Digitales Bezahlen

Die digitale Zukunft des Bezahlens hat begonnen

Albrecht Kiel, Regional Managing Director für Zentraleuropa, Visa Europe Management Services Limited, German Branch, Frankfurt am Main

Quelle: Visa Europe

Die Reise zu einer immer digitaleren Zukunft hat gerade erst begonnen, so Albrecht Kiel. Deshalb begrüßt er die nun vorgesehenen Ausnahmen bei der starken Kundenauthentifizierung und die Zulassung risikobasierter Ansätze. Denn die seien am besten geeignet, das Gleichgewicht zwischen Sicherheit und der Nutzerfreundlichkeit zu schaffen, die beispielsweise für Anwendungen im Bereich des Internet der Dinge gefragt ist. Für die digitale Zukunft rüsten will sich Visa vor allem durch Kooperationen mit Partnern aus anderen Branchen. Die Öffnung der eigenen Plattformen für diese Partner ist deshalb Kern der Strategie. Red.

Die Art und Weise, wie Verbraucher heute einkaufen und bei Händlern bezahlen, ändert sich rasant. Neue Geschäftsmodelle und Partnerschaften entstehen - nicht nur im Bezahlsektor. Vom E-Commerce über mobile Geräte bis hin zu Internet-of-Things-Anwendungen bieten sich Verbrauchern heute völlig neue Möglichkeiten. Das wieder vereinte Visa hat bereits viele Entwicklungen auf dem Weg hin zum digitalen Bezahlen vorangetrieben. Die Basis dafür bildet ein sicheres und zuverlässiges Zahlungsnetzwerk, das Finanzinstitute, Händler und Verbraucher weltweit verbindet und kontinuierlich wächst.

Dies zeigt nicht zuletzt die positive Geschäftsentwicklung in Deutschland: Die Akzeptanz und Nutzung von Visa Karten ist im Jahr 2016 erneut gestiegen. Visa Transaktionen in Deutschland stiegen um 10,7 Prozent und der Kartenumsatz erhöhte sich insgesamt um 6,9 Prozent. Auch der E-Commerce wächst weiterhin in Deutschland und der Anteil der mobil getätigten Online-Zahlungen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die Zahl der Transaktionen bei Internetkäufen mit Visa-Karten verzeichnete ein Plus von 22,7 Prozent 2016 im Vergleich zu 2015.

Technologie als Kern der Zukunftsstrategie

Ziel ist es dabei, das globale Potenzial von Visa für die europäischen Kunden nutzbar zu machen. Das Netzwerk "Visa-Net" ist in der Lage, in Spitzenzeiten mehr als 17 000 Autorisierungsmeldungen pro Sekunde zu verarbeiten. Im Jahr 2016 hat Visa insgesamt 141 Milliarden Transaktionen im Wert von 8,9 Billionen US Dollar abgewickelt.

Entwicklungen wie Open Source und Open Standard verändern die Bezahllandschaft stetig. Kunden und Partnern kann damit ein Zugang zu den Visa-Technologie-Plattformen gegeben werden. Die Visa Developer Plattform soll die Entwicklung hin zu neuen digitalen Bezahlerlebnissen vorantreiben und dafür sorgen, dass Verbraucher und Händler vernetzte Geräte nutzen können, um sicher zu bezahlen und bezahlt zu werden.

Offene Programmierschnittstellen (APIs) machen es möglich, mit der globalen Entwicklergemeinschaft zu kooperieren und Innovationen voranzutreiben. Wir werden in Zukunft verstärkt mit diesen Programmierschnittstellen arbeiten. Diese Strategie fördert Innovationen und treibt die Entwicklung hin zum digitalen Bezahlen voran. So wird es Partnern ermöglicht, beispielsweise Token-Lösungen oder Apps für mobiles und digitales Bezahlen zu entwickeln.

