die Payments insbesondere aus Kundensicht, aber auch aus Anbietersicht angesichts der zu erwartenden von unterschiedlichen Seiten kommenden Entwicklungsschüben entwickeln werden, wird erst die Zukunft zeigen. Zu viele offene Fragen stehen noch im Raum:

- Wie rasch werden sich die Smartphones verbreiten?

- Wie häufig werden sie für Payments genutzt werden?

- Welche Payment-Applikation(en) werden diese Nutzer bevorzugen?

- Welchen Einfluss haben (landesweite) schnelle Übertragungstechnologien?

- Wie schnell werden die Digitalisierungsprozesse der Player voranschreiten?

- Wie wird sich das Interessengemenge Banken/Fintechs entwickeln?

- Welche Rolle kommt den Telekommunikationsunternehmen bei Payments künftig zu?

- Werden sich neue Technologien wie Blockchain bei Payments entfalten können?

- Werden Instant Payments über den B2B-Bereich hinauswachsen?

- Wie wird sich PSD2 auf den Zahlungsbereich auswirken?

Auf all diese Fragen kann das Buch "Digital Payments" heute natürlich keine Antwort geben, jedoch hat es alle diese Fragen in unterschiedlicher Breite und Tiefe behandelt. Das Buch "Digital Payments" ist mit seinen 412 Seiten für alle traditionellen und alternativen Finanzdienstleister, welche die Zukunft des Zahlens im Fokus haben, interessanter Lesestoff.

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