Europas erstes Leasing-Planspiel ist ein Asset für die Branche

Positives Fazit nach rund einem Jahr Einsatz

Frank Fiedler

Frank Fiedler - Unter dem Dach des Bundesverbandes Deutscher Leasing-Unternehmen e. V., wurde im Juni 2014 von Partnern aus der Leasing-Branche und auf besondere Initiative der Volkswagen Financial Services AG sowie der Deutsche Leasing AG das erste Unternehmensplanspiel Leasing an das Forschungsinstitut für Leasing an der Universität zu Köln übergeben. Es ermöglicht, die wesentlichen Entscheidungen, die eine Leasing-Gesellschaft treffen muss, abzubilden und deren Konsequenzen in einer Marktsituation zu simulieren. Nach einem Jahr Einsatz des Planspiels zieht der Autor eine erste Bilanz.

Am Ende der studentischen Laufbahn fehlen jungen Menschen häufig die praktische Erfahrung sowie der direkte Bezug zu unternehmerischen Entscheidungen. Deshalb ist es wichtig, ihren Blick bereits während der akademischen Laufbahn über die theoretischen Aspekte hinaus in Richtung Praxis zu lenken. Der Aufbau dieser Erfahrungen gelingt mittels Praktika während des Studiums, aber auch mithilfe sogenannter Planspiele. Diese meist computerbasierten Simulationen setzt man häufig zu Lehr- und Lernzwecken ein. Als bekanntestes Beispiel dient der Flugsimulator in der Pilotenausbildung. Und jeder, der eine Fahrerlaubnis besitzt, hat in seiner medizinischen Grundausbildung an der Reanimationspuppe die Wiederbelebungsmaßnahmen geübt. Der Schwerpunkt bei den genannten Beispielen liegt in der Vermittlung von Abläufen. Unternehmensplanspiele, also eine wirklichkeitsnahe Simulation von Unternehmensprozessen, gelten als besonders geeignet zum Training von Management- und Führungskompetenzen. In den USA setzen rund 98 Prozent aller Universitäten Unternehmensplanspiele ein.

Im Juni vergangenen Jahres ist Europas erstes Leasing-Planspiel am Forschungsinstitut für Leasing an der Universität zu Köln gestartet.1) Es handelt sich dabei um eine computerbasierte Simulation von Unternehmensentscheidungen, welche den Studenten die Aufgaben, Ziele und Herausforderungen eines Leasing-Unternehmens praxisnah vermitteln und so fachübergreifende Managementkompetenzen bereits während des Studiums schulen soll. Auf Initiative von Volkswagen Financial Services und unter Beteiligung mehrerer Mitglieder des BDL wurde das Projekt seit 2011 vorangetrieben, bis die fertige Simulation im vergangenen Jahr schließlich an der Universität zu Köln der Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte.

"Learning by doing"

Planspiele erzielen einen besonders nachhaltigen Lerneffekt, der sich durch die stetige selbstgesteuerte Beschäftigung mit den Lerninhalten erreichen lässt. Zudem lernen die Teilnehmer, durch die Zusammenarbeit im Team ihre Vorstellungen vor anderen Teammitgliedern zu präsentieren, Kollegen von ihren Ideen zu überzeugen und konträre Ansichten zu akzeptieren. Ferner erleben die Teilnehmer komplexe Zusammenhänge durch das Erlernen von Managementinhalten im Wettbewerb mit anderen Teams lebendig und emotional.

Europas erstes Leasing-Planspiel bietet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten:

- lokal als Seminar,

- onlinebasiert oder

- universitär.

In dem jeweiligen Rahmen können die Teilnehmer in deutscher und englischer Sprache die wichtigsten Aufgaben eines Leasing-Unternehmens erlernen. So entscheiden sie zum Beispiel über die Budget- sowie die Personalplanung und setzen die Restwerte der Leasing-Objekte fest.

Der lokale Einsatz erfordert die Anwesenheit der Spieler; die Simulation wird in der Regel als klassisches Spiel zwischen bis zu sechs virtuellen Leasing-Unternehmen aufgesetzt. Das Niveau lässt sich durch Sonderelemente, wie zum Beispiel den Entwurf einer Unternehmensstrategie oder das Abhalten einer Aufsichtsratssitzung, beliebig erweitern. Beim lokalen Einsatz ist der hohe Interaktionsgrad innerhalb des Teilnehmerkreises herauszustellen; eine gute Teambuilding-Maßnahme.

Der onlinebasierte Ansatz hingegen erhöht durch die frei wählbare Anzahl von teilnehmenden Leasing-Unternehmen den Wettbewerbscharakter. Die Teams können weltweit per Internet teilnehmen und in mehreren Runden gegeneinander antreten. Über die Internetseite "www.leasingplanspiel.de" tauschen sich die Teams virtuell aus und treffen ihre Unternehmensentscheidungen. Ebenso besteht die Möglichkeit einer Kombination aus beiden Anwendungen. Nach einer lokalen Einführung und einer ersten Proberunde kann auf den onlinebasierten Einsatz umgestellt werden.