Globale Vernetzung schafft neue Möglichkeiten

Unsere Welt verändert sich täglich - neue Akteure kommen hinzu, neue Geschäftsmodelle und Partnerschaften entstehen. Omni-Commerce über verschiedenste Vertriebskanäle und Berührungspunkte ist dabei allgegenwärtig. Mobile Anwendungen und Bezahllösungen sind in vielen Ländern bereits Alltag. Diese und viele andere Entwicklungen zeigen, dass sich unsere Welt immer mehr zu einer digitalen entwickelt: 3,6 Milliarden Menschen nutzen heute weltweit das Internet. Im Vergleich zum Jahr 2000, damals waren es 304 Millionen, ist dies ein massives Wachstum.1)

Ein weiteres Beispiel sind Mobiltelefone. Wir zählen heute 7 Milliarden Mobiltelefone. Seit dem Jahr 2000 - damals gab es 738 Millionen - ist hier eine weitere steile Wachstumskurve zu beobachten.2) Zukünftig wird es auch immer mehr vernetzte Geräte geben, die eine Vielzahl von Möglichkeiten bieten, darunter auch die Möglichkeit, Zahlungen vorzunehmen. Schätzungen des Marktforschungsinstituts Gartner zufolge wird es bis zum Jahr 2020 weltweit 20 Milliarden vernetzte Geräte geben.3)

Kollaboration in den Visa-Innovationszentren

Aus diesem Grund eröffnet Visa global Innovationszentren. Hier werden gemeinsam mit den Kunden Möglichkeiten gesucht, um konkrete Probleme von Verbrauchern oder Unternehmen mit Hilfe von digitalen Anwendungen zu lösen.

Das neue Innovation Center in London ist Teil eines globalen Netzwerkes bestehend aus anderen Visa-Innovationszentren, die an wichtigen Technologie- und Fintech-Standorten wie Berlin, Dubai, Miami, San Franscisco, Singapur, São Paulo oder Tel Aviv ansässig sind. Das Visa Innovation Center in London macht zum Beispiel schon heute erlebbar, wie Visa Technologie reibungslose Einkäufe mit "Connected Cars" ermöglicht, sei es beim Bezahlen für Versicherungen, Maut, Parkgebühren oder andere Services.

Auch Virtual Reality spielt eine große Rolle: Mit einer VR-Brille können Besucher ganz einfach einen Sitzplatz in einem Stadion auswählen und mit Visa bezahlen. Außerdem werden Lösungen für das vernetzte Haus gezeigt. Hier kann man Internet-of-Things-Anwendungsbeispiele für die Token-Technologie, für Identifikationslösungen und Spracherkennungstechnologien erleben.

Globale Kooperationen für ein reibungsloses Kundenerlebnis

Ziel ist es, diese neuen Bezahltechnologien zu nutzen, um ein Kundenerlebnis zu schaffen, das für den Verbraucher besonders bequem ist. Visa arbeitet dabei global mit zahlreichen Partnern zusammen, um das Einkauferlebnis für Kunden noch reibungsloser zu gestalten. Das Unternehmen kooperiert mit Technologieunternehmen wie Google bei Android Pay oder Samsung bei Samsung Pay.

Diese globalen Partnerschaften sind teilweise bereits in unserer Region angekommen: Android Pay wurde dieses Jahr beispielsweise in Belgien eingeführt und Samsung Pay in der Schweiz.

Diese neuen Plattformen eröffnen Finanzinstituten und Händlern auf der ganzen Welt neue und sichere Zahlungsmöglichkeiten mit Visa. Damit entsteht für Karteninhaber eine Vielzahl spannender neuer Optionen für das kontaktlose mobile Bezahlen im Handel sowie für das Bezahlen innerhalb von Apps mit ihren mobilen Geräten.

Ein Thema, das gemeinsam mit den Banken sehr intensiv erforscht wird, ist außerdem das Internet der Dinge (Internet of Things, kurz IoT). Die wachsende Zahl vernetzter Geräte bietet eine einzigartige Möglichkeit, innovative neue Bezahllösungen für diese Geräte mit Partnern zu entwickeln. Durch das Internet of Things können Bezahllösungen in jedes Gerät integriert werden - von Uhren über Ringe und Armbänder bis hin zu Autos.

