BEZAHLVERHALTEN

Payment-Branche nutzt die Corona-Chancen

Quelle: S-Payment

Der Anteil der Bargeldzahlungen wird in den kommenden fünf Jahren auf einen Umsatzanteil von 32 Prozent der Bezahlungen in Deutschland zurückgehen. Das prognostiziert Oliver Wyman. 2017 betrug er nach Zahlen der Deutschen Bundesbank noch 52 Prozent.

Der erwartete Rückgang um 20 Prozentpunkte innerhalb von nur fünf Jahren wird natürlich mit der Corona-Epidemie begründet, da viele Händler ihre Kunden zum bargeldlosen und nach Möglichkeit kontaktlosen Bezahlen auffordern. Die ohnehin seit Jahren zu beobachtende Entwicklung vom Bargeld hin zu bargeldlosen Bezahlmethoden hat sich dadurch deutlich beschleunigt. "Eine Entwicklung, die mehrere Jahre dauern sollte, wird durch die Corona-Pandemie nun auf wenige Monate kondensiert", sagt Gökhan Öztürk von Oliver Wyman. Sollte diese Beschleunigung nach Covid-19 weiter anhalten und eine Vielzahl der Kunden ihr Bezahlverhalten beibehalten, sei auch eine Bargeldquote von lediglich 20 Prozent bis 2025 nicht unrealistisch.

Kurzfristig erwartet Oliver Wyman einen Abfall der Barzahlungen nach Umsatz um 15 Prozentpunkte für das Jahr 2021 - zum einen durch diejenigen Konsumenten, die bargeldloses Bezahlen auch nach Covid-19 beibehalten, zum anderen jedoch auch durch ein stärkeres Eindringen der GAFAs in das Payment Ökosystem. Auch eine zunehmende Harmonisierung des Zahlungsverkehrs durch neue weitere Initiativen sowie eine mögliche weitere Senkung der Interchange-Gebühr könnten diese Entwicklung zusätzlich befeuern, so die Erwartung.

Die beschleunigte "Entwöhnung" vom Bargeld liegt aber auch in Corona-Zeiten nicht nur an der aus hygienischen Gründen gestiegenen Annahmeakzeptanz digitaler Bezahlmöglichkeiten seitens der Händler und der aus dem gleichen Grund wachsenden Endkundenadaption, die durch die bisher sehr erfolgreiche Einführung von Apple Pay in Deutschland auch vor Corona schon Fahrt aufgenommen hatte. Sondern die Payment-Branche hat die Chancen, die sich ihr in Zeiten der Pandemie bot, auch zügig genutzt und die veränderte Einstellung auf beiden Seiten - beim Handel und bei Verbrauchern - durch Incentives gefördert.

Auf Händlerseite profitieren Neueinsteiger in die Kartenakzeptanz von Sonderkonditionen. Das gilt im stationären Einzelhandel, sofern die Geschäfte geöffnet sein dürfen. Es gilt aber auch für diejenigen Händler, die von der Zwangsschließung betroffen waren, noch sind oder im schlimmsten Fall künftig noch einmal sein werden, sofern sie versuchen, einen Teil ihres Geschäfts durch den Einstieg in den Online-Handel zu ersetzen. Ach hier springen Paymentdienstleister und Bezahlverfahren mit Sonderpreisen ein. So verzichtet Paydirekt vorübergehend auf die Transaktionsentgelte.

Auch im Online-Handel erschließt die Payment-Branche mit Sonderaktionen somit neue Potenziale - aus Sicht der Kreditwirtschaft mit dem schönen Nebeneffekt, dass Banken und Sparkassen mit Online-Shops im "Schnellbaukasten" die Kundenbindung bei ihren Firmenkunden festigen. Und weil solche Pop-up-Online-Shops natürlich nur ein überschaubares Portfolio an Bezahlverfahren anbieten, gibt das der Branche ein Stück weit Hoheit über die angebotenen Bezahloptionen.

Am schnellsten zu realisieren sind natürlich Vorkasse, Kauf auf Rechnung und Nachnahme. Kreditkartenakzeptanz oder eine Paydirekt-Anbindung wird sich bei der Vielzahl der Geschäfte, die sich jetzt erstmals im Online-Vertrieb ihrer Waren versuchen, eher nicht innerhalb von 24 Stunden realisieren lassen. Das ist aber vielleicht gar nicht so entscheidend. Hat man erst einmal den Fuß in der Tür, dann bietet das die Chance, zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die Zeit nicht mehr ganz so drängt, über ein erweitertes Portfolio an Bezahlverfahren zu sprechen.

Auf der Kundenseite lässt sich die Gewährung doppelter Payback-Punkte für die Nutzung der Mobile-Payment-Lösung Payback Pay in den Monaten April und Mai als ein Beispiel dafür anführen, wie die Branche den Coronabedingen Trend zur bargeldlosen Zahlung fördert. Auch die Verdoppelung der Limits für kontaktlose Zahlungen ohne PIN-Eingabe bei Mastercard und der Girocard fällt in diese Kategorie. Denn sie trägt nicht nur dazu bei, den veränderten Zahlungsbedürfnissen Rechnung zu tragen. Sondern weil die Obergrenze bei Visa seit jeher 50 Euro betrug, wird damit zugleich auch eine Vereinheitlichung der Limits erreicht, auf die man sich zuvor nicht einigen konnte. Red.

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