Planspiel weckt Interesse

Der universitäre Einsatz war jedoch für die Projektverantwortlichen stets ein Hauptanliegen. Schließlich sollen die jungen Menschen nicht nur fit für das Berufsleben gemacht, sondern auch für die Fachspezifika des Leasing-Geschäfts begeistert werden. Deshalb haben die Volkswagen Financial Services unter anderem auf der Veranstaltung "Mannheim Forum 2015" der Universität Mannheim einen Unternehmensworkshop angeboten. Dort lernten Studententeams im Rahmen einer rund dreistündigen Case Study das Leasing-Planspiel kennen. Den Teilnehmern wurden verschiedene Aufgaben gestellt, von der Justierung der bestehenden Strategie bis hin zur Unternehmensentwicklung. Das durchweg positive Feedback zeigt die Attraktivität des Spiels sowie das damit geweckte Interesse für das Berufsfeld.

Die Leasing-Branche stellt zudem ein stabiles Geschäftsfeld mit weltweitem Wachstumspotenzial dar und bietet jungen Nachwuchskräften gute Einstiegschancen. Bei Volkswagen Financial Services (VWFS) beispielsweise stieg der Bestand an Leasing-Verträgen in den vergangenen Jahren kontinuierlich; per 31. Dezember 2014 wurden weltweit rund 2,3 Millionen Verträge gezählt. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Plus von fast 15 Prozent. Nicht zuletzt deshalb sind die Mitarbeiterzahlen der VWFS in den vergangen Jahren stetig gestiegen.

Internes Schulungstool

Das Leasing-Planspiel lässt sich außerdem dazu nutzen, das aktuelle Personal weiter zu qualifizieren und für die spezifischen Problemstellungen eines Leasing-Unternehmens zu schulen. Denn in den zahlreichen Spielperioden müssen die unterschiedlichsten unternehmerischen Entscheidungen in den Geschäftsfeldern der Objektklassen "Kfz", "Maschinen" und "IT" getroffen werden. Die Auswirkungen sind zeitnah zu spüren, somit sind unmittelbar Schlussfolgerungen auf das eigene Handeln möglich.

Bei Volkswagen Financial Services findet in diesem Jahr unter den Mitarbeitern sogar ein sogenannter "Leasing Cup" statt. 18 Teams mit insgesamt 72 Mitarbeitern treten dort in ihrer Freizeit in der onlinebasierten Version gegeneinander an. Jedes Team besteht aus vier Personen, die in den unterschiedlichsten Fachbereichen des Unternehmens beheimatet sind und vielfältige Erfahrungen aus ihrem jeweiligen Bereich einbringen. So profitieren die Teams vom Know-how jedes Einzelnen.

Allgemeine und spezifische Lernziele

Mit Europas erstem Leasing-Planspiel verbinden sich die vielfältigsten Einsatzmöglichkeiten und Ziele. Gleichwohl steht das schnelle und praxisnahe Lernen stets im Vordergrund. Und das ganz ohne Risiko, denn Fehler sind erlaubt. Schließlich lernt man aus ihnen bekanntlich am besten. Neben den allgemeinen Lernzielen, wie etwa dem Verinnerlichen des Geschäftsmodells und dem ganzheitlichen Erleben von wirtschaftlichen Zusammenhängen in der Branche, können weitere spezifische Lernziele erreicht werden; so zum Beispiel bereichsübergreifendes Denken und Handeln oder die Liquiditätssteuerung in einem Leasing-Unternehmen.

Dies zeigt das Potenzial des Planspiels. Denn für das Erkennen von Chancen und Risiken eines Geschäftsablaufs bedarf es einer umfassenden Kenntnis des Geschäftsmodells sowie der Unternehmensprozesse und der Märkte, in denen das Unternehmen sich betätigt. Nur so gelingt es, Bedrohungen für den Unternehmenserfolg frühzeitig zu identifizieren sowie Chancen zu erkennen und zu nutzen. Sowohl während der universitären Ausbildung als auch im Berufsalltag besteht jedoch in den wenigsten Fällen die Möglichkeit, all dies umfassend aus- beziehungsweise fortzubilden. Hier leistet das Planspiel für die gesamte Branche wertvolle Dienste: Es weckt das Interesse potenzieller Bewerber, bildet praktische Kenntnisse aus und schult bereits erfahrenes Personal.

Deshalb sieht das Ergebnis nach rund einem Jahr Leasing-Planspiel durchweg positiv aus. Die Projektpartner werden den eingeschlagenen Weg weitergehen, und zwar mit dem sukzessiven Ausbau der Hochschulkooperationen, weiteren Mitarbeiterschulungen, zusätzlichen Seminarangeboten und der stetigen Weiterentwicklung der Simulation auf die aktuellsten Anforderungen des "Leasing Managers". Damit hat sich das Planspiel bereits jetzt als ein bedeutendes Asset für die deutsche Leasing-Branche und deren Personal recruiting und -entwicklung etabliert.

1) www.leasing.uni-koeln.de

DER AUTOR:

Frank Fiedler, Braunschweig, ist Mitglied des Vorstands der Volkswagen Financial Services AG und verantwortet als CFO den Bereich Finanzen, im Einzelnen Controlling, Einkauf, Treasury und Rechnungswesen. Zuvor war er Mitglied des Vorstandes der Marke Volkswagen-Nutzfahrzeuge und dort zuständig für die Bereiche Finanzen und Integrationstechnologie.E-Mail: presse[at]vwfs[dot]com

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