- Gemeinsam mit IBM wurde eine Technologie-Kooperation ins Leben gerufen, um den Pointof-Sale an jedem Ort verfügbar zu machen. Die Kooperation bringt die Watson-IoT-Plattform von IBM und das globale Bezahlnetzwerk von Visa zusammen, welche von mehr als drei Milliarden Verbrauchern weltweit genutzt werden. Ein Beispiel stellen vernetzte Autos dar. Wird ein Auto mit der Watson-IoT-Plattform verbunden, kann der Fahrer beispielsweise eine Warnung erhalten, wenn bestimmte Autoteile ausgetauscht werden müssen. Diese können dann erneuert und direkt mit Visa bezahlt werden.

- Ein weiteres Beispiel ist die Zusammenarbeit mit Klarna. Visa wird in Klarna investieren und zukünftig eine strategische Partnerschaft verfolgen. Sowohl Visa als auch Klarna wollen den Onlineund mobilen Handel zum Vorteil von Verbrauchern und Händlern in ganz Europa weiter ausbauen. Diese geplante Investition ist Teil der globalen Strategie, die Visa-Systeme zu öffnen.

- Gemeinsam mit Paypal wurde zudem eine Ausweitung der bestehenden strategischen Partnerschaft auf Europa angekündigt. Die europäische Partnerschaftsvereinbarung erleichtert es Finanzinstituten, ihren Karteninhabern die Möglichkeit zu geben, überall dort zu bezahlen, wo Paypal online akzeptiert wird. Außerdem wird Paypal nun auch von europäischen Unternehmen akzeptiert werden, die das Bezahlen mit Visa an physischen Standorten akzeptieren. Außerdem wurde vereinbart, die Teilnahme von Paypal am Visa Digital Enablement Program (VDEP) in Europa auszuweiten. VDEP bietet Partnern Zugang zu Token-Technologie, die einfaches und sicheres Bezahlen mit Mobiltelefonen oder anderen vernetzten Geräten ermöglicht. Dies wird dazu beitragen, die Verwendung von Paypal auf Unternehmen auszuweiten, die Visa am Pointof-Sale akzeptieren.

Und das ist nur der Anfang einer Reihe von Partnerschaften, die den kollaborativen Ansatz zum Ausdruck bringen.

Mit der Möglichkeit, Kartendaten mit Hilfe des Visa-Token-Service zu verschlüsseln entstehen gemeinsam mit Partnern besonders sichere Bezahllösungen. Dies bietet ein großes Potenzial für die Entwicklung neuer innovativer Methoden für das Bezahlen. Außerdem wird beispielsweise erforscht, wie verschiedene biometrische Lösungen die Customer Journey verbessern und Verbrauchern gleichzeitig noch mehr Sicherheit bieten können.

Wichtige Verbesserungen bei der starken Kundenauthentifizierung

Für den Verbraucher in Deutschland ergeben sich parallel dazu aktuell zahlreiche neue Vorteile: Dazu gehört zum einen die Einführung der "Zero Liability"-Regelung. Mit dieser Regelung hat Visa die Haftungsgrenze auf 0 Euro gesenkt. Karteninhaber haften demnach nicht für Zahlungen mit Konsumenten-Kreditkarten oder Karten für kleine und mittelständische Unternehmen, die sie nicht autorisiert haben.

Weitere gute Nachrichten für den Verbraucher beinhaltet der finale Entwurf der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde zur Strong Customer Authentication (SCA). Die neuen Standards werden aktuell von der Europäischen Kommission, dem Europäischen Parlament und dem Europäischen Rat geprüft und können noch geändert oder abgelehnt werden. Im Unterschied zu früheren Entwürfen sieht der Entwurf eine Reihe von neuen Ausnahmen von der SCA vor. Diese beinhalten

- Ausnahmen für elektronische Zahlungen von kleinen Beträgen und elektronische Zahlungen, die auf Transaktionsrisikoanalysen (TRA) basieren,

- eine Erweiterung der Ausnahmen für sogenannte "White Lists" und neue Ausnahmen für transportbezogene Zahlungen.

Gleichgewicht zwischen Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit

Visa begrüßt diese Ausnahmen, insbesondere die Einführung der risikobasierten Authentifizierung. Wir haben aktiv darauf hingewirkt, um risikobasierte Ansätze zur Authentifizierung für das digitale Bezahlen und im E-Commerce zu unterstützen.

Risikobewertung war schon immer eine wichtige Komponente im Zahlungsverkehr. Authentifizierungsmechanismen haben dabei einen erheblichen Teil zur Kontrolle beigetragen. Diese Methoden müssen fortwährend an neue Produkte und neue Risikoprofile angepasst werden.

Regulierung sollte dabei ein Gleichgewicht zwischen Sicherheit und Verbraucherfreundlichkeit schaffen. Ein risikobasierter Ansatz zur Authentifizierung bietet dafür die besten Möglichkeiten. Visa wird seinen Fokus darauf legen, mit allen Stakeholdern zusammenzuarbeiten, um einen verbraucherfreundlichen und effektiveren Ansatz für kontaktloses Bezahlen zu schaffen.

Verified by Visa 2.0 mit kollaborativem Informationsaustausch

Durch die Entwicklung von Verified by Visa 2.0 lässt sich ein noch besserer Service für die Authentifizierung bieten, der das Bezahlen schneller und sicherer macht. Die verbesserte Technologie hinter Verified by Visa 2.0 bietet kartenausgebenden Banken und Händlern mehr Möglichkeiten, den Authentifizierungsprozess noch stärker auf ihre Kunden zuzuschneiden und ein reibungsloses Kundenerlebnis sicherzustellen. Die Datenübertragung findet in Echtzeit statt und basiert auf einem kollaborativen Informationsaustausch.

Visa ermöglicht damit, bei der Datenübertragung zwischen Händlern und Banken zahlreiche zusätzliche Kriterien wie das verwendete Gerät oder die Lieferadresse einzubeziehen. So können Händler und Finanzinstitute die Authentifizierung ihrer Kunden noch genauer und in Echtzeit vornehmen. Das Update bietet außerdem alle nötigen Voraussetzungen, um die Regelungen der PSD2 umzusetzen.

Kontaktloses Zahlen auf dem Vormarsch

Wir sehen außerdem, dass die Infrastruktur für kontaktloses Bezahlen weiter wächst und parallel zunehmend genutzt wird. 2016 wurden vier Mal mehr kontaktlose Transaktionen verzeichnet als noch im Jahr zuvor. Händler wie Aldi, Lidl, dm, H& M, Media Markt/Saturn, Kaufland oder Deichmann akzeptieren bereits kontaktloses Bezahlen. Ikea hat im letzten Jahr nicht nur begonnen, Visa-Zahlungen zu akzeptieren, sondern auch kontaktloses Bezahlen. Einige weitere größere Möbelhäuser sind diesem Beispiel gefolgt.

Laut dem Handelsverband HDE werden bis zum Ende des Jahres 65 Prozent der großen Händler kontaktloses Bezahlen akzeptieren. Bis Ende 2018 erwartet der Handelsverband, dass bis zu 75 Prozent der PoS-Terminals kontaktlos sind. In ganz Europa akzeptieren bereits mehr als 1,2 Millionen Händler kontaktlose Zahlungen per Karte oder über mobile Geräte, mehr als fünf Milliarden Mal haben Visa-Karteninhaber in Europa bereits kontaktlos bezahlt.

Diese Entwicklungen zeigen: Die Reise zu einer zunehmend digitalen Zukunft hat gerade erst begonnen. Die Chancen, die sich daraus ergeben, will Visa nutzen, um die langjährige Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden auszubauen und ein Kundenerlebnis zu schaffen, das reibungsloses Bezahlen zu jeder Zeit, an jedem Ort und über jedes Gerät ermöglicht.

Fußnoten

1) Quelle: www.internetlivestats.com/internet-users/

2) Quelle: www.gsmaintelligence.com/research

3) Quelle: www.gartner.com/newsroom

Zum Autor Albrecht Kiel, Regional Managing Director für Zentraleuropa, Visa Europe Management Services Limited, German Branch, Frankfurt am Main
Albrecht Kiel , Regional Managing Director Central Europe, Visa, Frankfurt am Main

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